Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
dass du verdammt gut im Bett bist.«
»Rufen Sie mich nur an, um mich mit Ihren Obszönitäten zu belästigen, oder haben Sie mir auch wirklich was zu sagen?«
Süße. Gut im Bett. Er versucht, mich als Frau einzuschüchtern.
»Ich ruf nur so zum Zeitvertreib an. Aber wenn du diesen Anruf zurückverfolgen willst, ist das reine Zeitverschwendung. Ist es nicht toll heutzutage, dass man schon ein aufgeladenes Wegwerftelefon kaufen kann? Ich hab heute Morgen gar nicht gesehen, dass deine süße kleine Tochter in die Schule gegangen ist. Ich hoffe nur, sie ist nicht krank.«
Der Block zitterte in ihrer Hand und fiel auf den Bürgersteig. Sie musste die Wut unterdrücken, diese blinde, heiße, rote Wut. »Spionieren Sie kleinen Mädchen nach? Das kommt mir aber ziemlich armselig vor, für so einen cleveren Kerl wie Sie.«
Sie bemühte sich, cool zu klingen, bückte sich, um ihren Block aufzuheben, und blieb in der Hocke, um sich weitere Notizen zu machen.
Er beobachtet das Haus, die Familie. Und er will, dass ich das weiß.
»Warum treffen wir uns nicht, unterhalten uns wie zwei erwachsene Menschen und kommen direkt auf den Punkt?«
»Das kommt schon noch, versprochen. Wir werden ein hübsches, langes Gespräch führen. Aber den genauen Zeitpunkt und den Grund dafür wirst du erst kennen, wenn es so weit ist.«
»Wer war sie? Haben Sie sie geliebt? Wie ist sie gestorben?«
»Darüber reden wir noch. Weißt du, ich hätte deinen Freund ausschalten können, an jenem Abend, als ihr so romantisch auf seinem Boot zu Abend gegessen habt. Ich hatte freies Schussfeld. Vielleicht ein andermal. Vielleicht geb ich mir dann grünes Licht. Auf Wiedersehen, Phoebe.«
»Er ist weg«, sagte Phoebe zu Sykes.
»Leg nicht auf – sie werden versuchen, seine Position zu bestimmen.«
»Es benutzt ein unregistriertes Handy. Er wird sich bewegt haben, als er mit mir telefoniert hat. Ich konnte den Verkehrslärm hören. Er wird das Handy längst weggeworfen haben. Er ist zu klug, es nicht sofort loszuwerden.«
Sie sah sich um und musterte die Straße mit ihren Geschäften. Er konnte überall sein. Er konnte direkt an ihr vorbeigefahren sein, während sie mit ihm telefonierte.
Langsam richtete sie sich wieder auf und überflog ihre Notizen. »Ich glaube, er ist Polizist.«
»Wie bitte?«
»Er ist klug, aber auch ganz schön eingebildet.«
»Klug plus eingebildet ist gleich Polizist?«
»Er will mir beweisen, dass er klüger und besser ist als ich.« Sie klopfte mit ihrem Stift auf den Block. »Er hat mir erzählt, er hätte Duncan umbringen, ihn ausschalten können, wie er sagte, als wir auf Duncans Boot zu Abend gegessen haben. Er hätte freies Schussfeld gehabt. Aber vielleicht gäbe er sich ein andermal grünes Licht.«
»Wie passt das … Moment mal.« Sykes wandte sich ab und hielt sich sein Handy ans Ohr. »Sie haben ihn in der River Street geortet«, sagte er zu Phoebe. »Er hat sich in westlicher Richtung bewegt, danach haben sie ihn verloren.«
»Er hat es ins Wasser geworfen, genau das wird er getan haben. Eine kleine Investition mit einem höchst befriedigenden Ergebnis. Er musste mir das unbedingt noch reinwürgen. Er hat nicht gesagt, ›ich hätte deinen Freund erschießen können‹ oder ›ich hätte freie Bahn gehabt‹. So wie er sprechen Polizisten oder Soldaten.«
Sie hob die Hand, noch bevor Sykes etwas sagen konnte, ging ein paarmal auf dem Bürgersteig auf und ab und dachte nach. »Na gut, jeder, der fernschaut, kann sich diesen Jargon aneignen. Aber so, wie er geredet hat, hat er ihn ganz selbstverständlich benutzt. Ich glaube nicht, dass er geplant hat, das zu sagen. Er wollte mich unbedingt noch mehr provozieren, und da ist ihm das so rausgerutscht. ›Grünes Licht geben.‹ So redet kein Zivilist. Er ist Polizist oder Soldat, oder aber er war mal einer.«
»Arnie ist sauber.«
»Diese Sache reicht weiter zurück in die Vergangenheit als die mit Arnie Meeks. Und sie reicht wesentlich tiefer. Dieser Kerl ist mehr als ein frauenfeindliches Arschloch. Die Lösung steht in diesen Akten, irgendwo in diesen Akten. Ich muss Duncan anrufen, sicherstellen, dass er bewacht wird. Und dann werden wir diesen Mistkerl verdammt noch mal finden.«
Sykes sah, wie sie zurück zum Wagen ging und wie wild auf ihr Handy eintippte. Es war nicht leicht, sich von so einer temperamentvollen Rothaarigen nicht beeindrucken zu lassen, also sagte er nur: »Ja, Ma’am.« Und ging ihr nach.
Duncan betrat das Haus von Ma
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