Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Mutter, ihren Bruder. Und griff nach dem Handy. »Phoebe MacNamara.« Daves Stimme konnte den Knoten in ihrem Magen auch nicht lösen, bis sie nicht sicher wusste, dass es ihrer Familie gut ging.
»Bonaventure? Wo?« Ohne Stift, Papier oder sonst irgendwas machte sich Phoebe mental Notizen. »Ja. Ich persönlich? Ich bin auf Whitfield Island, bei einem Freund. Ich komme, so schnell ich kann. Gut. In Ordnung. Ich fahr hier in fünf Minuten los.«
Noch während sie telefonierte, rannte sie schon zum Haus. »Sag ihm, ich bin schon unterwegs. Nein, nein, bitte nicht.« Sie warf Duncan einen kurzen Blick zu, der ihr die Tür aufhielt. »Ich habe einen wirklich schnellen Wagen zur Verfügung, aber ich brauche einen Notfallkoffer. Ich ruf dich von unterwegs zurück.«
Sie legte auf.
»Ich muss mir deinen Porsche ausleihen.«
»Kein Problem, aber nur, wenn ich fahre.«
»Dorthin kann ich dich aber nicht mitnehmen.«
»O doch«, verbesserte er sie, während sie gemeinsam die Treppe hochrannten.
»Duncan.« Sie streifte ihr Nachthemd ab und eilte in sein Schlafzimmer. »Ein Mann hat sich auf dem Friedhof von Bonaventure an eines der Gräber gekettet.« Sie griff nach ihren Kleidern. »Alles, was er am Leib hat, scheint ein Sprengstoffgürtel zu sein.«
»Wenn er vorhat, sich in die Luft zu sprengen, kann ich nur hoffen, dass er bereits reserviert hat. In Bonaventure gibt es kaum noch freie Grabstellen.«
»Er ist die Geisel«, sagte sie gereizt, während sie sich anzog. »Zumindest behauptet er das. Und wer immer ihm diese Bombe umgeschnallt hat, soll ihm befohlen haben, zu einer bestimmten Uhrzeit den Notruf zu wählen und nach mir zu verlangen. Wenn ich bis eins nicht da bin, wird derjenige, der für diese Situation verantwortlich ist, die Bombe zünden, und der Kerl fliegt in die Luft.«
»Noch ein Grund mehr, dass ich fahre. Im Gegensatz zu mir kennst du den Wagen nicht – außerdem kenne ich die Straßen besser. Ich fahr dich hin. Wann bist du zum letzten Mal mit einem Sechsganggetriebe gefahren?«, fragte er, als er den Protest in ihren Augen sah.
Phoebe zog sich nickend die Schuhe an. »Du hast recht. Lass uns fahren.«
Es war sinnvoller, dass er den Porsche fuhr und wie ein Wahnsinniger über die Insel in Richtung Brücke raste. So hatte sie nicht nur die Hände, sondern auch den Kopf frei, um Dave zu kontaktieren und sich Notizen zu machen.
»Er behauptet, dass er seinen Namen nicht nennen darf, nicht, bevor du da bist«, berichtete Dave. »Er sagt, er sei voll verkabelt, genau wie die Bombe, und der Typ, der dahintersteckt, hört jedes Wort mit. Er trägt einen Kopfhörer und ein Mikrofon.«
»Lügt er?«
»Ich glaube nicht. Ich werde in fünf Minuten am Einsatzort sein, aber dem Klang seiner Stimme nach scheint er sich zu Tode zu fürchten. Laut dem Bericht der Einsatzleitung hat er jede Menge blaue Flecken im Gesicht, am Rumpf, an Armen und Beinen. Noch hat er uns nicht erzählt, wer das war, wie es genau passiert ist, wann und warum. Angeblich darf er das nicht. Er darf es nur dir sagen.«
»Wenn alles gut geht, bin ich in einer Viertelstunde da. An welches Grab ist er gekettet?«
»Jocelyn Ambuceau, 1898 bis 1916.«
»Ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist. Das, beziehungsweise die Tote, hat etwas zu bedeuten.«
»Wir untersuchen das gerade.«
»Erzähl mir mehr über den noch nicht identifizierten Mann.«
»Er ist weiß, Mitte dreißig, hat braune Haare und braune Augen. Muskulös. Dem Dialekt nach scheint er von hier zu sein. Kein Schmuck, keine Tätowierungen. Arme und Beine sind mit Eisenketten gefesselt, die an in die Erde getriebenen Pfosten befestigt sind. Er trägt Boxershorts und ist barfuß. Er ist zweimal zusammengebrochen, seit die Polizei am Einsatzort ist. Er hat geweint wie ein kleines Kind. Er fleht uns an, ihn nicht sterben zu lassen. Er fleht uns an, dich herzuholen. Holt Phoebe.«
»Er hat mich beim Vornamen genannt? So, als ob er mich kennt?«
»Das ist auch meine Vermutung, ja.«
»Sag ihm, ich bin gleich da.« Als sie in eine Kurve rasten, stützte sie sich mit einer Hand am Armaturenbrett ab.
»Sorg dafür, dass derjenige, der zuhört, mitbekommt, dass ich so gut wie da bin.« Sie sah auf ihre Uhr. »Ich weiß, dass das Ultimatum fast vorbei ist, aber wir schaffen das schon. Sorg dafür, dass sie wissen, dass ich komme. Noch zehn Minuten, Captain.«
»Ich geh jetzt dahin. Ich halte die Stellung, bis du da bist.«
Sie legte auf und sah Duncan an.
»Du
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