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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ehrlich, in dem Moment hab ich gedacht, jetzt tut er’s, nur, um es dem Polizisten zu zeigen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen.«
    »Sie haben gehört, wie der Polizist das gesagt hat?«
    »Ja. Nur dass er ihn nicht Mr. Gradey, sondern ›du Arschloch‹ nannte.«
    Phoebe sah Dave wieder an, als Tracey begann, eines ihrer Taschentücher in winzige Fetzen zu reißen. »Also hat Mr. Gradey dem Polizisten gesagt, er solle doch reinkommen und ihn holen, dann würde er ihn und uns erschießen. Und dass er das Geld brauche. Er hätte sein Auto verkaufen müssen und hätte keine Ahnung, wo er schlafen soll, woraufhin der Polizist meinte, er würde ohnehin in einer Zelle übernachten, und dafür bräuchte man kein Auto. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, aber irgendwann kamen weitere Polizisten. Meinen Sie, Brad ist inzwischen da?«
    »Ich werde gleich mal nachsehen. Was ist als Nächstes passiert, Tracey?«
    »Na ja, Mr. Gradey wurde immer aufgebrachter. Ich dachte wirklich, gleich erschießt er uns, damit es endlich vorbei ist. Ich hab wieder angefangen zu weinen, ziemlich laut, glaube ich. Er meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, es sei schließlich nicht meine Schuld. Polizisten und Anwälte, meinte er, Polizisten und Anwälte machen mit einem, was sie wollen. Ich glaube …«
    »Was glauben Sie?«, hakte Phoebe nach.
    »Ich glaube, er hatte vor, mich freizulassen. Ich hatte irgendwie so ein Gefühl. Mich, aber nicht Jasper. Denn er wollte wissen, ob ich das mit dem Geld auch der Polizei erzähle, wenn er mich gehen lässt, und ich habe es ihm versprochen. Natürlich würde ich davon erzählen. Dann hat das Telefon geklingelt. Dieser Meeks hat Jasper angeschrien, er solle drangehen. ›Geh ans Telefon, du Hurensohn. ‹« Tracey seufzte laut auf. »Ich weiß, das klingt jetzt blöd, aber dieser Polizist hat mir mindestens genauso viel Angst eingejagt wie Mr. Gradey und seine Waffe.« Sie wischte sich über die Augen. »Ich wünschte, er hätte den Mund gehalten. Denn dann hätte mich Mr. Gradey bestimmt gehen lassen, und vielleicht hätte er sich dann nicht direkt vor meinen Augen erschossen. Ich weiß es nicht.«
    »Gut, Tracey, das reicht fürs Erste«, sagte Phoebe, während Tracey zu schluchzen begann.
     
    Phoebe wartete, bis sie draußen außer Hörweite waren und in der frischen Frühlingsluft standen. »Er hat ihn in den Selbstmord getrieben. Mit seinem Verhalten hat er das Leben zweier Geiseln aufs Spiel gesetzt. Er hat die übliche Vorgehensweise ignoriert und jede nur erdenkliche Verhandlerregel mit Füßen getreten. Und mit welchem Ergebnis?«
    »Nicht jeder Polizist besitzt Verhandlungsgeschick oder weiß, wie man sich bei einer Geiselnahme richtig verhält.«
    Sie konnte das unmöglich durchgehen lassen. »Verdammt noch mal, Dave! Verteidigst du ihn etwa? Verteidigst du sein Verhalten?«
    »Nein.« Dave hob abwehrend die Hände. »Und ich werde auch nicht mit dir streiten, Phoebe. Weil du recht hast. Officer Meeks wird dazu befragt werden.«
    »Ich werde ihn befragen. Das ist mein Zuständigkeitsbereich«, sagte sie, noch bevor Dave etwas dagegen einwenden konnte.
    »Aber du und Arnie Meeks habt auch so schon Probleme genug. Du hast mit dem Geiselnehmer telefoniert, als er sich erschossen hat.«
    »Wenn ich Meeks nicht befrage, untergräbt das meine Autorität. Er hat fast zwei Stunden gewartet, bevor er Unterstützung angefordert hat. Das allein ist schon das Letzte. Hier geht es nicht darum, dass er ein Problem mit mir hat. Er selbst ist das Problem.«
    »Pass auf, dass es nicht wie Rache aussieht.«
    »Ein Mann ist tot. Rache macht den auch nicht wieder lebendig.«
    Phoebe ließ sich Zeit und nutzte den restlichen Tag, um Zeugenaussagen und Informationen zu sammeln, sich Notizen zu machen sowie ihren Bericht zu schreiben.
    Dann rief sie Arnie zu sich ins Büro.
    »Meine Schicht ist jetzt zu Ende«, sagte er.
    »Machen Sie die Tür hinter sich zu, und setzen Sie sich.«
    »Meine Schicht geht von acht bis vier. Wenn es später als vier wird, schreib ich Überstunden auf.« Aber er kam auf sie zu und nahm Platz. Er wies mit dem Kinn auf das Aufnahmegerät auf ihrem Schreibtisch. »Was soll das?«
    »Dieses Gespräch wird zu Ihrem und zu meinem Schutz aufgezeichnet.«
    »Vielleicht sollte ich meinen Polizeibeauftragten anrufen.«
    »Wenn Sie ihn dabeihaben wollen – bitte sehr.« Sie schob ihm energisch das Telefon hin.
    Arnie zuckte die Achseln. »Sie haben noch genau fünf Minuten Zeit,

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