Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
sich um die Pferde, manche spielten Karten oder lagen da und schliefen, wie Soldaten anscheinend immer und überall schlafen konnten. Viele von ihnen hatten sich allerdings dort versammelt, wo Borija sein Kommandozelt aufgeschlagen hatte.
Sie machten respektvoll Platz, als Swetja zwischen ihnen hindurchging, und Anisja folgte ihrer Herrin.
Borija saß vor dem Zelt, umringt von seinen Leutnants. Vor ihm standen zwei Gestalten in abgewetzter Lederrüstung – ein Krieger mit Augenklappe in einem wuchtigen Panzer aus gehärtetem Leder, und eine Frau, deren dunkles Wams und deren dunkle Hose sich weich an den Körper schmiegten. Die Frau hatte einen mit Riemen umwickelten Stumpf, wo eigentlich die rechte Hand sitzen sollte.
»Söldner aus Khâl!«, entfuhr es Swetja. »Was machen die denn hier am Ende der Welt?«
Borija sah sie missbilligend an, sagte aber nichts.
Der einäugige Söldner wandte sich zu ihr hin und entblößte seine fleckigen Zähne. »Eh, so ’ne Frage hab ich mir auch gestellt. Nur ging’s mir eher drum, warum halb Modwinja sich hier auf der falschen Seite der Berge versammelt. Und ihre Mädels ha’m sie auch gleich mitgebracht!«
»Die falsche Seite der Berge?« Borija runzelte die Stirn. »Der ganze Norden gehört Modwinja. Ihr seid auf der falschen Seite der Wüste, Söldner, und weit weg vom heimatlichen Boden.«
»Was die Mädchen angeht«, warf Swetja empört ein, »die findet Ihr in Eurer eigenen Gesellschaft genauso.«
Die einhändige Frau grinste sie an. »Ich bin als Kriegerin hier, Püppi, nicht als Lagerwärmer. Du schaust bestimmt oft genug in den Spiegel, dass dir der Unterschied nicht entgehn sollte, hm?«
Swetja schnappte nach Luft. Ein paar Soldaten schmunzelten. Swetja wurde rot und verschränkte die Arme vor der Brust. Borija sprang ihr bei. »Beleidige die edle Dewa nicht, Söldnerhure. Sie stammt aus einer der ersten Familien des Reiches, und ich lasse nicht zu, dass ihre Ehre gekränkt wird.«
Die Söldnerin hob den Armstumpf. »So ’n Schniegel seid Ihr, hm? Aber keine Sorge, is nicht meine Art, so ’n Häschen zu beleidigen, die ’n Protz braucht, der für ihre Ehre einsteht. Will aber wetten, du würd’st mich nicht so leicht beleidigen, wennste nicht die ganzen starken Männer bei dir stehn hätt’st, die dich beschützen und die mir meine Kralle gezogen haben, hm?«
»Nennst du mich einen Feigling, Weib? Willst du mich zum Duell fordern?« Borijas Hand fuhr zum Säbel. Dann ließ er sie wieder sinken. »Nein. Du bist eine Frau und nicht einmal von Stand. Ich hoffe, ich werde noch Gelegenheit bekommen, dir Benehmen einzuprügeln. Aber erst mal hab ich Wichtigeres zu tun, als mich mit deinem Gekläff abzugeben.
Meine Heimat wird bedroht, da ist irgendeine Magie am Werk, und hier nimmt sie ihren Ausgang. So viel wissen wir. Und ganz zufällig finden wir jetzt einen Haufen Söldner aus Khâl an diesem Ort. Was sagt ihr dazu? Sieht das nicht ganz so aus, als wären wir einer Verschwörung der Südlande gegen das Königreich auf die Spur gekommen?«
Der einäugige Söldner trat vor und stellte sich zwischen Borija und seine Kameradin. »Aye, Hauptmann, in einem habt Ihr schon mal recht: Die Musche bei mir ist ’ne Gossenkatze ohne Manieren. Hab’s selbst oft genug versucht, der welche einzubläuen. Is nicht nötig, dass ihr Euch damit die Finger schmutzig macht.
Und was die andre Sache angeht: Von Zauberei versteh ich nichts und hab auch keine Ahnung, was das Getümmel hier mit Eurem Königreich zu tun hat. Aber wenn Ihr ’ne Verschwörung der Südlande sucht, dann rat ich Euch, schaut mal bei Hauptmann Tarukan vorbei. Das ist ein Schwein und ein Schurke aus Apis. Er treibt sich mit seinen Männern da drüben am Berg rum, und er hat ’nen Haufen widerlicher Finckler dabei, das haben wir schon gemerkt. Wir sind ihm quer durchs Steinland gefolgt, aber der Kerl is uns über.
Mit Eurem Heer allerdings, da könnt Ihr den Burschen glatt in der Nacht überrennen, und seine Hexer gleich dazu. Wie wär das? ’n kleiner Anteil von der Beute, und wir gehn Euch gern zur Hand dabei.«
Borija wischte das Angebot mit einer wegwerfenden Geste beiseite. »Ja, Söldner. Für einen kleinen Preis würdet ihr selbst euren Bruder verraten. Aber wer sagt mir, dass ihr nicht selbst zu diesem Tarukan gehört und mich bei nächster Gelegenheit genauso hintergeht wie jetzt ihn?«
Die Frau schob sich wieder nach vorn. »Herr«, sagte sie und schien mit einem Mal ihren Trotz
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