Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
letztes Angebot ohnehin recht großzügig war.
Als sein Handy klingelte, betrachtete er gerade drei kaputte Fenster. »Ja, Duncan am Apparat. Was? Wann? Wie ist es passiert?« Er drehte sich um, als Phin, der sein Entsetzen bemerkt haben musste, auch schon über den kaputten Betonfußboden auf ihn zukam. »Wo? Gut, in Ordnung«, sagte er kurz darauf. »Ich bin schon unterwegs. Ich muss los.« Und schon eilte er zur Tür.
»Mr. Swift«, hob der Eigentümer an.
»Ein familiärer Notfall. Tu, was du tun musst«, sagte er zu Phin und rannte zu seinem Wagen.
Er malte sich Dutzende von Horrorszenarien aus, als er zum Krankenhaus raste, auch wenn Detective Alberta meinte, dass Phoebe schon wieder entlassen würde. Die Frau war sehr kurz angebunden gewesen. Typisch Polizistin, dachte Duncan und ärgerte sich, weil er vor einer roten Ampel halten musste. Sie hatte weder gesagt, wie es passiert war, noch, wie schlimm es war. Wann wurde diese verdammte Ampel endlich grün? Vielleicht war sie angeschossen worden? Er raste los, sobald die Ampel umschaltete, und als er ankam, fuhr er mit Schwung auf den Parkplatz. In der Notaufnahme angekommen, war er außer sich vor Aufregung.
Wenn ihre Haare nicht gewesen wären – er wäre glatt an ihr vorbeigerannt. Das flammende Rot erregte seine Aufmerksamkeit, ließ ihn innehalten und herumfahren.
Sie saß mit den anderen Kranken und Verletzten im Wartezimmer. Sie trug einen hellblauen Kittel. Ihr Arm hing in einer Schlinge, und ihr Gesicht – ihr faszinierendes Gesicht – war blau und geschwollen.
»O Gott, Phoebe.« Er ging vor ihr in die Hocke und nahm ihre Hand. »Wie schlimm bist du verletzt?«
»Ich wurde ambulant behandelt.« Sie schaffte es beinahe, zu lächeln. »Alles halb so schlimm. Du bist mir nur eingefallen, als es hieß, ich könnte jemanden anrufen. Das hätte ich mal lieber bleiben lassen sollen.«
»Red keinen Unsinn. Was ist passiert?«
»Duncan … Wo ich dich schon mal angerufen habe und du gekommen bist: Ich muss die nächsten Stunden irgendwohin, wo ich mich in Ruhe sammeln kann, bevor ich nach Hause gehe. Kannst du mich für die nächsten paar Stunden einfach an irgendein ruhiges Fleckchen bringen? Ich weiß, dass ich dich damit um einen ziemlich großen Gefallen bitte, aber …«
»Natürlich kann ich das. Bist du sicher, dass du laufen kannst?«
»Ja.« Während sie sich langsam erhob, schlang er einen Arm um ihre Taille und zog sie hoch wie ein Mann, der ein kostbares Kunstwerk hochhebt.
»Stütz dich auf mich.«
»Du bist mir auch so schon Stütze genug, allein weil du gekommen bist.« Es tat weiß Gott gut, sich auch mal anlehnen zu dürfen. »Ich hab gar nicht daran gedacht, dass du beschäftigt sein könntest.«
»Ich reicher Nichtsnutz?« Als sie zusammenzuckte, holte er seine Sonnenbrille heraus und drehte ihr Gesicht aus dem grellen Licht. »Setz die hier auf. Welcher Mistkerl war das?«
Diesmal schaffte sie es nicht, zu lächeln. »Ich wünschte, ich wüsste es.«
Das konnte warten, ermahnte er sich. Die Fragen konnten warten, bis er sie zu sich nach Hause gebracht hatte. Bis er ihr einen Tee oder so gebracht hatte. Er half ihr in den Wagen und schnallte sie an. »Ich stell die Lehne ein bisschen zurück. Wie fühlt sich das an?«
»Gut. Sehr gut.«
»Hast du was gegen die Schmerzen bekommen?«, fragte er, als er sich hinters Steuer setzte, und sie zeigte auf die Tasche, die ihr Liz ins Krankenhaus mitgebracht hatte.
»Jede Menge Medikamente. Ich hab schon welche genommen. Ich schließ nur kurz die Augen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Nur zu. Versuch, dich zu entspannen, ruh dich aus.«
Sie schlief nicht. Er konnte sehen, wie sie die Fäuste ballte. Ein, zwei Minuten lang, danach ließ sie wieder locker, ballte sie jedoch anschließend erneut, so, als wolle sie mit Macht etwas festhalten.
Ihre Handgelenke waren verbunden, bemerkte er überrascht. Wenn sie einen Unfall gehabt hatte – warum hatte sie dann nicht ihre Familie benachrichtigt? Und bei was für einem Unfall verletzt man sich beide Handgelenke, hat ein vollkommen zusammengeschlagenes Gesicht und bringt sich solche Schmerzen bei, dass man läuft, als hätte man Knochen aus Glas?
Es war kein Unfall gewesen.
Andere Möglichkeiten fielen ihm ein, aber er verdrängte sie wieder. Es war sinnlos, sich wilden Spekulationen hinzugeben – nicht, wenn sie – wo waren eigentlich ihre Kleider? – die abartigsten Bilder in ihm wachriefen.
Für den Rest der Fahrt ließ er
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