Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

unter dem Körper eingeklemmt, und er konnte die Hiebe nicht abwehren.
    Dann spürte er gar nichts mehr.
    Als Gontas sich auf die Feinde gestürzt hatte, war ein Pfeil direkt auf Tori zugeschwirrt.
    »Pass auf!« Mart sprang vor und fing das Geschoss mit seinem Körper ab.
    Tori schrie auf.
    Mart wischte sich über den Schulterpanzer und brach den Schaft ab, der da steckte. Ein schmerzhafter Ausdruck zuckte kurz durch sein Gesicht. »Kaum reingegangen.« Er zwinkerte Tori zu und zog das Schwert. Sie liefen hinter Gontas her.
    Zwei Söldner stellten sich ihnen in den Weg. Mart wich einem Speer aus. Er riss die Schwertklinge nach oben und schlug damit einen weiteren Speer zur Seite.
    Tori glitt neben ihn. Sie hakte die Sichel am oberen Rand eines Schilds ein und zog den Schild nach unten. Marts Schwert sauste herab und spaltete den Schädel, der über dem Schild zum Vorschein kam.
    Sie liefen weiter, an dem zweiten Gegner vorbei, und Mart stieß den Mann mit dem Ellbogen gegen die Böschung des Hohlwegs.
    Gontas wütete rechts von ihnen, und alle anderen Feinde waren mit dem Buschläufer beschäftigt. Der Weg vor ihnen, den Hang hinab und bis unter die Bäume, war frei.
    »Lauf«, zischte Mart. »Zu den Pferden.«
    Tori verstand sofort. Aber sie zögerte. »Und Gontas?«, fragte sie.
    »Zu viele Gegner«, antwortete Mart. »Wir haben jetzt unsere Chance, bevor der hintere Trupp durch den Hohlweg ist.«
    Sie rannten in den Wald hinein. Die Zweige der niedrigen Bäume peitschten ihnen ins Gesicht, aber in dem Wald, der zu beiden Seiten der Rinne wuchs, waren sie sicher vor Pfeilen. Tori äugte beiläufig nach Marts Wunde. Der starre Lederharnisch verbarg alles, und wenn Mart blutete, dann war es unter dem Panzer nicht zu sehen.
    Hinter ihnen im Gehölz ertönte ein Knacken. Der zweite Söldner hatte sich aufgerappelt und lief hinter ihnen her. Ein weiterer hatte ihre Flucht bemerkt und folgte ihnen ebenfalls.
    Mart und Tori rannten weiter. Sie schützten ihre Augen vor den Ästen. Auf halbem Weg den Hang hinab blieben sie stehen, gleichzeitig, wie abgesprochen. Ihre Verfolger griffen mit den Schwertern an.
    Tori wehrte den Hieb ihres Gegners mit dem kleinen Metallschild an der Halterung ihres Hakens ab. Gleichzeitig stieß sie dem Mann mit der Linken ihren langen Dolch in den Oberschenkel. Mit einer Drehung des Unterarms hakte sie die Sichelklinge um sein Schwert und entwaffnete ihn. Er sprang vor, um sein Schwert wieder in den Griff zu bekommen. Doch Tori rammte ihm den Dolch von unten durch den Hals und bis hinauf in den Kopf.
    Mart wich dem Schlag seines Gegners aus. Er täuschte mit seinem Schwert an und trat zu. Mit Wucht rammte er dem Mann den schweren Stiefelabsatz gegen das Schienbein. Er traf ihn kurz unter dem Knie, und der Knochen sprang aus dem Gelenk. Der Mann schrie auf, ließ die Waffe fallen und brach zusammen. Mart schlug ihm den Kopf von den Schultern.
    Es war wieder still zwischen den Bäumen. Nur von weit oben am Hang drangen die Kampfgeräusche zu ihnen. Die beiden sahen einander an, und Tori stieß die Luft zwischen den Lippen aus.
    »Pft. Laufen hinter uns her. Zu zweit. Was denken die sich?«
    »Gar nichts, sonst wär’n sie in die andere Richtung gerannt.«
    »Wie ist’s mit Umkehrn, du?«, fragte Tori. »Der Gontas is ’n Brecher. Der kann’s schaffen, wenn wir ihm den Platz zum Dreinplotzen freimachen.«
    Mart zuckte die Achseln. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Hilft nicht viel, wenn einer von uns sich dabei ’n Schlag einfängt, und in dem Getümmel kann keiner alle Klingen im Auge behalten.
    Aber unten, am Fuß vom Hügel, da ist’s ruhig. Da schaffen wir’s auf jeden Fall.«
    Sie rannten weiter den Hang hinab.
    Mart behielt recht: Die Tiere, die Tori von oben zwischen Bäumen gesehen hatte, waren die Pferde ihrer Angreifer. Zwei Wachen waren dort zurückgeblieben, aber Mart und Tori wurden rasch mit ihnen fertig.
    Sie banden zwei der Pferde los. Tori rannte zu einem dritten und hob die Sichel.
    »Was tuste, verrückte Musche?«, rief Mart entsetzt.
    »Hau den Zossen die Kniekehlen durch. Da könn Tarukans Fiesel uns nich nachkommen.«
    »Beklopptes Miststück«, knurrte Mart. »Weißt du, was die Viecher wert sind? Und ’s wird wohl die einzige Beute bleiben, die wir heimbringen können, so scheiße, wie’s gelaufen ist. Ne, die nehmen wir alle mit!
    »Wer is hier der Bekloppte, du?«, fragte Tori. »Wenn wir die ganzen Zossen in Reihe hinter uns herziehn, holen uns Tarukans