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Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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»Ich will mich dann nur überzeugen, daß sie im Hause ist, und wenn ich das weiß, gehe ich ans Telefon und benachrichtige die Polizei. Wir werden die Morphium-Mary fangen wie in einer Mausefalle. Ich arbeite für ein Detektivbüro, das die Praxisräume der Ärzte und Zahnärzte im Interesse der Versicherungen schützt. Wir wollen diese Frau dingfest machen, verstehen Sie. Uns liegt nur daran, daß sie ins Kittchen kommt, das Lob kann sich ruhig die Polizei ankreiden. Mir ist nur eins wichtig: die Morphium-Mary nicht mißtrauisch zu machen. Wenn ich der Polizei jetzt schon den Tip geben würde und die Beamten fingen an, hier aufzupassen, dann hätte sie das gleich spitz. Die ist ja so schlau!«
    Der Pförtner streckte die Hand nach dem Zwanziger aus und bekam ihn. Er faltete ihn säuberlich zusammen und schob ihn in die Tasche.
    »Wann wird hier mit der Hausreinigung angefangen?« fragte ich.
    »Um sieben«, sagte er.
    »Also werde ich um sieben hier sein«, sagte ich. »Es kann eine lange Wartezeit für mich werden.«
    Er nickte. - So glatt ließ die Sache sich einfädeln..

13

    Ein paar Minuten vor sieben Uhr erschien ich. Nachdem ich zunächst noch zwei Stunden ganz lebhaft damit zu tun hatte, Nachzügler im Lift hinauf- und hinabzubefördern, wurde es ruhiger. Der Pförtner hatte das Radio eingeschaltet und hörte sich einen Boxsportbericht an. Bald brachten Scheuerfrauen ihre kleinen, gummibereiften Wagen mit Behältern aus Segeltuch, in die sie den Inhalt der Papierkörbe geschüttet hatten, in den Keller.
    Vom sechsten Stock kam außer den Papieren, die Mrs. Bedford aussortiert hatte, nicht viel mit. Der Schwede saß noch am Radio und qualmte sein Pfeifchen. Das Boxen war vorbei, er lauschte jetzt, den Kopf auf die im Nacken verschränkten Hände zurückgelegt, moderner Schlagermusik, während der blaue Tabaksrauch kräftig duftend um sein Gesicht mit den behaglich geschlossenen Augen wallte.
    Ich arbeitete mich fix durch den Abfall aus dem Büro Bedford.
    Es war ein ganzer Stapel privater Briefe, vermischt mit Artikeln aus Zeitschriften, Bittbriefen und Empfehlungsschreiben. Der gute Mann mußte tatsächlich jedes Stück Papier aufbewahrt haben.
    Als Material erster Ordnung nahm ich alles, was nach Frauenhandschrift aussah, stopfte es in meine große Aktentasche und war im selben Moment damit fertig, als der Pförtner sein Radio abschaltete.
    »Sie wird nach Mitternacht nicht mehr herkommen«, sagte ich.
    »Nein?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Kommen Sie denn morgen wieder?« fragte er.
    »Nein.«
    »Zu schade«, sagte er. »Sie dürfen jederzeit wieder kommen.«
    »Werde ich«, gab ich zurück.
    Er fuhr mich im Lift ins Parterre hinauf. Ich ging rasch in mein Hotel und schaffte es noch zu einer um ein Uhr früh abfliegenden Maschine.
    Im Flugzeug nahm ich die Briefe aus der Aktentasche. Ich hatte sechs oder acht von Lucille, vier von Yvonne.
    Lucilles Briefe waren so geschrieben, daß sie einem einsamen Onkel zu Herzen gehen, seine auf Geld versessene Frau aber fuchsteufelswild machen mußten.
    Die Briefe von Yvonne verteilten sich auf drei Jahre, es waren belanglose Mitteilungen, geschrieben in dem sonderbar her-^ ablassenden Ton, den die Jugend für die Alten und Einsamen oft hat. Bemerkungen übers Wetter, verzückte Sätze über einen Fernsehstar und Beteuerungen, wie sehr der Familie daran läge, daß der Onkel auf seine Gesundheit achte.
    Der vierte Brief aber klang anders. Darin berichtete sie von Drury Wells und daß sie den schon eine Weile kenne. Er habe ihr einen prima Job verschafft in einer Agentur für >Talentforschung und Fotomodelle<, an der er beteiligt sei. Er vermittle Modelle für Fotografen, für Kunstkalender und manchmal — so behauptete er, und Yvonne hatte es ihm geglaubt - für den Film. Ihr hatte Wells versichert, sie werde sofort >ganz an der Spitze< rangieren, er habe Einfluß auf diverse Filmgesellschaften, und durch ihn könne sie in Hollywood rasch den Start zur großen Karriere machen.
    Sie schrieb, sie sei mit Wells >verlobt<, und der Onkel möge nicht erstaunt sein, wenn sie plötzlich mal nach Nevada oder Arizona reisten, um schlicht und ohne Aufsehen zu heiraten.
    Ferner schrieb sie, sie sei mit ihrem Verlobten in die Wüste hinausgefahren, wo sie auf dem Bedfordschen Land ein Picknick gemacht hätten. Die Blockhütte da sei arg verfallen, sie lege einige Fotos von selbstgemachten Aufnahmen bei. Jemand habe da einen Schacht gegraben, um an Wasser zu kommen, und das

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