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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Rotfärber zu Fuß noch ein.« Unsicher hielt sie inne. »Könn drei Pferde nehmen«, fügte sie hinzu, »und ma sehn, ob wir Gontas oben rausgehauen kriegen.«
    Mart schüttelte den Kopf. »Wir sind Freiwild für die Bogenschützen, wenn wir jetzt den Pfad raufgaloppieren. Soll der Buschmann unsern Rückzug decken, ist das Beste so. Bringt uns Zeit, um hier was wegzuschaffen.«
    Tori fügte sich. Sie schnitten die anderen Pferde los und banden so viele Zügel zusammen, wie sie nur irgendwie führen konnten. Dann schwangen sie sich in den Sattel. Schwerfällig brachten sie die Herde hinaus in das Tal.
    »Wohin dann, du?«, fragte Tori.
    Mart wies in die Berge. »Erst mal auf Abstand und da Deckung suchen, wo’s rauer ist. Gehn dann später zurück und kundschaften was aus … oder ziehn gleich weiter. Mal sehn, was kommt.«

VI. T EIL :
    D IE T ORE DER Z ITADELLE

25.
    Gontas schlug die Augen auf. Er stand da, Fesseln hielten ihn aufrecht, und er konnte kaum einen Muskel regen. Die Sonne schien ihm gerade in die Augen. Er hörte undeutliche Stimmen in seiner Nähe.
    Ein Schwall Wasser schwappte über sein Gesicht. Er prustete und schüttelte den Kopf. Es dauerte einen Augenblick, bis er wieder etwas sehen konnte.
    Er befand sich in einem kleinen Heerlager. Aus Planen und Baumstämmen hatten die Söldner Zelte errichtet, und überall liefen Bewaffnete umher. Sie trugen die vertraute Rüstung aus Leder und Holz. Tarukans Männer!
    Ein Trupp von ihnen hatte sich bei Gontas versammelt; einer der Krieger war besser gekleidet als die übrigen. Gontas kannte den Mann nicht, aber die Gesichtszüge kamen ihm vertraut vor.
    »Tarukan!«, sagte er.
    Der Söldnerführer war hochgewachsen und schlank. Er mochte in den Dreißigern sein, trug einen leichten Säbel am Gürtel, ein Wams aus hellem Leder und einen breitkrempigen Hut mit blau und grün schillernden Pfauenfedern auf dem Kopf. Sein Gesicht, auf dessen obere Hälfte der Hut einen Schatten warf, war schmal und glatt rasiert. Es war gezeichnet vom Kampf und von einem Leben unter freiem Himmel, aber die feinen Narben darin schienen alle schon älter zu sein.
    Ein Lächeln huschte über Tarukans dunkle Züge. Schwungvoll zog er den Lederhut vom Kopf und deutete eine spöttische Verbeugung vor Gontas an. Die Pfauenfedern auf dem Hut wippten.
    »Gontas«, sagte er. »Der Kriegshäuptling der Cefron. Inzwischen Kriegsherr aller Stämme des Buschlandes, nehme ich an, seit Eurem triumphalen Empfang im Raib vor zwei Jahren. Willkommen in meinem bescheidenen Lager.
    »Ich bringe dich um, du diebisches Schwein!« Gontas zerrte an den Fesseln. Tarukans Männer hatten drei Baumstämme in den Boden gerammt und an der Spitze zusammengebunden. An dieser dreikantigen Pyramide war Gontas festgebunden, die Arme mit dicken Tauen straff nach hinten gezogen. Er konnte kein Glied rühren.
    »Ja«, sagte Tarukan. »Eure Anwesenheit hier lässt auch bei mir zwiespältige Empfindungen aufkommen.« Er setzte den Hut mit den wippenden Federn wieder auf und zog ein paar Handschuhe aus dem Gürtel. Damit wedelte er sacht vor seinen Lippen. »Ich überlege noch, was genau wir aus dieser Begegnung machen.«
    »Vor Kurzem bin ich einem Burschen begegnet«, stieß Gontas hervor, »der hatte fast das gleiche Gesicht wie Ihr. Er hat mich gepikst mit einem Stachel, wie eine Mücke ihn gebrauchen könnte. Er hat gequiekt wie ein Schwein, als ich ihn in das Loch geworfen habe als Futter für den Wurm.«
    Tarukan nickte. »Du meinst die Geschichte mit meinem Bruder. Ich habe davon gehört. Und meine Zauberer haben mich gewarnt, dass du auf dem Weg hierher bist und mich verfolgst. Ich frage mich nur, warum? Was für ein Interesse mag ein Wilder aus dem Buschland an meiner Familie haben?«
    »Das Mädchen«, brüllte Gontas ihn an. »Halime! Sie stand unter meinem Schutz, und deine Räuber haben sie mitgenommen. Niemand stiehlt ungestraft etwas aus Gontas’ Zelt.«
    »Ah ja …« Tarukan wandte den Kopf zur Seite ließ den Blick durch das Lager schweifen. »Das Mädchen. Jetzt, wo ich es aus deinem eigenen Mund höre … Es fiel mir bislang schwer zu glauben, dass es wirklich darum geht. Dass ein Häuptling der Cefron durch die halbe Welt zieht für ein fremdes kleines Mädchen, noch dazu eines, das wir keineswegs aus seinem Zelt geholt, sondern weitab vom Land seines Stammes in der Wüste aufgegriffen haben.«
    »Was willst du von Halime, du Hund? Ich werde dich in Stücke reißen. Kämpf mit mir, wenn du ein

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