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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Röhre verlief an dieser Stelle fast zwanzig Schritt über ihren Köpfen.
    »Ich seh nichts«, sagte Mart.
    »Wundert mich nicht, Einauge.« Tori griff nach ihrem langen Dolch. Im selben Augenblick lösten sich über ihnen die Schatten von der Unterseite des Rohrs. Sie hatten die Form von Fledermausflügeln, aber sie waren größer – viel größer!
    »Vorsicht!«, brüllte Borija.
    Das Flügelpaar stürzte auf sie herab. Swetja warf sich auf Anisja und riss sie mit sich zu Boden. Borija sprang zu ihnen, mit dem Säbel in der Hand. Die Kreatur stieß tatsächlich auf die beiden unbewaffneten Frauen nieder. Tori machte einen Satz, ihr Haken senste durch die Luft, aber sie stand zu weit entfernt. Borija schlug mit dem Säbel zu und traf ein klauenbewehrtes Bein. Es klang so, als hätte er in einen Holzklotz gehackt.
    Sein Angriff hielt das Wesen auf Abstand, und es sauste lautlos über die Mädchen am Boden hinweg. Swetja schrie erschrocken auf.
    Mart fuhr mit dem Schwert in der Hand herum. »Tori, Obacht!«, rief er.
    Ein Geflügelter glitt von hinten auf die Söldnerin zu. Tori duckte sich und hielt Dolch und Sichel in die Höhe. Mart schlug über ihren Kopf hinweg nach dem Angreifer. Er traf etwas Hartes, das Wesen drehte ab. Toris Kopf flog zur Seite, als eine Schwinge ihr Gesicht streifte. Die Kralle daran zog eine blutige Schramme über ihre Wange.
    »Verfluchter Heimtücker.« Tori richtete sich auf. »Wie viele von den Viechern gibt’s denn noch, du?«
    Die Geflügelten versammelten sich einige Schritt entfernt auf dem Boden, ein halbes Dutzend nachtschwarzer Gestalten unter dem Mond des Styx. Sie legten die Fledermausflügel eng an den Leib, so als wären es Mäntel. Die Wesen sahen fast aus wie Menschen, bis auf die übergroßen unbehaarten Köpfe, ohne Nase und mit winzigen schwarzen Knopfaugen. Sie hatten Krallenfüße wie Raubvögel, und anstelle des Mundes zog sich eine schmale Hautfalte von einer Seite des Gesichts zur anderen.
    Bei einer der Kreaturen klaffte die Falte auseinander und entblößte ein Maul, so groß, dass es den ganzen Schädel zu spalten schien. Diese kurze Regung, wie das Grinsen eines Hais, zeigte breite, malmende Zähen, dann schnappte der Mund wieder zu.
    Die Menschen rückten dichter zusammen. Die fünf Bewaffneten schlossen einen Kreis um Swetja und deren Zofe. Misstrauisch behielten sie auch die Schatten über ihnen im Auge, in denen weitere Gegner lauern mochten.
    »Von denen war nie die Rede«, murmelte Borija. Er klang fast persönlich beleidigt dabei.
    »Na, Hauptmann«, zischte Tori ihn an. »Wart Ihr nicht der Protz, der so genau Bescheid wusste über die Zitadelle, hm? Dann schafft uns jetzt mal die Wächter vom Hals mit Eurer Finckelkunst.«
    »Vielleicht hätten wir sie gar nicht am Hals«, gab Borija zurück, »wenn Ihr sie nicht provoziert hättet mit Eurem Dolch.«
    »Ich würde eher sagen, wir können froh sein, dass wir sie rechtzeitig bemerkt haben«, sagte Mart. »Wenn wir nicht so gründlich zu ihrem Versteck raufgeblickt hätten, dann wärn se uns glatt in den Rücken gefallen.«
    Er grinste und fügte selbstgefällig hinzu: »Und warum haben wir hochgeschaut, eh, Tori? Weil’s Gold in der Röhre mich spitz gemacht hat. Wer sagt jetzt noch mal, meine Gier nach den stummen Schwemmern wird uns umbringen, he? Die Sinne schärfen, das tut sie!«
    »Deine Altersschwäche bringt dich um, blinder Wolf«, knurrte Tori. » Du hast die Viecher nicht gesehn, Glasauge, egal wie sehr du geschaut hast.«
    »Was tun wir jetzt?«, wisperte Swetja.
    Die Geflügelten standen immer noch da, außer Reichweite für die Klingen der Menschen. Sie warteten ab. Sie lauerten .
    »Wir ziehen uns langsam den Hang hinab zurück«, sagte Borija. »Bleibt zusammen. Wir wollen noch immer in diese Gebäude hinein.«
    Der Trupp setzte sich in Bewegung. Die Geflügelten griffen an. Gordej traf den vordersten mit dem Säbel. Die Klinge glitt an der Flügelhaut ab wie an einem Panzer. Entsetzt starrte Gordej auf seinen Gegner. Da kam eine weitere Kreatur von der Seite. Sie ließ die Flügel auseinanderschnellen und schlug Gordej die Waffe aus der Hand. Ein dritter Fledermausmann sprang über den ersten hinweg. Er breitete die Flügel aus, seine Klauenfüße bohrten sich in Gordejs Schultern.
    Lewo und Borija sprangen ihrem Gefährten bei. Die übrigen Geflügelten gingen dazwischen und drängten die Menschen ab.
    Dann ein Flattern, und der ganze Schwarm war in der Luft. Ihre Schwingen

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