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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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rechtmäßiger Laird bei der Jagd ums Leben kam. Damals war Circin noch ein kleiner Junge«, ereiferte sich Rowland und zeigte mit einem gichtgekrümmten Finger auf den ungeschulten Erben. »Verdient das etwa keinen Respekt?«
    Circin schien jedoch alles andere als beeindruckt von den verteidigenden Worten des alten Mannes zu sein. Auf jeden Fall ließen weder der Gesichtsausdruck noch das Verhalten des zukünftigen Clan-Chefs auch nur die geringste Zuneigung zu Rowland erkennen.
    Er mochte zwar die Nachfolge von Circins Vater als Clan-Führer angetreten haben, aber seine Aufgabe als Mentor der Kinder dieses Mannes hatte er keineswegs erfüllt.
    »Das würde es, wenn Ihr nicht so hundsmiserable Arbeit geleistet hättet.« Barr dachte nicht daran, seine Worte dem Ego des Mannes zuliebe zu beschönigen.
    Rowland versuchte, sich ein würdevolles Aussehen zu verleihen, was ihm jedoch nicht gelang. »Wir brauchen das nicht hier zu diskutieren.«
    »Wir werden überhaupt nichts diskutieren. Fordert mich heraus, oder haltet verdammt noch mal den Mund!«
    »Das Alter bringt Weisheit mit.«
    »Bei einigen von uns, ja, aber andere macht sie zu Narren«, warf Osgard ein.
    Der alte Mann, der Barr zu den Donegals begleitet hatte, war ein Sinclair. Er war nicht aus freier Wahl mitgekommen, sondern weil es so ziemlich seine einzige Möglichkeit gewesen war nach seinem Verhalten gegenüber der Gattin ihres früheren Lairds. Die Verbannung aus dem Sinclair-Clan hatte Osgard schwer getroffen, aber er hatte sie hingenommen, denn dass er die Bestrafung verdient hatte, wusste und akzeptierte er.
    Die geistige Verwirrung, unter der er daheim auf der Sinclair-Burg gelitten hatte und die zu seinen inakzeptablen Denk- und Verhaltensweisen geführt hatte, war längst nicht mehr so schlimm, seit er fern der ständigen Erinnerungen an Vergangenes lebte, die offensichtlich zu schwer zu ertragen gewesen waren. Allerdings gab es noch immer ganze Tage, die er in seinem Zimmer verbrachte, verloren in einer Vergangenheit, die zu real für ihn war, um sie wirklich völlig zu vergessen.
    Barr nickte Osgard zu. »Ich könnte beim Training morgen dein geübtes Auge brauchen.«
    »Ich bin ein zänkischer alter Mann. Glaubst du, deine Schüler könnten meine scharfe Zunge ertragen?«
    »Sie haben heute auch meine harten Fäuste ertragen.«
    »Dann haben sie das Zeug zu Kriegern.«
    »Aye.«
    Aus dem Augenwinkel sah Barr die gesenkten Köpfe und das verstohlene Grinsen, das ihr Gespräch verursachte.
    »Bah!« Rowland sprang auf und stürmte aus dem Saal.
    »Den wären wir los.« Osgard zupfte an seinem Bart, der noch grau und weiß meliert, aber schon auf dem besten Weg war, völlig weiß zu werden. »Wie ich hörte, war deine Jagd erfolgreicher und weniger blutig als Earcs.«
    »Es war dieselbe Jagd, bis unser Laird beschloss, lieber nackte Frauen aufzuspüren als Wild«, warf Earc mit einem wissenden Grinsen und einem Augenzwinkern ein.
    Osgard schnaubte. »Ha! Soll das heißen, dass du eine hübsche, sauber riechende Frau nicht auch einem verschwitzten Keiler vorziehen würdest? Nur wäre es in deinem Fall wahrscheinlich so, dass du deine Jagd gleich hier beginnen würdest.«
    Earc, der hartgesottene Krieger und streitbare Chrechte, errötete wie ein verliebter Jüngling. »Im Augenblick werde ich nirgendwo Frauen jagen, vielen Dank.«
    »Wenn du meinst«, sagte Osgard alles andere als überzeugt.
    »Und ob ich das meine!«
    »Na schön, dann ist’s ja gut.«
    »Genau.«
    Barr verfolgte den Wortwechsel mit wachsender Belustigung. Er wusste nicht, auf wen Earc ein Auge geworfen hatte, wie Osgard zu glauben schien, doch der alte Kämpe war zweifelsohne auf irgendetwas gestoßen.
    »War sie wirklich nackt, als du sie gefunden hast?«, fragte Earc in dem offenkundigen Versuch, die Rede auf ein anderes Thema zu bringen.
    »Aye. Und blutend und bewusstlos.« Die Erinnerung an Sabrines Zustand konnte Barr immer noch zum Knurren bringen.
    Im ganzen Saal erschraken Chrechten, und einige griffen sich verstohlen an den Hals. Einige konnten sich sogar gerade noch beherrschen, um nicht unterwürfig ihre Kehle zu entblößen.
    »Was war ihr zugestoßen?«
    »Sie kann sich nicht erinnern.«
    »Das ist beunruhigend«, sagte Osgard. »Ich kannte mal einen Soldaten, der nach einem Schlag auf den Kopf den Namen seiner Frau vergaß und nicht mehr zu seinem Haus zurückfand. Nach zwei Wochen war er tot.«
    »Durch den Schlag auf den Kopf?«, fragte Circin.
    »Nein, durch

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