Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
Vom Netzwerk:
Vorschriften machen ließen. Barr konnte seinen Gast also ruhig in dem Glauben lassen, sie habe ein Mitspracherecht in dieser Sache, doch die Wahrheit war, dass er so oder so seinen Willen durchsetzen würde.
    »Ich brauche Schutz unter Euren Leuten?«, fragte sie, klang aber nicht so überrascht darüber, wie sie es hätte sein können.
    »Ihr seid für sie eine Fremde, und die Donegals sind nicht allzu freundlich zu Menschen, die sie nicht kennen.«
    »Ihr glaubt also, dass sie mich vielleicht … kränken würden?« Das ungläubige Erstaunen, das in ihrer Stimme mitschwang, fand Barr ziemlich naiv.
    Andererseits jedoch durfte er nicht vergessen, dass sie ihr Gedächtnis verloren hatte. Vielleicht wusste sie nicht mehr, wie leicht die Gefühle einer Frau verletzt werden konnten. Sogar die Chrechte-Frauen seines früheren Clans nahmen Dinge übel, die er selbst für völlig harmlos hielt.
    »Ihr seid noch nicht erholt genug, um dieses Zimmer zu verlassen. Ihr braucht noch Ruhe.« Auf eine, wie er hoffte, tröstliche Art und Weise berührte er ihren unverletzten Arm. »Ihr seid noch schwach und müsst Eure Kräfte schonen.«
    Sie starrte ihn drei volle Sekunden zweifelnd an, bevor sie ein paar Mal blinzelte und schließlich nickte. »Genau. Ich bin schwach und brauche Ruhe.«
    Er war auf Widerspruch gefasst gewesen, und deswegen war Barr nun sehr erstaunt über diese plötzliche Kapitulation.
    »Aye, genau das ist es, was Ihr braucht«, erwiderte Verica, bevor er Gelegenheit dazu bekam. »Heute Abend zumindest werdet Ihr Euer Abendbrot im Bett einnehmen.«
    »Kümmert Ihr Euch darum?«, fragte Barr die Heilerin.
    Verica nickte. »Brigit und ich werden Eurem Gast Gesellschaft leisten und mit Sabrine hier essen.«
    Barr war versucht, sich ihnen anzuschließen, doch leider musste er sich dem Clan noch immer so oft wie möglich zeigen, um seine Rolle als ihr Laird in den Köpfen der Clan-Angehörigen zu verfestigen. Die Heilerin und ihre junge Schülerin würden allerdings auch eine gute Gesellschaft für Barrs mysteriösen und viel zu reizvollen Gast sein.
    Rowland setzte sich zu Barr an die ein wenig erhöhte Tafel, bevor das Essen aus dem Küchentrakt hereingebracht wurde. Obwohl der ältere Chrechte alles andere als erfreut gewesen war, auf Befehl seines Königs sein Amt an Barr abgeben zu müssen, aß er dennoch stets mit ihm. Earc meinte, das müsse daran liegen, dass Rowland den Tisch des Lairds noch immer für den seinen hielt.
    Nach dem, was Barr heute erfahren hatte, war er nicht mehr sicher, wie lange er das noch dulden würde. Rowlands Anwesenheit schürte nur Barrs schwelende Wut über die unqualifizierte Führerschaft des früheren Lairds der Donegals.
    »Wie ich hörte, habt Ihr mich heute einen Idioten genannt, Junge«, bemerkte der alte Mann in nörglerischem Ton, kaum dass er Platz genommen hatte.
    Barr war sich ziemlich sicher, dass keiner der Männer, die er trainiert hatte, etwas gesagt hatte, aber der Trainingshof lag in der Nähe des Küchentrakts, und dort hatte die ganze Zeit über eine kleine Gruppe von Zuschauern gestanden. Es war also durchaus möglich, dass jemand von ihnen seine Bemerkung mitbekommen und Rowland davon erzählt hatte.
    »Und wie ich hörte, habt Ihr es versäumt, Männer auszubilden, die geradezu darauf brennen, dem Clan gegenüber ihre Pflicht zu tun.« Der alte Mann öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch Barr kam ihm zuvor. »Schlimmer noch – ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie schlecht diejenigen ausgebildet sind, bei denen Ihr Euch überhaupt die Mühe gemacht habt, sie zu trainieren.«
    »Jetzt hört aber mal zu …«
    Doch Barr hatte genug gehört. Er beugte sich zu Rowland vor, bis ihre Gesichter sich schon fast berührten. »Nein, alter Mann, Ihr hört mir jetzt zu! Ich bin Euer Laird, und Ihr werdet mich als solchen ansprechen, sofern Ihr mich überhaupt ansprechen müsst. Ihr habt Eure Stellung durch Dummheit und Vernachlässigung verloren, doch falls Ihr auch nur daran denkt, Euch mit mir um das Recht, diesen Clan zu führen, zu duellieren, dann überlegt Euch das noch einmal sehr genau. Denn in diesem Fall werde ich Euch töten, alter Mann.«
    Rowlands verdrossenes Gesicht verfinsterte sich noch mehr. »Ihr solltet mehr Respekt vor Älteren haben.«
    »Respekt muss man sich verdienen.« Und das Einzige, was dieser Mann sich Barrs Ansicht nach bisher verdient hatte, war ein Tritt.
    »Ich habe diesen Clan geführt, seit mein lieber Freund und

Weitere Kostenlose Bücher