Im Mittelpunkt Yvonne
Toast und Kaffee nach. Dann bestieg ich unseren Geschäftswagen, flitzte die Chaussee entlang bis zur Abzweigung nach Twentynine Palms und befand mich alsbald auf einer kurvenreichen Steigung, die hoch über dem Bergpaß auf ein Plateau führte. Hier standen in dichten Gruppen die unheimlich wirkenden Josuapalmen, gigantische ungleich gewachsene Bäume, die ihre Äste wie groteske Arme in den tiefblauen Himmel reckten.
Abends war ich sorgenvoll und nervös gewesen. Jetzt aber fühlte ich mich ausgeruht und entspannt und war überzeugt, daß alles doch so klappen würde, wie ich es mir dachte. Die Bergluft hatte an mir ein gutes Werk getan.
In Yucca machte ich Rast, trank eine Tasse Kaffee, nahm mir eine Landkarte vor und erkundigte mich ein bißchen nach der Gegend. Man forschte dort wie verrückt nach Uran, fortwährend kamen und gingen Leute mit allen möglichen Ausrüstungen: Zelten, Feldbetten, Planen, Schaufeln, Landkarten, Kompassen und allem nur denkbaren technischen Gerät zum Schürfen nach Mineralien. So erregte ich gewiß am wenigsten Aufmerksamkeit, wenn ich mich auch als Uransucher ausgab.
Ich fand ein Geschäft, das Geigerzähler und Stromstoßmesser verlieh und Hefte mit Gebrauchsanweisungen zur Suche nach uranhaltigem Erz und mit Ratschlägen zur Sicherung von Schürfrechten und so weiter verkaufte. Und ich machte es gleich gründlich, kaufte mir alle einschlägigen Hefte, mietete den letzten noch vorhandenen Geigerzähler und stellte so viele laienhafte Fragen, daß ich schließlich genug erfuhr, um das Stück Land, dem mein Interesse galt, tatsächlich zu finden.
Als ich aufbrach, war ich überzeugt, daß kein Mensch in mir einen Privatdetektiv vermutete. Jeder mußte mich zu den Leuten rechnen, die ihr Wochenende zur Uransuche ausnutzten.
Uran!
Auf einmal schlug in meinem Kopf eine Glocke an. Woher wollte ich wissen, daß Corning sich gerade für Erdöl interessierte? Hatte ich nicht zu Bertha gesagt, daß es in diesem Gebiet kein öl gab, sondern nach den Feststellungen der Geologen nur Granit, eine Schicht über der anderen? Also war hier eine Bodenstruktur vorhanden, die kein Erdöl versprach, aber theoretisch die besten Aussichten für Uranfunde bot. Man hatte auch schon ein paar kleine Stellen entdeckt, und die Leute kämmten jetzt das Berggelände ab, wobei sie Gebiete, die als Privatbesitz kenntlich gemacht waren, mehr oder weniger verschonten.
Meine unauffälligen Nachfragen ergaben, daß zeitweilig jemand auf dem bewußten Stück Land gewohnt hatte, daß dort noch eine alte Hütte stand und der frühere Pächter, ein Erzfachmann, sein ganzes. Geld ohne Erfolg in eine Bohrung gesteckt hatte. Der Mann hatte einen Posten alte Eisenbahnschwellen, die er zum Abstützen des Schachtes benutzte, billig gekauft und hatte die Bohrung sehr tief getrieben, um Wasser zu finden. Nach erfolglosen Bemühungen hatte er die Pachtung aufgegeben und war fortgezogen.
Kreuz und quer über holprige Feldwege und kleine Hügel suchte ich mein Ziel, verirrte mich trotz aller Aufmerksamkeit zweimal, fand aber den Ausgangspunkt wieder und erreichte schließlich ein Gebiet, das genau der Beschreibung entsprach. Hier lief der Weg an einer Parzelle entlang. Ich folgte ihm bis zur Ecke, dann seitwärts bis zum nächsten Grundstück, zog meinen Kompaß zu Rate und erkannte ziemlich genau, daß ich nun das gesuchte Land vor mir hatte.
Die verfallene Hütte war aus allem möglichen Zeugs zusammengeflickt; Holzstücke, Wellblechplatten und Blech von aufgeschnittenen Kanistern bildeten die >Baustoffe<. Ein Loch in der schief eingehängten Tür war mit Segeltuch zugenagelt. Die Luft innen war muffig und stank nach Ratten.
Von einem Stapel Zeitschriften in einer Ecke hatten Mäuse teilweise die Ränder angefressen. Auf einem Feldbett an der Nordostwand lagen Reste von fast vertrockneten Kiefernzweigen. Ein Ofen, dem ein Fuß fehlte, war mit ein paar Steinen abgestützt. In einem Regal stand zerbrochenes Steingutgeschirr, der Erdboden war mit Papier, Glasscherben und Gerümpel bedeckt.
Ich inspizierte aufmerksam das Gelände, konnte aber zunächst kein Anzeichen einer Brunnenbohrung entdecken. Bei einem kleinen Erdhügel sah ich so etwas wie eine alte Plattform. Ich faßte sie an einer Ecke, hob sie ein wenig an und spürte fast im selben Moment schon die Kälte der Luft, die mir entgegenschlug. Ich blickte in ein quadratisches Loch von ungefähr anderthalb Meter Durchmesser, einen Schacht, der senkrecht so tief in
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