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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hatte Angst. Ich wollte, dass die Polizei kommt, weil ich dachte, dass uns die Polizei hilft. Sie ist auch gekommen und hat mit meiner Mutter gesprochen. Ich möchte nicht behaupten, dass sie ihr abgeraten haben, Anzeige zu erstatten, aber dazu ermutigt haben sie sie auch nicht gerade. Sie haben sich seinen Namen notiert und versprochen, sie würden mit ihm reden. Das haben sie bestimmt auch. Was genau passiert ist, weiß ich nicht, aber einen Teil davon schon. Ich weiß, dass er ihr vor der Arbeit aufgelauert und sich entschuldigt hat. Ich weiß, dass er mit Blumen bei uns vorbeikam, aber sie hat ihn nicht reingelassen. Ich habe gesehen, wie er draußen in seinem Auto saß und das Haus beobachtete. Und einmal habe ich miterlebt, wie er sie gepackt hat, als sie aus dem Haus ging und versucht hat, sie in seinen Wagen zu zerren. Da hab ich ein zweites Mal die Polizei gerufen, und einige der Nachbarn kamen raus, also ist er wieder abgehauen. Danach hat Mama eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt. Dazu hatte man ihr geraten.«
    »Sie haben ihn nicht verhaftet.«
    »Vielleicht haben sie ihn ein paar Stunden festgehalten und ein ernstes Wörtchen mit ihm geredet. Also hat er sich ein paar Abende später volllaufen lassen, hat seine Waffe genommen und ist bei uns eingebrochen. Er hat Mama so brutal geschlagen, dass sie hier immer noch eine kleine Narbe hat.« Phoebe fuhr mit den Fingern über ihre Wange. »Er hat ihr die Waffe an den Kopf gehalten und mir und Carter befohlen, alle Türen und Fenster zu schließen und die Vorhänge zuzuziehen. Wir würden uns jetzt mal zusammensetzen und richtig reden. Er hatte uns fast zwölf Stunden in seiner Gewalt. Nach ein paar Stunden kam die Polizei. Reuben hatte zum Spaß ein paar Löcher in die Wand geschossen, und da haben die Nachbarn die Polizei gerufen. Er hat geschrien, dass er uns alle umbringt, wenn sie es wagen reinzukommen. Zuallererst uns, die Kinder. Bald darauf hat die Polizei den Strom abgestellt. Es war August und unglaublich heiß. Dann hat ihn Dave ans Telefon geholt und ihn in ein Gespräch verwickelt.«
    »Er hat ihn überredet, euch freizulassen?«
    »Er hat ihn in ein Gespräch verwickelt. Das ist die Regel Nummer eins. Solange Reuben mit Dave redete, erschoss er uns nicht. Aber das hätte er, da bin ich mir sicher. Carter und mich. Er hat uns damit das Leben gerettet. Aber nach einer Weile geriet Reuben wieder in Rage. Er wollte Carter etwas antun, das spürte ich. Also habe ich ihn abgelenkt, so wie Dave mit dem Gespräch übers Angeln. Irgendwie schaffte ich es ins Bad, machte das Fenster auf und befahl Carter, hinauszuklettern, sobald er die Chance dazu hatte.«
    »Du hast deinen Bruder da rausgeholt«, murmelte Duncan.
    Sie erzählte ihm, wie sie das Essen mit den Schlaftabletten präpariert hatte. Und wie sie im Krankenhaus gewartet und sich mit Dave unterhalten hatte, während man ihrer Mutter das Gesicht nähte.
    »Er hat meiner Familie das Leben gerettet.«
    »Und du hast sie da rausgeholt. Als Zwölfjährige.«
    »Wenn Dave nicht gewesen wäre, hätte ich keine Familie mehr gehabt, die ich hätte retten können. Danach sind wir in das Haus von meines Vaters Cousine gezogen, das Haus in der Jones Street. Dave hat Kontakt zu uns gehalten. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Dave hat mir auch von den Verhandlungstechniken bei Geiselnahmen und in Krisensituationen erzählt. Er meinte, ich hätte Talent dafür, außerdem wüsste ich, wie es sich anfühlt, eine Geisel zu sein. Es klang aufregend. Also habe ich mich ausbilden lassen und stellte fest, dass er recht hatte. Ich habe ein Talent dafür.«
    Sie hob das Glas und prostete ihm zu. »Das ist zwar kein Lottogewinn, hat mich aber dahin gebracht, wo ich heute bin.«
    »Und was ist mit Reuben passiert?«
    »Er ist im Gefängnis gestorben. Er hat jemanden dermaßen provoziert, dass der mit einem selbst gebastelten Messer mehrfach auf ihn eingestochen hat. Als moralischer Mensch und als Gesetzeshüterin kann ich das eigentlich nicht gutheißen. Aber ich bin losgezogen und habe eine Flasche Champagner gekauft. Das entspricht nicht gerade meinem Berufsethos, aber es war auch nur eine sehr kleine Flasche. Ich habe jeden einzelnen Tropfen genossen.«
    »Das freut mich zu hören.« Er drückte erneut ihre Hand. »Du hattest ein interessantes Leben, Phoebe.«
    »Interessant?«
    »Na ja, über zu viel Routine kannst du dich wohl kaum beklagen.«
    Sie lachte. »Nein, das wohl kaum.«
    »Jetzt weiß

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