Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
zu geben. Oder was meinen Sie?«
»Zerfall ist Zerfall.«
»Nein, denn das, worauf es ankommt, ist immer noch da.«
»Meine Familie ist zerfallen.«
»Aber sie ist immer noch da, Mr. Brinker, und ich höre an Ihrer Stimme, wie sehr Sie sie lieben, und zwar jedes einzelne Familienmitglied. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie Ihrer Familie etwas antun oder ihr wehtun wollen, indem Sie sich selbst etwas antun. Sie sind der Vater.«
»Der Wochenendvater.«
»Sie haben sich noch nicht aufgegeben. Sie und Kate waren achtzehn Jahre lang ein Paar und haben diese wunderbaren Kinder in die Welt gesetzt. Sie wollen doch jetzt nicht aufgeben! Dafür lieben Sie sie viel zu sehr.«
»Sie will mich nicht mehr. Was hat das also alles noch für einen Sinn? Wir haben immer alles zusammen gemacht, und da dachte ich, wir sollten es auch gemeinsam beenden. Hier, bei uns zu Hause. Wir fünf sollten zusammen gehen.«
Ich dachte, wir sollten . »Alle fünf sollten das Haus verlassen, Mr. Brinker. Ihre Kinder klingen verängstigt. Ich kann sie weinen hören. Sie und Ihre Frau sind die Eltern, Sie und Ihre Frau sind für ihr Wohlergehen verantwortlich.«
»Ich weiß nicht mehr ein noch aus.«
»Sehen Sie sich Ihre Kinder und Ihre Frau doch mal an, Mr. Brinker. Ich glaube nicht, dass es etwas Kostbareres für Sie gibt. Sie möchten Ihnen nicht wirklich wehtun. Sie können dafür sorgen, dass die Mitte hält. Schauen Sie sich die gelben Wände an. Sie haben Ihrer Familie diesen sonnengelben Raum geschenkt, auch wenn Sie anfangs Zweifel hatten. Bitte legen Sie jetzt die Waffen nieder, Mr. Brinker. Legen Sie sie nieder, und bringen Sie Ihre Familie nach draußen. Sie sagten, Sie hätten getan, was Sie konnten, und das glaube ich Ihnen auch. Und Sie können es auch jetzt tun und die Waffen niederlegen. Bringen Sie Ihre Frau und die Kinder nach draußen.«
»Und was passiert dann? Ich weiß nicht, was dann werden soll.«
»Wir werden Ihnen helfen. Ihnen und Ihrer Familie. Kommen Sie jetzt mit Ihrer Familie da raus, bitte. Das ist das einzig Richtige.«
»Ich will nicht ohne sie abtreten.«
»Sie müssen überhaupt nicht abtreten. Würden Sie jetzt bitte die Waffen niederlegen?«
»Es tut mir leid, es tut mir so leid.«
»Ich weiß. Hören Sie mir noch zu, Mr. Brinker?«
»Ja, ja.«
»Legen Sie die Waffen nieder. Bitte legen Sie sie nieder, und treten Sie ein paar Schritte zurück. Würden Sie das für mich tun?«
»Ja. In Ordnung. Es tut mir leid.«
Sie schrieb Kommt raus und ergibt sich auf ihren Notizblock. Und schickte diese Nachricht an das Sondereinsatzkommando. »Alles wird gut. Haben Sie die Waffen niedergelegt?«
»Ja, ich hab sie ins Regal gelegt. Aufs oberste Brett, wo Penny nicht hinkommt.«
»Sie haben genau das Richtige getan. Und jetzt gehen Sie bitte zur Haustür. Sie und Ihre Familie. Haben Sie keine Angst! Niemand wird Ihnen etwas tun. Sie müssen allerdings mit erhobenen Händen rauskommen, damit jeder sehen kann, dass Sie das Richtige getan und die Waffen niedergelegt haben. Draußen steht Polizei, aber niemand wird Ihnen etwas tun, verstanden?«
»Mir schwirrt der Kopf.«
»Das geht schon in Ordnung. Würden Sie bitte Ihre Familie rausbringen?«
»Ich … ich kann nicht die Hände hochnehmen und gleichzeitig telefonieren.«
Phoebe schloss die Augen und atmete tief durch. »Das stimmt. Warum geben Sie das Telefon jetzt nicht Kate? Dann können Sie gemeinsam das Haus verlassen.«
»Na gut. Kate? Für dich.«
»O Gott«, brachte die Frau nur mühsam hervor. »Wir kommen jetzt raus. Er ist unbewaffnet. Bitte, bitte nicht schießen. Bitte tun Sie ihm nichts, tun Sie ihm nichts.«
»Niemand wird verletzt. Hier wird niemand verletzt.«
Als sie herauskamen, hörte Phoebe, wie das kleine Mädchen nach ihrem Daddy rief.
Dort, wo jetzt sein Arbeitszimmer war, trank er kalten, gesüßten Tee mit frischer Minze und sah sich den Nachrichtenbeitrag über die Geiselnahme in Gordonston an. Er hoffte, sie würden alle sterben.
Die Brinkers waren ihm egal – sie bedeuteten ihm nichts. Aber wenn dieser Jammerlappen von einem Collegetypen erst seine Familie und dann sich selbst erschoss, würde Phoebe mächtig Ärger bekommen.
Das wäre wirklich eine Nachricht wert.
Wenn sie allerdings zu viel Ärger bekäme, könnte es sein, dass er keine Gelegenheit mehr hätte, sich auf seine Art an ihr zu rächen.
Aber die Schlampe würde wahrscheinlich so oder so unbeschadet bleiben. Sogar, wenn sie es versaute und
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