Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
besten, du liest dir einmal den Bericht durch, Captain, einschließlich der zivilen und polizeilichen Zeugenaussagen.«
»Das habe ich bereits.« Dave kratzte sich missmutig im Nacken. »Selbst wenn er es darauf angelegt hätte – er hätte sich gar nicht übler verhalten können.«
»Ich bin mir gar nicht mal sicher, dass er es nicht darauf angelegt hat. Er ist ein Angeber, er ist rassistisch, sexistisch und dumm. Er sollte kein Polizist sein.«
»Phoebe, mit dieser voreingenommenen Haltung wirst du nicht sehr weit kommen.«
»Das hat überhaupt nichts mit persönlicher Voreingenommenheit zu tun, das ist eine Tatsache. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass mir das psychologische Gutachten recht geben wird. Dave, er hat mir diese verstümmelte Puppe vor die Haustür gelegt.«
Dave steckte die Hände in die Taschen und ballte sie zu Fäusten. »Ich möchte dir da nicht widersprechen, aber Dritten gegenüber solltest du mit solchen Anschuldigungen äußerst vorsichtig sein. Du brauchst mehr Beweise, um …«
»Er hat mich offen eine Schlampe genannt, von den vielen Malen, wo er es hinter meinem Rücken getan hat, mal abgesehen. Er stand ungefähr da, wo du jetzt stehst, und hat mir gedroht. Er hat keinerlei Respekt vor meiner Autorität, ja nichts als Verachtung für mich.«
»Glaubst du etwa, ich würde ihn nicht auch liebend gerne loswerden?«, gab Dave zurück. Zum ersten Mal ließ er sich etwas von seiner Wut und seinem Frust anmerken. »Aus diesem Team, aus diesem Department? Aber ich habe keinen Anlass, ihn zu feuern, noch nicht. Und, Phoebe: Wenn du hinter diesem Schreibtisch sitzt, musst du dir selbst Respekt verschaffen.«
»Das habe ich auch«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »In den 30 Tagen, die er suspendiert ist, dürfte er genug Zeit haben, um darüber nachzudenken. Captain, er stand in diesem Büro und hat mir vorgeworfen, dass ich nur hier sitze, weil ich sexuelle Handlungen mit dir begangen habe.«
Dave starrte sie sprachlos an. »Dieses Arschloch. Was für ein Arschloch.« Er atmete scharf ein. »Gab es irgendwelche Zeugen?«
»Nein. Ich hatte das Aufnahmegerät abgestellt, bevor er das gesagt hat. Aber er hat es gesagt. Und zwar deutlich. Was darauf schließen lässt, dass er dich genauso verachtet wie mich. Hinzu kommt, dass er meiner Meinung nach kurz davor stand, mich körperlich anzugreifen. Detective Sykes ging dazwischen. Ich sage das nur ungern und möchte diesen Mist auch nur ungern weitererzählen, aber ich bin nun mal fest davon überzeugt, dass Arnold Meeks gefährlich ist. Frag Sykes.«
»Das werde ich auch. Ich werde dieses Treffen für heute Nachmittag anberaumen. Bereite dich bitte dementsprechend vor.«
»Ja, Sir.«
»Möchtest du eine Anzeige wegen sexueller Belästigung erstatten?«
»Nein, noch nicht. Ich bleibe bei Gehorsamsverweigerung.«
Er nickte und wandte sich zur Tür. »Vielleicht solltest du deinen eigenen Polizeibeauftragten anrufen.« Er drehte sich noch mal um. »Die Familie Meeks hat einigen Einfluss hier und viele Beziehungen. Pass auf dich auf, Phoebe, denn selbst wenn wir es schaffen, diesem Arschloch einen Dämpfer zu verpassen, kann er immer noch großen Schaden anrichten.«
»Ich seh mich vor. Dave? Tut mir leid, dass ich dich da auf so einer persönlichen Ebene mit reinziehen muss.«
»Du warst das nicht«, sagte Dave kurz angebunden. »Er war das.«
Da kam so einiges auf sie zu, dachte sie, als sie allein war. Nun, sie war Ärger gewohnt. Sie würde sich gut auf das Treffen vorbereiten.
Durch die gläserne Trennwand ihres Büros sah sie, wie Dave Sykes bat, für eine private Unterredung mit in den Pausenraum zu kommen. Der Beschützerinstinkt ihres Captains war geweckt, und es tat ihr leid, unendlich leid, dass sie ihn hatte wachrufen müssen. Aber es kam einfach nicht infrage, dass Meeks Leben in Gefahr brachte, sie bedrohte, ihre Familie in Angst und Schrecken versetzte und sich dann mithilfe von viel Vitamin B aus der Affäre zog. Es war ihr egal, wer sein Vater war.
Aber jetzt, ermahnte sie sich, musste sie sich dringend auf andere Dinge konzentrieren und nach unten gehen. Vorher schaute sie noch kurz bei der Sekretärin vorbei. »Ich bin die nächsten anderthalb Stunden im Konferenzraum.«
»Ah, verstehe. Äh, Lieutenant?« Annie Utz, die Teamassistentin, schenkte Phoebe ein kurzes, nervöses Lächeln. »Es könnte sein, dass ich, äh, mir gegen Ende der Woche einen Tag freinehmen muss, um ein paar private Angelegenheiten zu
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