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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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unbeherrschtem Naturell hatte die Heilerin ihn schon seit seiner Ankunft auf der Donegal’schen Festung fasziniert.
    »Wirst du dich weiter wie ein arroganter Krieger ohne Taktgefühl aufführen?«
    »Du meinst, so habe ich mich benommen?« Hatten Krieger ihrer Meinung nach höfliche Schwächlinge zu sein?
    »Ja.«
    »Dann wahrscheinlich ja.«
    Circin lachte spöttisch auf, und Earc wandte sich ihm zu. Der junge Mann schloss schnell den Mund, doch seine Augen sprühten förmlich vor Belustigung.
    »Ich werde morgen beim Training an dein Lachen denken«, beschied Earc ihn düster.
    Circins jähes Erblassen war sehr zufriedenstellend, aber seine schöne Schwester gab ein Geräusch von sich, das Earc an einen überkochenden Topf erinnerte. »Du wagst es, meinem Bruder zu drohen? Hast du vergessen, dass er eines Tages dein Laird sein wird?«
    »Er wird nie mein Laird sein«, gab Earc zurück.
    »Barr hat versprochen, die Clan-Führerschaft an oder sogar noch vor Circins fünfundzwanzigstem Geburtstag abzugeben. Willst du etwa sagen, er hat gelogen?« Sie schien fest entschlossen zu sein, ihn in Wut zu bringen.
    Doch Earc ließ sich nicht dazu verleiten. »Mein Laird würde niemals lügen, nicht einmal, um einem zänkischen Weib über eine grundlose Verärgerung hinwegzuhelfen.«
    »Hast du mich gerade ein zänkisches Weib genannt?«
    Selbst die Luft um sie herum flimmerte von ihrem Zorn, was jedoch eine willkommene Abwechslung war nach Sorchas Furcht. Selbst die Köchin schien im Augenblick interessierter an dem Wortwechsel zwischen Verica und Earc als an ihrer eigenen Situation zu sein.
    »Ich glaube, es ist nur so, dass Earc nicht vorhat, bei den Donegals zu bleiben, wenn sein Freund von seinem Amt als Laird zurücktritt«, warf Circin ein, bevor Earc etwas erwidern konnte.
    Verica versteifte sich und wandte sich ihm mit ausdrucksloser Miene zu. »War es das, was du meintest?«
    »Aye. Größtenteils. Sobald Barr Circin als seinen Stellvertreter einsetzt, werde ich wahrscheinlich wieder meinen Platz bei den Sinclairs einnehmen.«
    »Und was für ein Platz ist das?«
    »Als einer ihrer Krieger.« Es war das Einzige, was er schon immer hatte sein wollen.
    »Du wirst nicht einmal darüber nachdenken, bei uns zu bleiben?«, fragte Circin mit einem Seitenblick auf seine Schwester.
    Earc zuckte mit den Schultern. Niemand konnte wissen, was die Zukunft brachte. Vor einem Jahr hätte er noch geschworen, dass er seinen eigenen Clan nie verlassen würde. »Da dies erst in ein paar Jahren sein wird, lohnt es sich nicht, schon jetzt darüber nachzudenken.«
    Verica nickte, als hätte er mit ihr gesprochen. »Der Meinung bin ich auch. Das einzig Wichtige im Moment ist, Sorcha klarzumachen, dass sie die Wache annehmen soll, die der Laird ihr zugeteilt hat.«
    »Du wirst dich den Anweisungen deines Lairds nicht widersetzen«, sagte Earc streng zu Sorcha. Als das geklärt war, wandte er sich an Circin. »Wir beide werden in der Nähe der Tür schlafen. Verica kann sich mit Sorcha und Brigit das Bett teilen.«
    Wieder gab Verica dieses seltsame Geräusch von sich, das darauf hinwies, dass sie nicht erfreut war. Aber Earc machte nicht den Fehler, sie zu fragen, was sie störte. Es war ihm schon immer schwergefallen, Frauen zu verstehen, und diese hier war schlimmer noch als all die anderen.
    Schade nur, dass sie sein Blut erhitzte! Sein Aufenthalt bei den Donegals entwickelte sich allmählich zu einer harten Prüfung seiner Selbstbeherrschung.
    »Ich habe mein eigenes Bett; mein Vater hat es für mich gebaut«, sagte Brigit.
    Earc lächelte ihr zu. »Hat er das?«
    »Oh ja! Es steht dort drüben«, erklärte sie und deutete auf eine kleine Nische in der Wand neben dem Kamin.
    Die Liebe zu ihrem toten Vater zeigte sich in Brigits leuchtenden Augen. Earc wusste nicht, wie der Mann gestorben war, doch nach Sorchas schlechten Verstellungsversuchen konnte er es sich denken. Das »wilde Tier« war ein Wolf gewesen. Einer seiner Brüder.
    Wut kochte in ihm hoch bei der Vorstellung, dass ein Chrechte zu so etwas fähig war.
    »Ich werde Sorcha nicht belästigen, nur weil du es willst«, beschied Verica ihn. »Ich kann mir auch ein Strohlager auf dem Boden machen.«
    »Das kommt gar nicht infrage«, widersprach Sorcha, deren Gastfreundschaft wieder in den Vordergrund trat. »Wenn ihr wirklich alle bleiben wollt, wird meine Tochter bei mir schlafen und die Heilerin Brigits Bett bekommen.« Obwohl sie eigentlich auf Vericas Einwände einging,

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