Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Porsche nach Hause gefahren.«
»Ist er geschniegelt?« Essie zog die Brauen zusammen, und ihre Stirn legte sich in Falten. »Bei dem vielen Geld ist er bestimmt so ein geschniegelter Typ.«
»Nein, eher hübsch«, beschloss Phoebe nach kurzem Nachdenken. »Er ist verdammt hübsch, aber meiner Meinung nach ist das angeboren. Er hat mich überredet, am Samstagabend mit ihm essen zu gehen.«
»Du gehst mit einem Millionär aus.« Ava stieß Essie mit dem Ellbogen in die Rippen. »Unsere Kleine geht mit einem Millionär.«
Weil sie die Vorstellung nervös machte, sagte sie schnell: »Ich gehe nicht mit ihm. Ich will gar keinen festen Freund, das bringt doch sowieso nur Ärger. Was soll ich anziehen, worüber soll ich mit ihm reden? Wird er Sex wollen? Na klar will er das. Aber will ich Sex? Das will schließlich alles reiflich überlegt sein.«
»Es geht doch nur um ein Abendessen«, meinte Ava. »Am Samstagabend.«
»Ja. Wie dem auch sei, er ist hübsch«, murmelte Phoebe. »Verdammt hübsch.«
Der Tatort war ein kleines Büro. Jasper C. Hughes, Anwalt. Der Geheimdienst hatte Phoebe informiert, dass sich Hughes, eine gewisse Tracey Percell und ein Bewaffneter namens William Gradey darin verbarrikadiert hatten.
Das Spezialeinsatzkommando war noch damit beschäftigt, die genaueren Umstände zu klären. Phoebe griff nach ihrem Einsatzkoffer und eilte zu dem Polizisten, der als Erster am Tatort eingetroffen war. Wie sie bereits wusste, war es leider Arnie Meeks.
»Wie ist die Lage?«
Arnie trug eine dunkle Sonnenbrille, trotzdem spürte sie die Verachtung in seinem Blick. »Der Typ hat zwei Geiseln. Zeugen haben Schüsse gehört. Als ich eintraf, rief der Typ, dass er beide umbringt, sobald jemand versucht reinzukommen.«
Phoebe wartete einen Moment. »Ist das alles?«
Arnie zuckte die Achseln. »Der Typ behauptet, der Anwalt hätte ihn um sechstausend Dollar betrogen, und die will er jetzt zurück.«
»Wo ist das Protokoll, Officer?«
Er grinste überheblich.
»Ich bin gerade dabei, dieses Arschloch davon abzuhalten, zwei Menschen umzubringen. Ich hatte keine Zeit, ein Protokoll zu schreiben.«
»Wann genau hat man die Schüsse gehört?«
»So ungefähr gegen neun Uhr morgens.«
»Gegen neun?« Sie spürte, wie sowohl Wut als auch Angst in ihr hochkrochen. »Das ist gut zwei Stunden her, und trotzdem haben Sie erst jetzt beschlossen, einen Verhandler hinzuzuziehen?«
»Ich habe die Lage absolut unter Kontrolle.«
»Sie werden von einem anderen Beamten abgelöst.« Sie zeigte auf einen weiteren Polizisten in Uniform, während sie ein Protokollformular aus ihrem Einsatzkoffer nahm. »Ich möchte, dass alles notiert wird. Der Zeitpunkt, wann die Meldung einging, was vorgefallen ist, wer was sagt und wann.« Sie holte einen Notizblock heraus.
Arnie packte ihren Arm. »Sie können hier nicht einfach so aufkreuzen und die Einsatzleitung übernehmen.«
»O doch, das kann ich.« Sie riss sich los. »Der Captain ist bereits unterwegs, und Commander Harrison leitet das Spezialeinsatzkommando. Und im Moment habe ich hier das Kommando, als Verhandlerin. Holen Sie den Geiselnehmer ans Telefon«, befahl sie dem Polizisten, den sie zum zweiten Verhandler ernannt hatte.
»Ich bin hier derjenige, der das Schlimmste verhindert hat.«
»Ach ja?« Sie fuhr zu Arnie herum. »Haben Sie mit beiden Geiseln gesprochen? Haben Sie zweifelsfrei festgestellt, dass beide noch leben? Wissen Sie, ob sie verletzt sind, ob jemand ärztliche Hilfe benötigt? Wo ist Ihr Lagebericht? Ihr Protokoll? Welche Fortschritte haben Sie in den letzten zwei Stunden gemacht, um diese Geiselnahme unblutig zu beenden, bevor Sie sich dazu herabgelassen haben, uns zu rufen?«
Sie griff nach dem Telefon und sah kurz auf ihren Notizblock, auf dem sie bereits Namen notiert hatte.
»Ich will nicht mit Ihnen reden!« Die Stimme am anderen Ende der Leitung schrie diese Worte wutentbrannt heraus. »Ich habe bereits genug geredet!«
»Mr. Gradey? Hier spricht Phoebe MacNamara. Ich bin eine Verhandlerin der Polizei. Sie reden von jetzt an nur mit mir. Sie klingen aufgebracht. Alles in Ordnung bei Ihnen, Mr. Gradey? Hat irgendjemand medizinische Probleme, von denen ich wissen sollte?«
»Es ist zu spät.«
»Lassen Sie uns gemeinsam eine Lösung finden. Darf ich Sie William nennen? Werden Sie so genannt?«
»Ich habe genug geredet!«
»Ich bin nur hier, um Ihnen zu helfen.« Sie hörte an seiner Stimme, dass er es ernst meinte und wirklich nicht
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