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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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immer wieder zwischen ihrer Mutter und der Heilerin hin und her.
    Earc dachte, dass wenigstens eine der Frauen das Bedürfnis des jungen Mädchens nach Trost bemerken und sich darum kümmern sollte.
    Als keine es tat, streckte er die Hand aus und klopfte Brigit beruhigend den Rücken. Dabei war er sorgfältig darauf bedacht, seine Kraft zu zügeln. »Es wird alles gut, mein Kind.«
    Ihr Kopf fuhr herum, und sie starrte ihn mit großen Augen an. Als er versuchte, sie mit einem Lächeln zu beruhigen, zuckte sie zusammen.
    Dann fing er Vericas Blick auf und erwiderte ihn mit finsterer Miene, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie die Sache in Ordnung bringen musste.
    Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, und sie streckte die Hand aus, um Brigit über das Haar zu streichen. »Keine Angst. Er ist nicht so Furcht einflößend, wie er aussieht.«
    Earc gab ein missbilligendes Brummen von sich, um sie wissen zu lassen, dass er nicht belustigt war. Sie hatte Brigit ihrer sichtlich aufgeregten Mutter wegen beruhigen sollen, doch es bestand überhaupt kein Grund, sie seinetwegen zu beschwichtigen.
    Das Problem hier war schließlich nicht er.
    Auch wenn die Art, wie sie ihn ansah, etwas anderes besagte.
    »Aber ich brauche keinen Beschützer!« Die Lüge, vermischt mit Sorchas offenkundiger Verzweiflung, vergiftete die Luft und brachte Earc in Harnisch.
    Verica legte eine Hand auf den Arm der hübschen Witwe und sah sie mit mitfühlender, aber entschlossener Miene an. »Wir wissen beide, dass das nicht wahr ist, denke ich.«
    Sorchas Blick glitt zu ihrer Tochter, während sie fröstelnd ihre Arme um sich schlang. »Was hat Brigit erzählt?« Ihr Ton enthielt weder Vorwurf noch Ärger, doch er war von Furcht und Traurigkeit durchdrungen.
    »Ich habe nichts erzählt, Mama. Wirklich nicht.«
    Sorcha zog ihre Tochter an sich und drückte sie. »Schon gut, Liebes. Ich bin dir nicht böse.«
    »Aber ich habe mein Versprechen nicht gebrochen!«
    »Das hat sie wirklich nicht«, bestätigte Verica. »Es hat sich nur herausgestellt, dass es hier anscheinend Probleme gibt.«
    Sorchas Blick huschte zur Tür der Kate, und ihre innere Erregung zeigte sich in ihrem schnellen, flachen Atmen. »Ihr Vater ist tot, das ist Problem genug.«
    »Aye, das ist es, und wie er zu Tode kam, ist zweifellos ein Teil davon.«
    Sorcha ließ ihre Tochter los und warf Earc einen besorgten Blick zu. »Er wurde von einem wilden Tier getötet, als er auf der Jagd war.«
    Ihr Versuch zu lügen war so jämmerlich, dass Earc das Gesicht verzog.
    Stirnrunzelnd sah sie ihn an. »Ihr zweifelt meine Worte an?«
    »Ja.«
    Sorcha sog scharf den Atem ein und wurde blass.
    Verica zog sie tröstend in die Arme. »Mach dir nicht so viele Sorgen, Sorcha! Du bist jetzt sicher und wirst es auch bleiben.« Der finstere Blick, den sie Earc zuwarf, wäre jedes Soldaten würdig gewesen. »Earc wollte damit nicht sagen, dass er glaubt, du lügst.«
    »Doch, das wollte ich.« Und die Wölfin wusste es. Warum machte sie der menschlichen Frau also etwas vor?
    Verica ließ Sorcha los und stapfte wütend zu Earc hinüber. »Sei so gut, für einen Moment mit mir hinauszugehen!« Die Worte waren kaum zu verstehen, so fest presste sie die Zähne zusammen.
    Und Earc fand sie wütend sogar noch reizvoller als sonst.
    »Barr sagte, wir müssten bei der Frau bleiben«, erinnerte er Verica.
    »Die Frau hat einen Namen. Sie heißt Sorcha .«
    Dachte sie, er hätte das vergessen? »Ich weiß.«
    Verica stemmte die Hände in die Hüften, und ihr Zorn verschärfte sich, bis auch Earcs Blut in Wallung geriet – allerdings von einem völlig anderen Gefühl.
    »Dann erweise ihr bitte auch die Höflichkeit, ihren Namen zu benutzen, wenn du von ihr sprichst!«, fauchte Verica ihn an.
    Earc verneigte sich vor Sorcha. »Es war nicht meine Absicht, beleidigend zu sein.«
    Mit ähnlich großen Augen wie ihre Tochter blickte Sorcha zwischen ihm und der Heilerin hin und her. »Ich bin nicht beleidigt.«
    Earc nickte und warf Verica seinen langmütigsten Blick zu. »Siehst du? Ich habe Sorcha nicht gekränkt.«
    »Aber mich.«
    »Ich kann diese Debatte nicht gewinnen, oder?«
    »Nein.«
    »Wirst du weiter wütend bleiben?« Er hatte gehofft, der Auftrag seines Lairds würde ihm Gelegenheit geben, ein wenig ausführlicher mit Verica zu sprechen.
    Mit ihrem mehrfarbigen Haar, das er noch nie bei einer anderen Frau gesehen hatte, ob Chrechte oder nicht, und ihrer eigenartigen Mischung aus Mitgefühl und

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