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Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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einen Brief von ihrem Mann bekommen, von Drury Wells. Sie wohnt in der Frostmore Road, aber welche Nummer war es noch? Ich...«
    »Nummer 1638?«
    »Stimmt, ja. Jetzt erinnere ich mich auch an die Hausnummer«, sagte sie.
    »Sie haben den Brief wohl nicht zur Hand?«
    Mrs. Bedford schüttelte den Kopf. »Ich bin gerade dabei, die alten Korrespondenzen auszusondern. Mein Mann hatte die Gewohnheit, alles, aber auch jedes Fetzchen, aufzubewahren. Schrecklich viel hat er aufgehoben. Na, der ganze Schreibtisch hier ist gerammelt voll, und der Aktenschrank da drüben war voll von persönlicher Korrespondenz.«
    »Dann befinden sich in den Schränken im vorderen Büro vermutlich die geschäftlichen Akten?« fragte ich.
    Sie nickte. »Darüber wüßte wohl seine Sekretärin am besten Bescheid, die allerdings nicht mehr bei uns ist. Ich mußte ihr kündigen, sie war mir hier ein bißchen zu selbstherrlich geworden..«
    »Hatte er auch eine Kanzlistin?«
    »O ja, ein Mädchen zum Ordnen der Akten und für die Kartothek, doch die habe ich schon einen Tag nach seinem Tode entlassen. Das waren auch so zwei Frauen, die mir bei aller Höflichkeit dauernd die kalte Schulter zeigten. Bloß, weil sie bei meinem Mann lange angestellt gewesen waren, benahmen sie sich, als gehörte er ihnen persönlich.
    Solange er lebte, habe ich ja nichts gesagt, weil ich der Ansicht bin, eine Frau sollte nicht in die Geschäftsführung ihres Mannes eingreifen. Er mochte die beiden und kam mit ihnen zurecht, aber ich habe denen Beine gemacht, kann ich Ihnen sagen, als ich hier die Zügel in die Hand nahm!«
    Sie reckte sich, lehnte sich mehr zurück und sagte: »Sie haben sehr gewinnende Umgangsformen, Mr. Lam. Hier auf dieser Karte finden Sie den Namen der Anwaltsfirma, die den Nachlaß meines Mannes verwaltet. Setzen Sie sich mit denen in Verbindung, die werden Ihnen sicher alle Auskünfte geben können, die Sie brauchen. Mrs. Wells können Sie, glaube ich, unter der Adresse Frostmore Road in Los Angeles erreichen.
    Falls Sie an Grundstücke mit Spekulationswert denken soll- ten, wird vielleicht das eine oder andere aus dem Besitz meines Mannes in Texas für Sie von Interesse sein. Wenn Sie es wünschen, rufe ich die Anwälte vorher an und bitte sie, Ihnen in jeder Weise entgegenzukommen.«
    »Ich danke Ihnen... meinen ganz besonderen Dank«, gab ich zurück. »Ich bedaure sehr, Sie so unvermutet gestört zu haben, jedoch...«
    »Oh, das macht gar nichts«, sagte sie, »das Gespräch mit Ihnen hat mir wirklich Freude bereitet. Der Tod meines Mannes war ja ein so schwerer Schlag für mich, da muß ich mich unbedingt durch nützliche Beschäftigung von meinem Kummer ablenken. So räume ich hier jetzt mal auf und sondere die Spreu vom Weizen. Und es ist furchtbar viel Spreu dazwischen.«
    »Ja, das kann ich mir gut vorstellen«, sagte ich mit einem Blick auf die zwei Waschkörbe.
    »Na, eins ist ja tröstlich: Aarons Freunde haben sich sehr, sehr nett benommen, und das gibt einem viel neuen Lebensmut. Gewiß, sein Tod kam schrecklich schnell und unerwartet, aber vielleicht ist es ja am besten, so aus dem Leben Zu scheiden.«
    Ich bedankte mich nochmals, verließ das Büro und suchte den Pförtner des Gebäudes auf. Es war ein stämmiger Schwede mit blaßblauen Augen und paffte eine Stummelpfeife.
    Ich gab ihm meine Besuchskarte und sagte: »Ich bin Detektiv. Nach meinen Feststellungen wird wahrscheinlich heute nacht die Morphium-Mary dieses Gebäude heimsuchen.«
    »Wer ist denn das, die Morphium-Mary?« fragte er.
    »Diese Mary ist eine der gerissensten Rauschgiftdiebinnen. Sie haben hier im Hause Ärzte und Zahnärzte, die alle für Notfälle einen kleinen Vorrat an Narkotika, also Rauschgiften, bereithalten. Die Morphium-Mary schleicht sich nachts in Bürohäuser, und Sie machen sich keinen Begriff, wie geschickt die mit jedem Sicherheitsschloß fertig wird.«
    Er paffte eine Weile schweigend Rauchwolken aus seiner Pfeife.
    »Nach dem allgemeinen Büroschluß halten Sie, soviel ich weiß, nur einen Fahrstuhl in Betrieb, der zum Abruf hier bei Ihnen im Keller bleibt, nicht wahr?«
    Er nickte.
    Ich zog eine Zwanzigdollarnote aus der Tasche. »Ich möchte heute nacht hier wachen und aushilfsweise persönlich den Fahrstuhl bedienen.«
    »Und dafür wollen Sie mich bezahlen?« fragte er erstaunt.
    »Ja, ich bezahle Sie dafür.«
    »Wenn nun diese Frau in den Fahrstuhl kommt, wollen Sie dann Krach schlagen?« fragte er.
    »Durchaus nicht«, sagte ich.

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