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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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erst darauf aufmerksam, als der Mann das Wort ergriff.
    »Ihr versteht uns falsch, Herr«, sagte er. »Wir Zauberer von Kar Ombos hatten nie etwas anderes vor, als zu dienen.«
    Tarukan trat dem Hexer die Beine weg. »Dann diene mir endlich und stirb!«
    Der Mann kippte um und regte sich nicht mehr. Tarukan stocherte misstrauisch in dem toten Körper herum. Dann beugte er sich zu ihm hinab und untersuchte ihn gründlich. Aber der Zauberer war tot, und die letzten Worte, die er mit durchbohrtem Herzen gesprochen hatte, blieben so unwirklich wie ein Traumbild.
    Tarukan schnaubte. »Macht hier sauber«, fuhr er seine Männer an. »Verbrennt die Leichen. Das Mädchen hat recht, diesen Zauberern kann man nicht trauen. Nicht einmal so weit, dass sie tot bleiben.«
    Er wischte seinen Säbel sauber und ging zu Halime zurück.
    »War das klug, Hauptmann?«, fragte deren Hüterin, die unförmige Kriegsfrau. »Womöglich brauchst du Zauberer, um die Geheimnisse der Zitadelle zu verstehen.«
    »Mach dir keine keine Sorgen, Isme«, antwortete Tarukan. »Wir haben noch den Verrückten. Da kann ich mir wenigstens sicher sein, dass er keine eigenen Pläne verfolgt.«

26.
    Die Dragoner errichteten ihr Lager an der Südflanke des Bergriesen, über dessen Schulter sie sich zuletzt gekämpft hatten. Nur ein einziger einsamer Berg lag noch vor ihnen, auf der anderen Seite eines breiten Tals, wie ein verstoßener Bruder all jener eisbedeckten Gipfel, die sie hinter sich gelassen hatten.
    Das war ihr Ziel, verkündete Borija. Dennoch ließ er den ganzen Trupp erst einmal haltmachen, ungeachtet der Eile, die er bis dahin an den Tag gelegt hatte.
    Swetja beklagte sich nicht. Vom eisigen Winter waren sie innerhalb eines Tages geradewegs in den Sommer marschiert, und ihr drehte sich der Kopf von all den Veränderungen. Die kleinen Zelte, die die Soldaten von den verbliebenen Packtieren luden, kamen ihr vor wie ein Luxus, und sie schlief einen Nachmittag, eine Nacht und bis weit in den nächsten Morgen hinein.
    Es war Anisja, die sie weckte. »Herrin, die Kundschafter sind zurück.«
    »Geht es weiter?«, fragte Swetja wenig begeistert. Der Kopf tat ihr weh, als hätte sie auf einem Ball zu viel Wein getrunken.
    Wenn es nur so wäre, dachte sie. Dann hätte ich wenigstens schöne Erinnerungen, auf die ich als Trost zurückblicken könnte, und nicht nur einen wilden Ritt durchs Gebirge.
    »Ich weiß nicht«, sagte Anisja. »Ich glaube nicht …«
    »Warum weckst du mich dann? Soll Borija doch erst mal die Kundschafter befragen.«
    »Aber sie haben Fremde ins Lager gebracht«, erklärte Anisja mit einem treuherzigen Augenaufschlag. »Und ich kriege doch nichts mit, Herrin, wenn Ihr nicht dabei seid.«
    Swetja schnaufte belustigt. »Au!« Sie stand auf. »Fremde, sagst du?«
    Ihre Neugier kämpfte sich allmählich hoch, musste dabei aber mächtige Gegner überwinden: Neben dem Kopf taten ihr auch die Muskeln in den Beinen weh, der Rücken und ihre übrigen Gliedmaßen fühlte sich steif an. Außerdem konnte sie den Anfang einer Erkältung fühlen, die gewiss herauskommen würde, sobald Swetja sich noch ein wenig mehr verausgabte.
    »Ach, Nis«, sagte sie. »Bist du sicher, dass nichts an mir erfroren ist? Ich fühle mich, als hätte der Berg mich durchgeprügelt.«
    »Das ist ein gutes Zeichen, Herrin«, sagte die Magd. Sie half Swetja beim Ankleiden. »Wäre etwas erfroren, würde es sich taub anfühlen. Oder Euch wäre zumute, als täte der Berg Euch jetzt noch glühende Stecken nachschieben und Eure erfrorenen Gliedmaßen damit traktieren. Aber was nicht taub ist und nicht brennt, das erholt sich wieder. Aber seid Ihr Euch sicher, dass Ihr auch Eure Nase spürt? Die sieht nämlich so blau aus wie ein Eiszapfen!«
    Erschrocken fasste Swetja sich an die Nasenspitze. Die fühlte sich ganz normal an.
    Anisja lachte.
    »Oh, Nis, du …« Swetja suchte nach einem Wort, das der Lehrer für alte Sprachen ihr ganz gewiss nicht beigebracht hatte.
    Die Magd verteidigte sich. »Ich muss Euch doch wach bekommen, Herrin. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, und wenn wir uns nicht beeilen, weiß jeder Sattelknecht vor uns, was es mit diesen Fremden auf sich hat. So, wir sind fertig! Kommt jetzt – Borija erwartet Euch sicher schon.«
    »Na, das bezweifle ich sehr.«
    »Wenn er mich besser kennen würde, dann täte er das aber!« Anisja grinste.
    Sie traten nach draußen. Viele Dragoner gingen ihren Pflichten nach, sie richteten ihre Ausrüstung, kümmerten

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