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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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dass er vor der Zitadelle verreckt und doch nicht bekommt, was er will.«
    Seine Worte waren in den Wind gesprochen. Halime schien ihn ebenso wenig wahrzunehmen wie Tarukan.
    Der Söldnerhauptmann schnippte mit den Fingern. Einer der drei schwarz gewandeten Zauberer, die am Rande der Szenerie bereitstanden wie Aaskrähen, eilte mit einem flachen Holzkästchen herbei. Ein Söldner kam und brachte Tarukan einen Lederschurz. Langsam zog Tarukan seine dünnen Handschuhe an.
    »Gut, Mädchen. Während du darüber nachdenkst, wollen wir einmal nachschauen, was dein Freund uns alles mitgebracht hat.«
    Er trat wieder vor Gontas hin und ließ sich von seinem Gefolgsmann in den Lederschurz helfen. Der Zauberer blieb mit dem Kästchen neben ihm stehen. Gontas kam die blasse, abgemagerte Gestalt nur allzu vertraut vor. Wie Sarjat vom Knochenturm, wie die beiden Zauberkundigen, die sie in Kar Ombos angetroffen hatten, sahen auch die drei Hexenmeister in Tarukans Gefolge so aus wie in Lumpen gehüllte Leichen, nur dass die Lumpen in diesem Falle schwarze und dunkelgraue Fetzen waren, die ihnen an den knochigen Leibern herabhingen und so etwas wie eine Robe bildeten. Eine der Gestalten schien eine Frau zu sein.
    Gontas fragte sich, wie viel von dem Gelichter Tarukan um sich geschart hatte. Er wand sich in seinen Fesseln, aber die Stricke gaben nicht nach.
    »Je ruhiger du bleibst, umso berechenbarer bleibt der Schaden«, sagte Tarukan. »Ich verschneide mich dann nicht so leicht, und das verringert die Gefahr, dass du verblutest.«
    Der Zauberer öffnete sein Kästchen und zeigte Tarukan den Inhalt. Es funkelte silbern darin, gebogene und gerade Messer, Haken und Nadeln und Zangen waren in ausgeschnitzten Fächern ordentlich aufgereiht. Die meisten Werkzeuge waren klein und zierlich und hatten einen langen Griff. Es war das Feldbesteck eines Chirurgen.
    Tarukan musterte den spärlich bekleideten Körper des Buschläufers. Seine Augen funkelten, und mit einem Finger strich er über die Bauchmuskeln, die hart hervortraten, während Gontas sich bemühte, die Fesseln zu sprengen.
    »Das sieht interessant aus.« Tarukan holte ein Skalpell aus dem Kasten, und Gontas spürte, wie das kühle Metall mit der stumpfen Seite an seinem Muskel entlangstrich.
    Dann stach Tarukan zu.
    Gontas’ Augenbraue zuckte, aber es war schon vorbei. Der Schnitt an der Seite seines Bauchs war winzig, ein feines Rinnsal Blut rann dort hinab.
    Gontas schnaubte. »Das nennst du Folter? Da hab ich mich beim Bartscheren schon schlimmer geschnitten.«
    »Hm, interessant«, bemerkte Tarukan abwesend. »Ich dachte immer, die Buschläufer haben kaum Bartwuchs. Ich nehme also an, du plapperst nur etwas nach, was du in den Städten gehört hast. Ein vergeblicher Versuch, mich zu beeindrucken. Uz, wo bleibt mein Wachs?«
    Ein weiterer Söldner lief herbei. Er brachte einen kleinen Tiegel, der auf einem Gestell über einer rußenden Flamme ruhte. Tarukan wandte sich wieder Gontas zu.
    »Folter«, murmelte er. »Nein, den Ausdruck möchte ich nicht gebrauchen. Nennen wir es eine Untersuchung. Ich war stets der Meinung, dass ein Krieger den menschlichen Körper kennen sollte. Darum habe ich viel Zeit bei den Feldscheren verbracht, um alle Feinheiten des Fleisches zu erforschen. Ich möchte behaupten, ich verstehe inzwischen eine Menge davon und habe jede Ader, die ein Mensch haben kann, mit eigenen Augen gesehen. Dein Leib allerdings bietet so ein prachtvolles Material zur Anschauung, dass ich die Gelegenheit nicht verpassen will.«
    Tarukan schob feine Haken durch den Schnitt. Gontas fühlte, wie der Stahl durch seinen Körper kroch. Er wehrte sich und bäumte sich auf in seinen Fesseln. Tarukan glitt mit seinen Instrumenten ab, der Schmerz flammte schlimmer auf, und Gontas wand sich noch mehr.
    »Verflucht«, schimpfte Tarukan. »Haltet ihn fest. Sonst verlier ich noch eine Ader.«
    Von beiden Seiten traten Söldner an das Gestell. Sie umfassten Gontas und versuchten, ihn ruhigzuhalten.
    Tarukan führte ein Instrument nach dem anderen durch den Schlitz ein, Haken und Klammern und feine Messer. Manchmal tupfte er mit einem langen Stab Wachs aus dem Tiegel und drückte ihn in das Fleisch, um die Blutung zu stillen. Ein Brennen wanderte durch Gontas’ Leib, breitete sich aus und vereinte sich mit dem Schmerz in seinen verkrampften Gliedmaßen. Er schwitzte und atmete schwer, aber er schrie nicht.
    Dann setzte Tarukan eine Zange an. Gontas fühlte den Zug durch seinen

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