Im Mittelpunkt Yvonne
Gestein aus diesem Loch sähe ganz so aus, als enthalte es Erdöl. Es sei dunkel und besonders schwer, und sie schicke ihm drei Proben in einem starken Karton.
Dieser Brief steckte noch im Kuvert, in dem sich auch die Fotos befanden, ganz miserable Bilder, mit einer billigen Kamera ohne Entfernungseinstellung gemacht. Einige waren unscharf, andere verwackelt. Es waren primitive, wertlose Fotos, aufgenommen ohne Sinn für Bildwirkung, und alle falsch belichtet. Eine Nahaufnahme von Drury Wells war auch völlig unscharf.
Es machte mir aber keine Schwierigkeit, die Geschichte zusammenzureimen. Dieser Brief war, nach dem Poststempel, ungefähr zehn Tage vor Bedfords Tod abgeschickt worden. Vermutlich war, als die Gesteinsproben eintrafen, Corning gerade bei Bedford im Büro gewesen. Im Brief sprach sie ja von drei Probestücken, die sie schicken wollte. Zwei hatte ich auf dem Regal über dem Schreibtisch noch liegen sehen. Bedford hatte sich gewiß eins gelacht bei der Vorstellung, daß dieses Gestein ölhaltig sein sollte, aber Corning, als alter Praktiker und Spekulant, dachte anders darüber. Er hatte eine der Proben in die Tasche gesteckt und sie nachher mit dem Geigerzähler getestet. Und das hatte ihm genügt...
Dumm für Corning war höchstens, daß Bedford, ein vorsichtiger Geschäftsmann der alten Schule, ihn durchschaute und sehr wohl wußte, daß er dieses Stück Land haben wollte, und zwar billig. Dann starb Bedford plötzlich, und Corning erfuhr vom Inhalt des Testaments. Da hatte er angefangen, nach Yvonne Wells zu suchen. Kristallklar stand mir die ganze Entwicklung vor Augen.
Ich war noch vor Tagesanbruch in Los Angeles, fuhr mit dem Bus nach San Bernardino, wo ich unsere Agenturkarre wieder bestieg und nach Banning gondelte. Als die Telefongesellschaft mit dem Dienst begann, war ich da.
Ich gab vor, Drury Wells zu sein, und fragte, ob ich da nicht noch einige Fernsprechgebühren aus meinem gemieteten Haus, in dem ich nicht mehr wohnte, zu zahlen vergessen hätte. Eine Buchhalterin suchte eine Weile in den Listen, dann brachte sie mir eine Aufstellung von Gebühren in Höhe von 12 Dollar und 85 Cent. Vorwurfsvoll erklärte sie mir, ich hätte der Telefongesellschaft meinen Umzug rechtzeitig mitteilen und eine Adresse zum Nachsenden angeben sollen. Ich sagte, ich müsse die einzelnen Gebühren erst nachprüfen, worauf sie mit Festigkeit behauptete, eine spezifizierte Aufstellung sei schon abgeschickt worden, und zwar an meine letzte Adresse.
»Die habe ich aber nicht bekommen«, behauptete ich, »und den Betrag zahle ich erst, wenn Sie mir eine spezifizierte Gebührenrechnung geben.«
Nach weiterem Wortgeplänkel präsentierte sie mir schließlich ein Duplikat der Aufstellung. Ich zahlte die 12,85 Dollar und begab mich wieder zu meinem Wagen, um nachzuprüfen, was für Ferngespräche Mr. Drury Wells geführt hatte.
Am Tage vor Erscheinen des Zeitungsartikels über die junge Ehefrau aus Banning, die Land in der Wüste geerbt hatte, war ein Ferngespräch mit Los Angeles geführt worden. Ich ging in eine Telefonzelle und rief die auf der Gebührenliste vermerkte
Nummer an. Als ich dann fragte, wer am Apparat sei, meldete sich der Teilnehmer als >Waldorf-Agentur für Talentforschung und Fotomodelle<. Ich sagte: »Falsch verbunden« und hängte ein. Danach setzte ich mich wieder in die Geschäftskutsche und dachte hinter dem Lenkrad ungefähr eine Viertelstunde intensiv nach. Schließlich rief ich Bertha an.
Bertha war gerade erst ins Büro gekommen. »Es hat sich jemand nach dir erkundigt, Donald«, sagte sie.
»Ein Klient?«
»Angeblich. Es ist eine Frau.«
»Alt, jung, hübsch?«
»Jung und hübsch. Außerdem lungert im Korridor ein Mann herum. Ich glaube, es ist der Gerichtsbote.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, sagte ich. »Werde heute vom Büro fernbleiben, Bertha.«
»Was fällt dir ein! Wie soll das denn werden, wenn uns eine dicke Sache geboten wird?«
»Dann behandelst eben du den Fall.«
»Aber wenn die Leute mit einem Mann verhandeln wollen?«
»Dann zieh die Sache hin.«
»Was steckt hinter deinen Ausflüchten?« fragte Bertha.
»Ich wünsche vorerst keine Vorladung zu erhalten«, erklärte ich.
»Ich habe eine gekriegt. Weshalb kannst du nicht im selben Boot mit mir sitzen, zum Donnerwetter?«
»Es ist besser, wir sitzen in zwei verschiedenen«, gab ich zurück.
»Wie soll ich dich erreichen, wenn ich dich brauche?«
»Setz ein Inserat unter >Persönliches< in die
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