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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sich wegsacken, während man sie untersuchte und hochhob. Während die Schnittwunden und Kratzer behandelt wurden, hielt sie die Augen geschlossen. Als sie geröntgt wurde, versuchte sie an gar nichts zu denken.
    Es würde Tränen geben, das wusste sie. Ein Meer an Tränen, aber das konnte warten.
    Liz betrat den Untersuchungsraum. »Wie ich hörte, wollen Sie jetzt mit mir reden?«
    »Ja.« Phoebe saß auf dem Untersuchungstisch. Ihre Rippen schmerzten, aber die Schlinge, in der ihr Arm steckte, linderte die Schmerzen in ihrer Schulter.
    »Eine leichte Gehirnerschütterung, Rippenprellungen und eine ausgerenkte Schulter.«
    Liz kam näher. »Sie haben da eine böse Schnittwunde an der Stirn und ein blaues Auge. Ihre Lippe ist geplatzt. Ihr Kiefer ist geschwollen. Der Mistkerl hat Sie ganz schön rangenommen.«
    »Hauptsache, er hat mich nicht umgebracht.«
    »Alles hat seine positiven Seiten. Ihr Captain war da. Nachdem ihm die Ärzte Ihren Befund mitgeteilt haben, ist er wieder gegangen. Ich soll Ihnen sagen, dass er kommt, um Sie nach Hause zu bringen, wenn Sie so weit sind.«
    »Es ist mir lieber, wenn er auf dem Revier bleibt und herausfindet, was … Keine Ahnung, ob man überhaupt irgendetwas herausfindet. Ich kam aus meinem Büro und wollte zu meinem Unterricht im Konferenzraum. Es ist meine Angewohnheit, die Treppe zu nehmen.«
    »Klaustrophobie?«
    »Nein, reine Eitelkeit. Ich hab nicht immer Zeit, Sport zu treiben, also nehme ich die Treppe. Er hat mir dort aufgelauert.«
    »Sie sagten, Sie hätten ihn nicht gesehen.«
    »Nein.« Vorsichtig berührte Phoebe ihr Gesicht, direkt unter dem Auge. Sie hatte noch nie ein blaues Auge gehabt und gar nicht geahnt, wie weh das tut. »Ich hatte es ziemlich eilig und habe aus den Augenwinkeln nur eine Bewegung gesehen. Aus dem rechten Augenwinkel. Danke.« Sie nahm den Eisbeutel, den ihr Liz reichte, und legte ihn vorsichtig auf Schläfe und Wange. »Er hat mich gepackt, bevor ich auch nur den Kopf drehen oder die Waffe ziehen konnte. Mit dem Schlag gegen den Kopf hat er mich sofort kampfunfähig gemacht. Er wusste genau, was er tat. Er weiß, wie man Handschellen anlegt.«
    »Er hat Ihnen einen Wäschesack übergezogen – er zählt bereits zum Beweismaterial. Sie machen sich jetzt bestimmt Vorwürfe, dass Sie schneller hätten reagieren, sich mehr hätten wehren sollen. Aber das ist Quatsch.«
    »Ich hatte ihm nicht das Geringste entgegenzusetzen. Vom Verstand her weiß ich, dass ich betäubt und damit außer Gefecht gesetzt war – trotzdem … Was ist mit meiner Waffe?«
    »Die wurde nicht gefunden.«
    Sie wechselten einen langen Blick. »Für einen Polizisten ist es ein ziemlicher Schlag, entwaffnet zu werden, und für eine Polizistin erst recht.«
    »Niemand wird Ihnen deswegen einen Vorwurf machen, Lieutenant. Nicht unter diesen Umständen.«
    »Irgendjemand findet sich bestimmt. Und das wissen Sie genauso gut wie ich. Deshalb hat er es überhaupt erst getan.«
    »Ein paar Idioten gibt es immer. Haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie groß er war, was für eine Statur er hatte?«
    »Über seine Größe kann ich gar nichts sagen. Er hat mich zu Boden gestoßen. Aber er war kräftig. Er hat mich zuerst gewürgt …« Ihre Finger fuhren über die blauen Flecken an ihrem Hals, und sie spürte erneut, wie ihr seine Hände die Luft abdrückten. »Er hat mich gewürgt, als ich am Boden lag, mir seine Hände um die Kehle gelegt und mich gewürgt. Er hatte große Hände. Er trug Handschuhe. Ich habe Handschuhe … dünne Handschuhe – wahrscheinlich aus Latex – gespürt, als er mich befummelt hat. Und ein Messer, vielleicht war es auch eine Schere, aber ich glaube, es war ein Messer, mit dem er meine Kleider aufgeschlitzt hat.«
    »Er hat Sie angefasst.«
    »Er …« Bleib bei den Tatsachen, befahl sich Phoebe. Konzentrier dich auf die Tatsachen. »Er hat meine Brüste schmerzhaft zusammengedrückt und an meinen Brustwarzen gezogen, richtig fest. Er hat gelacht. So ein unterdrücktes Lachen, als müsse er sich zusammenreißen, nicht laut damit herauszuplatzen. Er hat mir mit seiner Hand … Mist. Verdammter Mist.«
    Liz, die schon so etwas geahnt hatte, griff nach einer Bettpfanne und hielt sie Phoebe hin. Sie hielt sie fest, solange sich Phoebe übergab.
    Als sich Phoebe zurücklehnte, war sie leichenblass unter ihren blauen Flecken. »O Gott. O Gott. Es tut mir leid.«
    »Atmen Sie tief durch, und lassen Sie sich Zeit. Hier.« Liz nahm den Plastikbecher

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