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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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wirkte so hart und schrundig wie eine einzige große Narbe. Ganz vorn war eine Stelle, die aussah wie eine grindige Kruste. Swetja fragte sich, ob da noch ein Stück Knochen aus der längst verschorften Wunde schaute. Der Gedanke bereitete ihr Übelkeit, aber sie konnte den Blick nicht davon wenden.
    »Habt Ihr die Hand im Kampf verloren?«, fragte sie.
    »Ne, du. Durch Verrat.« Toris Stimme klang abweisend. Der Blick, den sie Swetja dabei zuwarf, sprach Bände.
    Die beiden plätscherten ein wenig in dem klaren Wasser. Swetja unterdrückte tapfer ein Zittern, als der See ihr die Wärme aus dem Leib sog, die sie im Laufe des letzten Tages erst mühsam wieder hineingebracht hatte, seit sie von dem verschneiten Pass abgestiegen waren. Sie spürte, wie ihre Nase und ihr Hals kribbelten, und fragte sich, ob das gemeinsame Bad wirklich eine gute Idee gewesen war.
    Aber wenn sie es schon auf sich nahm, sollte es sich wenigstens lohnen. Sie grübelte über einen anderen Weg nach, um das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
    »Ihr meintet, ein Freund von Euch wäre von diesen anderen Söldnern gefangen genommen worden. Mich wundert, dass Ihr da in Ruhe ein Bad nehmt.«
    »Na, Euer Oberprotz hält uns hier fest. Gibt nich viel, was wir sonst tun können, eh?«
    »Ich würde meinen, Ihr würdet vielleicht fliehen wollen …«
    »Damit wir unserm Kameraden helfen, meinste, hm?« Tori lachte. Dabei blickte sie sehnsüchtig über das Schilf hinweg auf die Anhöhe, hinter der sich der Berg mit der Zitadelle verbarg. »Meinst wohl, wir sind mildtätige Herrschaften, eh? Ne, wir sind Söldner. Zahlt uns keiner für, wenn wir aufbrechen und unseren Kumpel rausplotzen.«
    »Er ist Euer Freund«, wandte Swetja ein.
    Tori zuckte die Achseln. »Vielleicht. Gibt eh nich viel, was wir tun können, solang euer Protz hier auf’m Arsch hocken bleibt. Tarukan hat ’ne halbe Armee da draußen, und der Mart hat ’n Gontas schon aufgegeben. Kann nich allein losstürmen.«
    Sie schwiegen eine Weile. Tori wog das Stück Seife in der Hand.
    »Das war Gontas’ Ding, mit’m Baden. Dacht mir, probier ich mal aus, wenn ich eh hier festsitz. Andenken ehren und so was, hm.«
    Sie lachte. Es klang nicht echt.
    »Wir könnten möglicherweise … mehr tun.« Swetja senkte die Stimme und schob sich näher an Tori heran.
    »Eh?«
    »Ihr habt gesagt, dieser fremde Hauptmann will in die Zitadelle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es gut für uns ist, wenn er das schafft. Und Hauptmann Borija hatte dasselbe Ziel, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Wir haben extra einen gefährlichen Abstecher gemacht, damit er sich von einem Zauberer den Schlüssel zu dieser Zitadelle besorgt. Und jetzt wartet er hier, hört sich eure Geschichte an und tut gar nichts.
    Das gefällt mir nicht.«
    »Biste nicht gewöhnt, du, dasste nich kriegst, was dir gefällt, hm?«
    Swetja fuchtelte mit den Armen. Diese Söldnerin trieb sie zur Weißglut! »Aber darum geht es doch gar nicht! Meine Heimat wird von finsteren Mächten übernommen, und Borija hat uns hergeführt, um etwas dagegen zu tun. Jetzt sind wir hier und tun nichts. Aber der Mond des Styx leuchtet jetzt , und ich habe das Gefühl, wir können es uns nicht erlauben, noch länger zu warten.«
    »Hm, hässlicher Mond, stimmt schon.« Tori strich sich nachdenklich über das borstig kurze Haar. »Aber was bedeutet das?«
    »Ich …« Swetja stutzte. Was sollte sie dieser Söldnerin erzählen? Von ihren eigenen Berechnungen, kurz bevor ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt worden war? Von den Prophezeiungen, die sie zum Mond des Styx gehört hatte? Davon, dass sie im Grunde gar nicht wusste, wie alles zusammenhing, sondern dass sie nur ein schlechtes Gefühl hatte?
    »Ich bin eine Sterndeuterin«, sagte sie nur. Sie wusste, dass die Sterndeuter aus Modwinja im Süden einen guten Ruf genossen, dass sie fast schon als Zauberer galten. Vermutlich überzeugte sie mit dieser Erklärung die Fremde am ehesten davon, dass sie wusste, wovon sie sprach, während jedes weitere Wort nur ihre Zweifel verraten mochte.
    »Hm, ja.« Tori kratzte sich am Kopf. »Is gut. Ihr müsst also was tun, ihr Modwinjer, weil der Styx so hässlich rot ist. Aber warum erzählst du das mir und nicht deinem Hauptmann?«
    »Ich habe ihn gedrängt«, sagte Swetja. »Aber Borija ist … seltsam. Ich weiß nicht mehr, ob ich ihm trauen soll. Wie auch immer, er will ohnehin abwarten. Und ich will selbst etwas tun.«
    »So?« Tori hob eine Augenbraue. Sie

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