Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Leute auf ihn angesetzt.«
»Wenn wir dem Geiselnehmer sagen können, dass Sagget in U-Haft ist, dass er im Gefängnis sitzt, könnte das etwas bewirken. Ich will sofort Bescheid wissen, wenn ihr ihn findet.«
Sie sah auf die Uhr mit dem weißen Zifferblatt an der Wand. Viertel vor fünf.
So, wie es aussah, würde sie zu spät zum Abendessen kommen.
Duncan war hochzufrieden mit sich, als er in der Jones Street klingelte. Und er war noch zufriedener, als ihm Essie aufmachte und ihn anstrahlte.
»Ach du meine Güte. Wer versteckt sich denn da?«
Er sprach hinter einem riesigen Korb roter Mohnblumen hervor. »Dreimal dürfen Sie raten. Wo darf ich die abstellen?«
»Am besten gleich hier, bis wir ein geeignetes Plätzchen dafür ausgewählt haben. Sind die aber schön! Bitte kommen Sie doch ins Wohnzimmer. Sie sind absolut pünktlich. Oh, und Wein haben Sie auch noch mitgebracht?«
»Ich werde nicht oft von vier wunderschönen Frauen zum Abendessen eingeladen. Das ist eine besondere Gelegenheit für mich.«
»Für uns auch.« Sie nahm den Wein und zeigte auf Josie. »Ich habe Ihnen meine Schwiegertochter Josie noch nicht vorgestellt. Josie, das ist Duncan Swift.«
»Womit wir schon bei fünf schönen Frauen wären. Nett, Sie kennenzulernen.«
»Die fünfte ist allerdings bereits vergeben«, sagte Carter, der ein Tablett mit Kanapees hereintrug. Carly lief direkt hinter ihm und trug ein kleineres Tablett. »Wie geht’s dir so, Duncan?«
»Gut. Hallo, Carly.«
»Mama verspätet sich. Sie muss noch arbeiten.«
»Ich fürchte, das passiert öfter. Aber anscheinend gibt es hier so viel zu essen, dass ich noch eine ganze Weile bleiben werde. Oh, ich hab dir was mitgebracht.«
Ihr Blick erfasste sofort die kleine rosa Geschenktüte in seiner Hand. »Ein Geschenk?«
»Ein Mitbringsel für eine meiner Gastgeberinnen.«
»Vielen Dank«, sagte sie höflich unter den Argusaugen ihrer Großmutter. Dann quietschte sie entzückt auf, als sie die Haarspange herauszog. Sie sah aus wie ein Blumensträußchen aus lila und weißen Veilchen, an denen lange, glänzend weiße Bänder flatterten.
»Die ist wunderschön, danke!« Sofort vergaß Carly ihr gutes Benehmen, schlang ihre Arme um Duncans Taille und hüpfte dann wieder zurück. »Darf ich sie anziehen? Gran, bitte , darf ich sie sofort anziehen?«
»Na dann lauf!«
Carly sauste los und blieb noch einmal stehen, um Duncan anzustrahlen.
»Ganz schön clever«, bemerkte Essie.
»Ich weiß.«
Gegen Viertel nach sechs rief Phoebe erneut zu Hause an und bat Ava, nicht mit dem Essen auf sie zu warten. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, die Geiselnahme unblutig zu beenden, hatte es keinen Sinn, sie alle warten zu lassen, während sie noch mit dem Papierkram und der Einsatzbesprechung beschäftigt wäre.
Sie trank einen eisgekühlten Kaffee und war dankbar, dass jemand auf die Idee gekommen war, die Küche des Diners zu benutzen. Ihr gegenüber saß Opal Johnson, Razz’ Mutter.
Es hatte eine Weile gedauert, sie ausfindig zu machen, weil sie das Krankenbett ihres ältesten Sohnes verlassen hatte, um sich draußen auf eine Bank zu setzen und dort um sein Leben zu beten.
Jetzt war sie hier, in einem Diner voller Polizisten, und kämpfte um ihr zweites Kind.
Es waren bereits erste Fortschritte zu verzeichnen. Obwohl er sich nach wie vor weigerte, rauszukommen oder Geiseln freizulassen, hörte Phoebe, dass sich seine Stimme und auch seine Wortwahl verändert hatten. Sein fester Entschluss geriet ins Wanken.
»Er kommt ins Gefängnis, stimmt’s?«
»Er wird leben«, sagte Phoebe. »Noch hat er niemanden verletzt.«
Opal starrte wie blind aus dem Fenster des Diners. Sie war klapperdürr, ihr Gesicht war ganz aufgedunsen vom vielen Weinen, und ihre Augen waren müde vor lauter Sorgen. »Ich hab getan, was ich konnte, was ich für richtig hielt. Ich hab zwei Jobs angenommen, die Jungs auf die Schule und in die Kirche geschickt. Aber mein Franklin ging seinen eigenen Weg. Und hat Charlie mitgenommen. Die Gang.« Sie spuckte das Wort förmlich aus. »Dagegen komme ich nicht an.«
»Mrs. Johnson, wir tun, was wir können, um Ihren Sohn da unverletzt rauszuholen. Um alle unverletzt rauszuholen, damit er eine zweite Chance bekommt.«
»Sie glauben, das macht sie zu Männern.« Ihr hoffnungsloser Blick traf den von Phoebe. »Die Gangs, die Drogen, das Morden. Sie glauben, das macht sie zu Männern.«
»Ich werde jetzt noch mal mit ihm reden.« Phoebe streckte den
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