Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
ist das wirklich notwendig? Ich möchte ein wenig mit meiner Familie allein sein und ganz in Ruhe mit ihr reden.«
    »Mr. Brinker? Hier spricht Lieutenant MacNamara. Ich bin Verhandlerin vom Savannah-Chatham-Department. Ich würde Ihnen gerne helfen. Wie geht es Ihnen allen? Geht es allen gut?«
    »Es geht uns gut, danke. Aber jetzt lassen Sie uns bitte in Ruhe.«
    »Mr. Brinker, wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie Zeit mit Ihrer Familie verbringen. Das klingt, als ob Sie sie sehr lieben.«
    »Natürlich liebe ich meine Familie. Familien gehören zusammen.«
    »Sie möchten also, dass Ihre Familie zusammenbleibt. Warum bringen Sie nicht alle nach draußen? Und zwar wirklich alle. Ich möchte, dass Sie jetzt Ihre Waffen fallen lassen, Mr. Brinker, und mit Ihrer Familie das Haus verlassen.«
    »Es tut mir sehr leid, aber das geht nicht.«
    »Können Sie mir sagen, warum?«
    »Das ist mein Haus. Und das ist der einzige Ort, wo wir zusammen sein können. Ich habe mir das sorgfältig überlegt.«
    Das Ganze war also geplant und keine impulsive Handlung, dachte sie und machte sich eine entsprechende Notiz. Er war nicht wütend, sondern traurig. »Sie klingen erschöpft.«
    »Das bin ich auch. Ich bin sehr müde. Ich habe getan, was ich konnte, aber das war anscheinend nicht genug.«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie getan haben, was Sie konnten. Aber es fällt schwer, wichtige Entscheidungen zu fällen, wenn man müde und traurig ist, finden Sie nicht? Sie klingen müde und traurig. Ich möchte Ihnen gerne helfen, Mr. Brinker, ich möchte Ihnen helfen, eine Lösung zu finden, damit Sie die richtige Entscheidung für Ihre Familie fällen können.«
    »Ich habe das Wohnzimmer gestrichen. Kate hat die Farbe ausgesucht. Sie hat mir nicht gefallen – zu gelb -, und wir haben gestritten. Aber Kate hat sich durchgesetzt, und sie hatte recht. Es ist ein sonniges Gelb. Sie hatte recht.«
    Wohnzimmer , schrieb Phoebe auf ihren Block und kringelte das Wort ein. »Sie haben das Wohnzimmer gestrichen. Ich selbst kann überhaupt nicht streichen, mir fehlt die Geduld. Wohnen Sie und Ihre Familie schon lange hier?«
    »Seit zehn Jahren. Es ist ein gutes Viertel, um Kinder großzuziehen. Das dachten wir zumindest. Eine gute Nachbarschaft, gute Schulen. Wir bräuchten ein größeres Haus, aber …«
    »Ihre Familie hat sich vergrößert.« Familie, Familie, Familie, sagte sich Phoebe. Konzentrier dich auf die Familie. »Wie viele Kinder haben Sie?«
    »Drei. Wir haben drei. Penny war nicht geplant. Wir können uns das eigentlich gar nicht leisten …«
    »Dann ist Penny also die Jüngste? Wie alt ist Penny?«
    »Zwei. Penny ist zwei.«
    Phoebe hörte den aufgeregten Ruf eines Kindes: »Daddy!«
    »Ist sie das gerade?« Dann hörte sie ein ersticktes Schluchzen von Brinker und redete weiter. »Sie klingt sehr niedlich. Ich habe auch eine kleine Tochter. Sie ist sieben, und ich frage mich, wo all die Jahre hin sind. Ich liebe sie über alles. Aber sie hält mich natürlich ganz schön auf Trab. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Familie Sie auch sehr auf Trab hält.«
    »Ich habe getan, was ich konnte. Ich weiß auch nicht, warum es nicht reicht. Wenn ich die ganze Professorenstelle bekommen hätte, hätten wir uns ein größeres Haus leisten können.«
    »Sie klingen verzweifelt. Das muss schwer für Sie sein. Sie haben noch eine ältere Tochter, Jessie, nicht wahr? Und dann noch einen Jungen namens Aaron, Ihr mittleres Kind. Ihre Frau Kate und Sie müssen sehr stolz sein. Trotzdem, das bedeutet natürlich viel Arbeit. Ich verstehe das. Und viele Sorgen.«
    »Ich brauchte diese Professorenstelle. Ich brauchte die Festanstellung. Kate hätte mich verstehen müssen.«
    Dass er jetzt in der Vergangenheitsform sprach, mit dieser Verzweiflung, ließ bei ihr sämtliche Alarmsirenen losgehen. »Was genau hätte Kate verstehen müssen, Mr. Brinker?«
    »Dass ich nicht mehr tun kann. Ich bin ein Ehemann und Vater. Es ist meine Aufgabe, die Familie zusammenzuhalten. Aber jetzt: Alles zerfällt, die Mitte hält es nicht.«
    »Das ist Yeats, stimmt’s?« Sie schloss die Augen und konnte nur hoffen, dass sie sich nicht geirrt hatte.
    Es entstand eine kurze Pause. »Ja. Sie kennen Yeats?«
    »Ein bisschen. Und ich glaube, da ist was Wahres dran. Zumindest scheinbar. Die Mitte kann nicht alles halten. Aber ich glaube auch daran, dass man diesem Zerfall etwas entgegensetzen kann, dass man Dinge reparieren oder verbessern kann, um der Mitte neuen Halt

Weitere Kostenlose Bücher