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Im Meer schwimmen Krokodile

Titel: Im Meer schwimmen Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Geda
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beantworten, einverstanden?
    Ich nickte.
    Bist du mit deiner Arbeit im Samavat zufrieden?
    Ob ich zufrieden bin, dass Onkel Rahim mir Arbeit gegeben hat? Natürlich bin ich das.
    Er schüttelte den Kopf. Ich habe dich nicht gefragt, ob du zufrieden bist, dass Rahim dir Arbeit gegeben hat. Das ist doch klar. Ihm verdankst du ein Bett, abends eine Schale Reis und mittags eine Tasse Joghurt. Ich habe dich gefragt, ob dir die Arbeit gefällt. Oder ob du schon mal daran gedacht hast, etwas anderes zu machen?
    Etwas anderes?
    Ja.
    Was denn?
    Verkäufer zum Beispiel.
    Verkäufer von was?
    Von irgendetwas.
    Wie die Jungen mit den Bauchläden unten auf dem Basar, Sahib ? So wie sie?
    So wie sie.
    Ich habe darüber nachgedacht, ja. Gleich am ersten Tag. Aber da konnte ich die Sprache noch nicht gut genug. Jetzt würde ich es schaffen, wüsste aber nicht, wovon ich die Waren kaufen soll.
    Hast du nichts gespart?
    Von welchem Geld denn?
    Von dem Geld, das dir Rahim dafür zahlt, dass du im Samavat arbeitest. Schickst du es nach Hause, oder gibst du es aus?
    Sahib , ich bekomme kein Geld für meine Arbeit im Samavat . Nur Kost und Logis.
    Wirklich? Ich könnte ihn umbringen! Dieser Geizhals von einem Rahim zahlt dir nicht einmal eine halbe Rupie?
    Nein.
    Hör zu, ich mache dir einen Vorschlag. Du arbeitest im Samavat nur für Kost und Logis. Aber wenn du für mich arbeitest, gebe ich dir Geld. Ich kaufe dir die Ware, du verkaufst sie, und anschließend teilen wir uns das Geld. Wenn du zwanzig Rupien verdienst, bekomme ich fünfzehn und du fünf. Die gehören dann ausschließlich dir. Na, was sagst du dazu? Du kannst damit tun und lassen, was du willst.
    Aber dann erlaubt mir Onkel Rahim nicht mehr, im Samavat zu schlafen.
    Das macht nichts. In der Stadt gibt es noch viele andere Übernachtungsmöglichkeiten.
    Ganz bestimmt?
    Ganz bestimmt.
    Ich schwieg einen Moment. Dann bat ich den Sahib , eine Runde um den Block machen zu dürfen, um darüber nachzudenken. Es war gerade Pause, vielleicht würde ich aus den Schreien der Kinder die richtige Antwort heraushören. Ich hatte Zweifel, denn ich war klein, sehr klein, so klein wie ein Holzlöffelchen. Man konnte mich umpusten wie nichts, und schon hätte man mich beraubt oder übervorteilt. Andererseits gab es in Quetta viele Kinder, die auf der Straße arbeiteten. Die im Großhandel Waren kauften und anschließend wieder verkauften. Der Vorschlag war also durchaus realistisch. Und dann war da noch die Aussicht auf eigenes Geld. Ich wusste zwar nicht, wo ich schlafen würde, aber der Sahib hatte gesagt, das sei kein Problem. Mir fiel ein, dass die anderen Kinder schließlich auch irgendwo schlafen mussten, und für den Rest – also für das Essen und so – hätte ich mein eigenes Geld. Zum Waschen konnte ich in die Moschee gehen.
    Und so habe ich an jenem Morgen die Runde um den Block nicht einmal beendet, sondern den Vorschlag des Sahib angenommen. Ich kehrte zu Onkel Rahim zurück und sagte ihm, dass ich fortgehe. Ich erklärte ihm auch, warum. Ich dachte, er würde wütend werden, aber stattdessen meinte er, das sei eine gute Idee. Wenn er einen Jungen bräuchte, würde er schon wieder einen finden. Dann sagte er noch, dass ich immer zu ihm kommen könne, wenn etwas wäre. Und dafür war ich ihm wirklich sehr dankbar.
    Der Sahib und ich fuhren an den Stadtrand nach Sar Ab (die beiden Worte bedeuten »Kopf« und »Wasser«), um Waren zu kaufen.
    Sar Ab ist ein großer Platz mit unzähligen verrosteten Autos und Lastwagen, die dort geduldig parken. Daneben stehen ihre Besitzer vor dem offenen Kofferraum, und jeder von ihnen verkauft etwas anderes. Wir sahen uns ein wenig um und prägten uns ein, welche Großhändler die günstigsten Preise und das interessanteste Angebot hatten Der Sahib verhandelte mit ihnen über jede einzelne Ware. Er ist wirklich der geborene Händler. Er kaufte ein paar eingeschweißte Brote, Kaugummis, Socken und Feuerzeuge. Wir legten alles in einen Pappkarton, der so von einer Schnur zusammengehalten wurde, dass man ihn umhängen konnte. Dann fuhren wir wieder zurück. Der Sahib gab mir ein paar Ratschläge. Er sagte mir, mit wem ich reden und mit wem ich nicht reden solle. Wo ich verkaufen könne und wo nicht. Was ich tun solle, wenn ich der Po lizei begegnete. Aber sein wichtigster Rat lautete: Lass dich nicht beklauen!
    Wir verabschiedeten uns, und der Sahib wünschte mir viel Glück. Irgendwo muss es für jeden Anlass eine Art Glücksreserve geben,

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