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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Schlüssel. Vielleicht werden wir noch einmal dankbar sein für jemanden, den wir vorausschicken können. Tu einfach deine Pflicht, Isme. Ich habe schon Schlimmeres von dir verlangt, als mal ein Kind zu hüten, und du hast dich nie beklagt.«
    »Durch die Scheiße kriechen und ins Feuer rennen«, murmelte Isme. »Aber nie so was .«
    Sie nahm das Mädchen wieder bei der Hand und funkelte Uz ein letztes Mal an. »Hast den Kier gehört. Später!«
    Der drahtige Söldner grinste nur zahnlückig. Sie gingen weiter.
    »Da woll’n wir rein?« Nurdh starrte auf die klobigen Türme. Die Morgenröte floss träge an den dunklen Mauern herab. Jetzt sah man weit oben ein paar einzelne, ungleichmäßig verteilte Fenster darin. Es waren nur finstere viereckige Löcher im glatten Mauerwerk. Sie sahen klein aus, kleiner als die Quadersteine, aus denen das Bauwerk gefügt war. Aber als sie näher kamen, stellten die Krieger fest, dass die Gebäude weiter entfernt lagen, als sie zunächst gedacht hatten, und dass sie erheblich größer waren. Jeder Stein in der Mauer war selbst schon so groß wie ein Haus.
    Nurdh starrte zu dem Gemäuer empor, und er wirkte immer unglücklicher dabei. Der Griff, mit dem er Gontas’ Oberarm umklammert hielt, wurde fester und schließlich krampfartig, sodass die Wunden schmerzen, die Tarukan ihm tief in Muskeln und Sehnen zugefügt hatte.
    Gontas grinste den Söldner trotzdem an. »Na, Nurdh«, flüsterte er ihm zu. »Bist wohl doch der kleine Feigling in Tarukans handverlesener Schar.«
    Nurdh erwiderte das Grinsen freudlos. »Hast den Kier gehört«, flüsterte er zurück. »Du bist der Gefangene, der vorne geht, wenn’s gefährlich wird. Schaun wir mal, wie langste noch lächelst. War mir so, als hätt ich ’n paar geflügelte Viecher vor den Turmfenstern flattern sehen, als das Licht zurückkam.
    Als ich noch geglaubt hab, die Fenster wär’n kleiner.«

28.
    Swetja und ihre Begleiter gelangten zu der Röhre, die den Hang hinaufführte.
    »Eine Wasserleitung«, sagte Mart. »Hab gehört, so was gibt’s in Modwinja.«
    »Nicht da, wo ich herkomme. Jedenfalls nicht so groß.« Swetja schaute staunend zu dem Rohr hinauf. Es umfasste zwölf Schritt oder mehr im Durchmesser. Mitunter lag es am Boden auf, dann wieder verlief es auf Trägern über die Unebenheiten in der Hügelflanke. Das riesige Rohr blieb immer schnurgerade.
    »Ein paar Städte haben Rinnen, um Wasser aus den Bergen heranzuleiten«, sagte Borija. »Aber nicht so etwas wie das hier. Das ist kein Stein.«
    Das riesige Rohr wirkte glatt, als wäre es ganz aus dunklem Metall gehämmert. Die Sockel, auf denen es in regelmäßigem Abstand auflag, sahen gemauert aus, doch bei näherem Hinsehen zeigt sich auch hier, dass das Mauerwerk nur ein Stützgerüst aus Metall umkleidete.
    Weil das Rohr gerade zur Bergspitze führte und der Mond des Styx gleich über dem Gipfel glühte, sammelten sich unterhalb der Konstruktion die Schatten. Es gab keine Fenster oder Öffnungen in dem Bauwerk. Die Stützpfeiler wirkten abweisend und massiv. Womöglich hätte man mit einiger Mühe hinaufklettern können, aber nichts wies darauf hin, dass man dort oben leichter einen Zugang finden würde.
    Sie sahen nicht einmal eine Fuge, die verriet, wie das Bauwerk zusammengesetzt war. Das ganze Rohr war wie aus einem Stück getrieben.
    »Also talwärts«, sagte Borija. »Da unten bei den Türmen muss es einen Eingang geben.«
    Tori betrachtete die Röhre enttäuscht. »Hatte geglaubt, ’s wär ’ne Straße, du. Aber ’n Eisenstab, der so dick ist wie ’n Palast, und der von oben bis unten auf’m ganzen Berg liegt, das ergibt gar keinen Sinn!«
    »Der ist hohl, dummes Weibsstück«, erwiderte Mart. »Und sie leiten Wasser da drin. Sag ich doch die ganze Zeit.«
    Swetja erinnerte sich an einige Siedlungen, die sie auf dem Weg die Djena hinauf in den Bergen gesehen hatte. »Wenn sie das Wasser vom Berg darin leiten, vielleicht waschen sie dann Gold aus? Womöglich ist das das Geheimnis dieses Ortes und der Grund für die Geschichten über Schätze, wegen der die Südmenschen hier sind.«
    Borija lachte. »Wohl kaum«, sagte er. »Das wäre ein allzu banaler Anlass für unsere Reise.«
    »Ein Lager von Goldwäschern, die ’nen ganzen Strom durch ein Rohr in ihre Waschrinne leiten, das ist nicht banal!« Mart beäugte das Rohr mit neuem Interesse. Seine Augen funkelten.
    »Da rührt sich was, da oben«, stellte Tori fest.
    Die anderen folgten ihrem Blick. Die

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