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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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abgelegt zu haben. »Wir waren zu dritt, als wir die Berge erreicht haben: Gontas, ein Krieger der Buschläufer, war unser Begleiter. Wenn wir schnell zuschlagen, mit Eurer Hilfe, können wir ihn womöglich aus dem Lager der Feinde befreien. Und wenn ein Gefangener aus Tarukans Lager unser Kamerad ist, beweist das nicht, dass wir keine Freunde von den Fieseln sind?«
    »Gontas ist tot, dumme Schnepfe.« Ihr Begleiter verdrehte die Augen. »Warum sollte Tarukan ihn am Leben lassen?«
    Die Söldnerin stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Haste nich gehört, was der Hahn auf’m Pass gerufen hat? ›Zwischen die Schilde!‹ Und wenn man ’nen Gegner zwischen die Schilde nimmt, will man ihn lebend.«
    Der Tag verging. Borija traf keine Entscheidung. Die beiden fremden Söldner wurden unter Bewachung gestellt, Späher sicherten das Lager. Der Rest der Truppe beschäftigte sich, so gut jeder es vermochte.
    Swetja empfand eine zunehmende Unruhe. Nach ihrem Gewaltritt durch Modwinja, dem beschwerlichen Weg durch die Wälder und übers Gebirge war diese Untätigkeit schwer zu ertragen. Zudem fühlte sie weiterhin das Auge des Styx auf sich lasten, obwohl der rote Mond in ihrem Lager nicht zu sehen war, weil der Berg in ihrem Rücken ihn verdeckte.
    Aber der Styx war immer noch groß und rot, und das hatte etwas zu bedeuten. Beides wusste Swetja, ohne dass es dafür eines weiteren Beweises bedurfte. Warum saß Borija einfach da und tat gar nichts?
    Als Swetja an diesem Nachmittag beobachtete, wie die einäugige Söldnerin in Begleitung zweier Wachen das Lager verließ, rief sie Anisja zu sich, und gemeinsam schlichen sie ihnen nach.
    Der Weg führte sie ein Stück hangauf und in ein Seitental. Ein kleiner, mit Schilf bestandener Tümpel lag dort, in dessen klarer Mitte sich der Berggipfel spiegelte. Es war kühler als in dem Lager, das frei unter der Sommersonne lag, aber die Söldnerin traf Anstalten, ein Bad zu nehmen. Sie stritt sich mit den beiden Wachen über den Abstand, den der Anstand in so einem Fall gebot.
    Swetja trat hinzu. »Ihr könnt euch zum Talausgang zurückziehen«, sagte sie zu den Dragonern. »Ich behalte sie im Auge.«
    »Ihr?«, erwiderte einer der Soldaten. »Nun, ich meine, das ist nicht …«
    »Ich werde auch ein Bad nehmen«, verkündete Swetja. »Und dabei werdet ihr bestimmt nicht am Ufer stehen.«
    »Ähm, bei allem Respekt, Herrin: Wenn Ihr mit der Fremden ins Wasser geht, könnt Ihr sie noch viel weniger beaufsichtigen. Sie könnte sogar versuchen, Euch zu ertränken.«
    »Seid nicht dumm, Soldat. Was hätte sie davon? Außerdem, solange meine Magd am Ufer auf die Kleider achtgibt, sollte das als Sicherheit reichen. Die Frau wird wohl kaum nackt durch die Berge fliehen – wenn es überhaupt einen zweiten Ausgang aus diesem Talkessel gibt, und es sieht nicht danach aus.«
    Die Wachen entfernten sich widerstrebend. Ob sie sich wohl bei Borija über sie beschweren würden? Wenn ja, dann gewiss nicht sofort.
    Die Söldnerin stand bis zu den Hüften im Uferschilf und verdrehte die Augen. »Hm, Damenbad«, murmelte sie.
    Swetja wandte sich ihr zu und streifte das Kleid ab. »Tori war Euer Name?«, fragte sie. »Ich bin Swetjana.«
    »Hm.« Tori ließ sich ein wenig tiefer ins Wasser gleiten. »Nimm’s nicht persönlich oder so, du, aber ich hab keine Lust, hier die Gesellschafterin zu spielen, wennste dich allein fühlst unter den ganzen Soldaten. Hab selbst genug Probleme. Also, wie wär’s, du: Lässt mich hier was allein weiterplatschen und suchst dir ’n eigenen Tümpel, hm?«
    Swetja versuchte zu lächeln. »Ich kann vielleicht ein Stück Seife beisteuern«, sagte sie. »Nis hat immer ein bisschen was in der Tasche, um mich herzurichten.«
    Die Magd kramte bereits danach. Tori zog die Nase kraus und rang sich dann ein Lächeln ab. »Hm, gut, Püppchen. Weißt scheinbar, wie man mit Söldnern verhandelt. Mit der Seife kaufste dir ’n Platz in meiner Wanne. Lass dir aber nicht einfallen, hier ’n Mädchenklatsch aufziehn zu wollen, du.«
    Swetja entkleidete sich ganz. Sie drückte das Schilf beiseite und stieg zu der Kriegerin ins Wasser. Der Bergsee war überraschend kalt. Swetja schnappte nach Luft und biss die Zähne aufeinander. Sie reichte Tori die Seife.
    Die Söldnerin nahm das Stück entgegen, und Swetja betrachtete ihre Narben. Vor allem der Armstumpf faszinierte und ekelte sie zugleich. Die Frau hatte die Lederriemen abgenommen, mit denen er sonst umschnürt war. Die Haut darunter

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