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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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Zimmer zu übernachten ist eine Kleinigkeit, verglichen mit der Tatsache, dass Ihr nackt und ganz allein im Wald gefunden wurdet.«
    »Das finde ich nicht.« Aber wirklich nicht? Wahrscheinlich hatte er sogar recht.
    Bei Menschen galten andere Maßstäbe für Frauen als für Männer, und die Chrechten, die bei ihnen lebten, übernahmen oft die gleichen Sitten.
    Bei ihren eigenen Leuten trug Sabrine einen Kilt, der nur einige Zentimeter länger war als der der männlichen Éan. Hier ein solches Kleidungsstück zu tragen würde als skandalös betrachtet werden. Es war eines der vielen Dinge, die Sabrine bei den menschlichen Clans verwirrte.
    Warum wurden Männer und Frauen als so verschieden angesehen? Sie war eine Kriegerin, ihr jüngerer Bruder dagegen würde niemals ein Krieger sein. Bei den Éan wurden die Rollen nach Befähigung und Wunsch bestimmt, doch nicht einmal die Faol schienen sich noch an solche Maßstäbe zu halten, obwohl ihre weiblichen Krieger früher einmal als einige der erbittertsten Gegner im Kampf betrachtet worden waren.
    »Ich bin der Laird.«
    »Und?«
    »Und …«, sagte er so gedehnt, bis das Wort dreimal so lang wie üblich klang, »was ich denke, ist das Einzige, was zählt.«
    Aus irgendeinem lächerlichen Grund, dessentwegen Sabrine schon sehr verärgert auf sich selbst war, hatte sie ihn anders eingeschätzt. Angesichts des dürftigsten Beweises hatte sie sich erlaubt zu glauben, ein Wolf könnte außer den anmaßenden und gnadenlosen Henkern ihres Volkes auch noch etwas anderes sein. »Aber natürlich ist es das«, erwiderte sie kühl.
    Er betrachtete sie stirnrunzelnd. »War das bei Eurem Clan anders? Oder erinnert Ihr Euch nicht mehr?«, stichelte er.
    Den Spott konnte sie ihm nicht verübeln, da sie ihren Gedächtnisschwund ja wirklich als bequeme Ausrede benutzte. Und Barr hatte recht: Die Dinge waren gar nicht mal so anders unter ihren Leuten. Der Unterschied war der, dass sie nur selten anderer Meinung als ihr Ranghöherer unter den Éan war.
    Verica reagierte jedoch nicht so nachsichtig auf Barrs Stichelei, sondern schnappte ärgerlich nach Luft. »Das ist ja wohl nicht fair, Laird! Sabrine kann doch nicht auswählen, woran sie sich erinnert oder nicht.«
    Wieder einmal ließ sie eine beruhigende Furchtlosigkeit vor dem Mann erkennen, der ihren Clan regierte.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte Barr.
    »Mein Erinnerungsvermögen steht hier nicht zur Diskussion.«
    »Nein, aber Euer Wohlergehen.«
    »Genau. Und mir wäre es lieber, vor Euren Leuten nicht als Dirne hingestellt zu werden.«
    »Dafür ist es zu spät.«
    »Laird!«, ermahnte Verica ihn entrüstet.
    »Niemand hat so etwas behauptet, doch die alten Klatschmäuler denken es schon allein des Zustands wegen, in dem ich Euch gefunden habe.« Dann wandte er sich mit einem vorwurfsvollen Stirnrunzeln Verica zu. »Und das wisst Ihr nur zu gut, da Ihr viel länger unter diesen Leuten gelebt habt als ich.«
    »Aber was Ihr vorschlagt, wird es nur noch schlimmer machen«, beharrte Sabrine.
    »Ich habe schon meine Absicht verkündet, Euch zu behalten.«
    Sabrine spürte, wie sich ihre Brust zusammenkrampfte, und durch ein wildes Durcheinander von Gefühlen sah sie die Mischung aus Schock und Neugierde auf Vericas und Brigits Gesichtern.

Kapitel Fünf
    I hr verbringt also die Nacht in meinem Zimmer«, fuhr Barr fort, als hätte es die bedeutsame Pause nie gegeben. »Ob Ihr später tatsächlich bei mir bleibt oder nicht, ist jetzt nicht von Bedeutung.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Und bei mir werdet Ihr sicherer sein als bei Verica.«
    »Sie ist eine Heilerin!«
    »Aye. Und ich bin ein Krieger.«
    »Ihr glaubt doch wohl nicht, ich könnte in meinem Bett überfallen werden?« Was für ein absurder Gedanke!
    Aber Barr lächelte nicht, nicht einmal ansatzweise, und Vericas Mund war ganz schmal geworden vor Besorgnis.
    »Die Tatsache, dass Ihr weder eine Familie habt noch zu einem Clan gehört, bringt Euch in Gefahr vor den Gewissenloseren unter uns. Ich bin noch nicht lange genug hier, um meine Standpunkte zu akzeptablerem Benehmen durchzusetzen. Der vorherige Laird hatte weniger Skrupel als ich.«
    Dieser letzten Feststellung würde sie ganz bestimmt nicht widersprechen. Die Berichte über Rowland, die sie vor ihrem Herkommen gehört hatte, hatten es ihr nur allzu leicht gemacht, diesen Mann für den Dieb des Clach Gealach Gra zu halten.
    Was sie hier nicht erwartet hatte, war ein Mann wie Barr.
    »Habt Ihr auch die

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