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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wenn es nicht um Rache geht. Vielleicht hat mich das so mitgenommen. Ich kann diesen Menschen hören, höre, wie er am Abgrund steht. Und er hält es nicht mehr für möglich, einen Schritt zurückzutreten – und auch nicht, dass er es verdient hat, zurückzutreten.«
    »Was soll das für einen Sinn haben, die Familie mit in den Tod zu nehmen?«
    »Ohne sie stellt er nichts dar. Er definiert sich großteils über die Familie und möchte nicht ohne sie sterben. Also …« Phoebe hob ihr Glas Bier. »Auf uns.« Sie trank einen Schluck und seufzte. »Er leidet schon seit mehr als einem Jahr an Depressionen; sein ganzes Leben ist ihm entglitten. Seine Karriere, die Ehe, alles stand nur noch auf einem sehr wackeligen Fundament. Die Frau will ein größeres Haus, die älteste Tochter ein eigenes Auto, und er bekommt die feste Professorenstelle nicht. Damit muss man umgehen können oder aber kämpfen. Doch er ist einfach in sich zusammengesackt und immer tiefer gefallen. Die Frau hat alle Hände voll zu tun mit den Kindern und dem Haus, weil er kaum noch in der Lage ist, das Bett zu verlassen. Sie ist zunehmend genervt und wirft ihn raus. ›Alles zerfällt, die Mitte hält es nicht.‹«
    »Du hast ihnen die Chance gegeben, es noch einmal zu versuchen.«
    »Ja. Na ja. Zumindest ist niemand gestorben. Du bist eine gute Zuhörerin.«
    »Das gehört auch zu unserem Job.« Liz prostete Phoebe zu.
    »Wolltest du schon immer Polizistin werden?«
    »Ich wollte Rockstar werden.«
    »Wer wollte das nicht?«
    Liz lachte. »Ich war sogar ein paar Jahre in einer Band, als ich noch aufs College ging.«
    »Ehrlich? Als was?«
    »Ich hab ein ziemlich lautes Organ, Süße.« Liz zeigte auf ihren Hals. »Und ich war total verknallt in den Gitarristen. Wir hatten Pläne. Die entstanden, als wir es nicht gerade trieben wie zwei Karnickel.«
    »College.« Phoebe seufzte. »Das waren noch Zeiten. Und was ist aus dem Gitarristen geworden?«
    »Er hat mich verlassen. Nein, das ist nicht fair. Er war überfordert. Ich wurde vergewaltigt.«
    »Das tut mir leid.«
    »Den nächsten Drink übernehme ich. Es gab da so eine Wohnung, ganz in unserer Nähe. Da war die ganze Zeit Party. Ich war gerade auf dem Parkplatz, als sie mich überfallen haben. Es waren zwei, sie haben gelacht wie verrückt. Sie waren total zugedröhnt. Sie haben mich auf den Rücksitz eines Lieferwagens gezerrt und sich abgewechselt, während ein Dritter fuhr. Dann ließen sie den Fahrer ran. Ich weiß nicht, wie oft ich vergewaltigt wurde, denn nach der ersten Runde bin ich ohnmächtig geworden. Danach haben sie mich einfach auf die Straße gesetzt. Ich stolperte durch die Dunkelheit, meine Kleider waren zerrissen, ich blutete, stand völlig unter Schock, war nur noch hysterisch. Das volle Programm. Und dann hat mich die Polizei aufgelesen.«
    Sie nippte an ihrem Bier. »Nun, die drei wurden gefasst, alle drei. Ich hab aufgepasst, bevor ich weggetreten bin, ich hab gut aufgepasst. Ich konnte sie genau beschreiben und erkannte alle drei Arschlöcher bei einer Gegenüberstellung wieder. Das war das Schlimmste, was ich je tun musste: da stehen und sie durch die Glasscheibe ansehen. Und der Gitarrist? Der kam damit einfach nicht klar. Er konnte mich nicht mehr ansehen, mich nicht mehr berühren, nicht mehr mit mir zusammen sein. Danach wollte ich kein Rockstar mehr sein.«
    »Wie viel Jahre haben diese Arschlöcher denn bekommen?«
    »Sie sitzen immer noch.« Zum ersten Mal lächelte Liz. »Die Idioten haben mich über die Staatsgrenze nach South Carolina gefahren. Sie haben mich in zwei Staaten vergewaltigt, hatten Koks im Auto, alle drei waren vorbestraft, zwei hatten Bewährung. Wie dem auch sei, ich habe mich von der Band verabschiedet und der glamourösen Welt der Polizei zugewandt.«
    »Das war bestimmt ein großer Verlust für die Musikindustrie, aber ein echter Gewinn für uns.«
    »So, jetzt habe ich aber genug geredet. Erzähl du mir lieber was von dem Typen mit dem knackigen Po. Seid ihr ein Paar?«
    »So was in der Art, aber was genau, muss sich erst noch herausstellen.« Nachdenklich stützte Phoebe ihren Kopf in die Hand. »Ich bin völlig aus der Übung. Carly, mein Job, die verpatzte Ehe. Aber er ist so was von süß!«
    »Aber hallo. Leihst du ihn mir, wenn du mit ihm fertig bist?«
    »Nichts da. Hör mal, ich muss jetzt nach Hause – meine Tochter. Aber wenn wir uns das nächste Mal treffen, widmen wir uns deinem Liebesleben.«
    »Im Moment könnten wir das

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