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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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anzuherrschen. Sie waren beide einigermaßen voneinander irritiert.

    Als die Männer wieder auf die Plantage kamen, beschattete Della sie weiter. Ihre Reitkünste wurden besser und auch ihr Umgang mit den Pferden. Sie wolle gern mit Clee und den Männern reisen, wolle sehen, was bei den Auktionen passiere, sagte sie. Und am liebsten – wenn die Männer sie ließen –, wolle sie mit ihnen in die Berge reiten, wo sie die Pferde jagten. Das alles sagte sie zu Talmadge und gab sich gewaltige Mühe, ihn dabei direkt anzusehen, doch ihr Blick glitt immer wieder von ihm ab.
    Er hörte ihr schweigend zu. Zwar lag ihm daran, ihr Interesse an allem zu fördern, was nichts mit den Erfahrungen ihrer Vergangenheit zu tun hatte, aber gewiss nicht solche Pferde und Männer betreffenden Hirngespinste. Es war eine Sache, dem Mädchen das Reitenlernen zu erlauben, und eine ganz andere, sie mit einer Gruppe von Männern an Orte ziehen zu lassen, wo sich noch mehr Männer versammelten und sie feiern und zechen und die Tiere beaufsichtigen würde, die sie eingefangen hatten. Das war völlig unangebracht, er durfte es ihr nicht erlauben. Es war alles eine große Dummheit und gefährlich noch dazu. Zuerst verstand er nicht, warum eine solche Aussicht für sie überhaupt reizvoll war. Aber er verkniff sich das Wort – Nein –, das die Hoffnung in ihr erstickt hätte. Er wusste nicht, dass sie gar keine Worte von ihm brauchte, sondern ungeachtet seiner Meinung tun würde, was sie wollte.
    Sobald die Männer die Plantage verlassen hatten, folgte sie ihnen. Sie ritt in einigem Abstand hinter ihnen her und mischte sich bei den Auktionen plötzlich unter sie. Sie benahm sich dann so, als wäre sie schon die ganze Zeit da gewesen. Als es das erste Mal passierte, entdeckte ein Mann sie einen Tagesritt von der Plantage entfernt, und einer wurde abgestellt, sie zurückzubegleiten. Einige Männer waren belustigt, weil sie auf einem ihrer Pferde hinter ihnen hergeritten war, das sie irgendwann gestohlen und im Wald versteckt hatte. Und damit war sie auch ein Pferdedieb. Bei diesem ersten Mal nahm Talmadge sie wieder bei sich auf, und während sie aß, was er für sie zubereitet hatte, erklärte er ihr, dass es falsch sei, den Männern zu folgen, sie könnten bei ihren Unternehmungen keine Kinder gebrauchen, ein Kind habe da nichts verloren, und wo sie hinritten, sei es sehr gefährlich. Sie hörte teilnahmslos zu. Die Männer kehrten drei Wochen später zurück, und als sie wieder aufbrachen, diesmal nach Seattle, folgte sie ihnen erneut und kam bis zur Furt bei Icicle, wo ihr Pferd scheute und nicht ins Wasser gehen wollte. Da bemerkte sie jemand und brachte sie zurück.
     
    Im Winter, als die Männer und Pferde nicht da waren, half Della Talmadge bei seinen Aufgaben. Gelangweilt sprach sie mit Angelene, die auf einer Decke am Boden lag, und schnitt ihr Grimassen. Caroline Middey brachte Della Stricken und das Einmachen von Lebensmitteln bei, doch Della interessierte beides nicht. Als die Männer im Frühling zurückkamen, zog sie sich wieder ihre Reitkleidung an, eine zusammengewürfelte Montur aus Talmadges alten Klamotten und Sachen von den Männern, vielleicht ausrangiert, vielleicht geklaut.
    Eines späten Nachmittags kam sie zu Talmadge, der noch bei der Arbeit war. Die Männer waren gerade von den Bäumen gestiegen und unterwegs über das Feld zu ihrem Lager, um zu essen. Sie wollten am nächsten Tag aufbrechen. Sie sagte: Sie lassen mich nur deshalb nicht mitgehen, weil sie wissen, dass du es nicht willst. Wenn du Ja sagst, lassen sie mich.
    Beim Abendessen erklärte er ihr noch einmal, dass die Männer die Gesellschaft eines jungen Mädchens nicht gebrauchen könnten und sie sie in Ruhe lassen müsse. Oder sich wenigstens aus dem Kopf schlagen, mit ihnen zu reisen. Du hast da nichts verloren, sagte er, und sie betrachtete ihn mit einem Blick, der ihn überraschte: Es war ein erwachsener Blick, ruhig und leicht amüsiert. Er schaute verunsichert weg. Ihr Blick besagte, dass er nicht wisse, wovon er rede; dass er der Dickkopf sei und nicht sie.
    Talmadge sprach mit Clee über Della und entschuldigte sich, dass sie so aufdringlich sei und er es nicht schaffe, sie zurückzuhalten. Clee wartete geduldig, bis er ausgeredet hatte, und nickte dann. Talmadge sagte: Natürlich kann sie nicht mit euch reisen. Das verstehe ich. Darauf sah Clee Talmadge mit einem ähnlichen Blick an wie zuvor Della; das ärgerte ihn. Möchtest du es denn?,

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