Im Mittelpunkt Yvonne
gesteckt habe! Und wo warst du selbst, zum Donnerwetter? Was soll denn das heißen, daß du keinem Menschen sagst, wo du hingehst? Den ganzen Tag habe ich gestern an der Strippe gehangen und sämtliche Püppchen angerufen, die dich mal becirct haben, bloß um zu hören, wo du geblieben bist, du Bursche.
Du hast vielleicht Nerven, mein Freundchen! Haut einfach ab, der Kerl, ohne einen Ton zu sagen, wohin! Für was hältst du mich eigentlich? Bin ich etwa dein Dienstmädchen, he? Und dann hast du noch die klotzige Frechheit, die schamlose Dreistigkeit, mich zu fragen, wo ich gewesen bin!«
»Dieses Büro beginnt um neun Uhr mit der Arbeit, und ich habe seitdem auf dich gewartet«, sagte ich.
Bertha wurde so wild, daß sie nur noch zu stammeln vermochte.
»Na, schön«, sagte ich großmütig, »wollen wir einen Strich darunter machen. Ich kann verstehen, daß der Leiter eines Unternehmens nicht gern Sklave seiner Arbeit sein will. Letzten Endes, Bertha, müssen wir uns ja beide hin und wieder mal ein bißchen Freizeit nehmen. Also reden wir nicht mehr davon.«
»Du kleiner, frecher Hund«, sagte Bertha, »so hast du bloß geredet, um mich auf die Palme zu bringen und mir den Wind aus den Segeln zu nehmen! Und das ist dir verdammt gut gelungen! Ja, du kennst mich und verstehst es prima, unter Mißbrauch deiner Geistesgaben mich vollkommen fertigzumachen, ehe ich zu Wort kommen kann. Und ich bin ganz verrückt nach dir, was, und letzten Endes sogar noch halbwegs stolz auf dich?!«
»All right«, sagte ich, »nun berichte mir doch mal, was gestern los war, wenn es schon so wichtig sein soll.«
Berthas Lippen wurden zu einem schmalen, festen Strich. »Verflixt und zugenäht, Donald — ich habe Angst!«
»Du? Wovor denn?«
Sie zog ein Schubfach ihres Schreibtisches auf, holte zwei gerichtlich aussehende Papiere heraus und gab sie mir. »Das sieh dir mal an!«
Ich studierte die Titel der Dokumente. Die reichten mir schon. >Oberlandesgericht von Kalifornien in und für den Bezirk Los Angeles, Klage des Drury Wells gegen Bertha Cool und Donald Lam sowie gegen Bertha Cool und Donald Lam als Geschäftsteilhaber der unter Cool & Lam eingetragenen Firma.<
Ich brauchte die Papiere gar nicht umzudrehen und den Inhalt der Klage zu lesen, aber ich durchflog den Text doch.
Drury Wells hatte gute Arbeit geleistet. Er hatte zu Protokoll gegeben, daß er in der Frostmore Road Nr. 1638 wohne und die Beklagten ihn dort in einer als Hausfriedensbruch zu bezeichnenden Art aufgesucht und, um seinen guten Ruf in der Umgebung zu schädigen, die Nachbarn in wohlberechneter Weise so ausgehorcht hätten, daß besagte Nachbarn zu der Ansicht kommen mußten, der Kläger sei ein Mörder. Ferner: daß die Beklagten nachher der Polizei gemeldet hätten, der Kläger habe die Dame, die als seine Frau bei ihm wohnte, ermordet, und daß infolge dieser Meldung die Kriminalpolizei sein Haus bewacht, ihn dadurch zum Verbrecher gestempelt und ihn gezwungen habe, sich zu entfernen. Daß man ihn peinlichen Verhören unterworfen, ihn in unangenehme Situationen gebracht, ihn seelisch schwer gequält, seine Gesundheit und sein Ansehen untergraben habe usw. usw.
Er verlange 50 000 Dollar als Ersatz für faktisch erlittenen Schaden und 100 000 Dollar aus Ausgleich für die schwere Schädigung seines Rufes.
Ich warf Klage und Vorladung auf Berthas Schreibtisch.
»Na, du kennst ja den wahren Sachverhalt«, sagte ich.
»Das möchte ich noch dahingestellt sein lassen«, gab sie zurück.
»Wie meinst du das?«
»Nun, wie du sicher bemerkt hast, bezieht diese Beschuldigung sich darauf, daß du bei den Nachbarn die Vermutung erweckt hast, der Mann habe einen Mord begangen.«
»Nur weiter«, sagte ich.
»Na, ich habe natürlich, sobald mir die Dokumente überbracht wurden, versucht, dich zu erreichen, konnte dich aber nirgends auftreiben. Ich fand nämlich, am richtigsten wäre, wenn einer von uns hinführe und von dieser Mrs. Raleigh eine schriftliche Erklärung des Inhalts besorgte, daß sie die Urheberin der falschen Anschuldigung gewesen ist, indem sie dir erzählte, Wells habe seine Frau umgebracht.«
»Und was hast du unternommen?«
»Ich holte mir eine Bekannte als Zeugin, dann fuhren wir zusammen hin«, erklärte Bertha. »Mrs. Raleigh behauptete, dir niemals so etwas erzählt zu haben, vielmehr seiest du zu ihr ins Haus gekommen und hättest sie gefragt, was sie von dem Mord wüßte, den ihr Nachbar an seiner Frau begangen haben soll. Die
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