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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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verdunkelten die mondhelle Bergflanke. Gordej nahmen sie mit sich, der junge Dragoner hing zwischen ihnen, er zappelte und schrie. Die Klauen in den Schultern lähmten seine Arme, und er konnte weder sein Messer erreichen noch die Kreatur, die ihn hielt.
    »Bei den Göttern«, rief Mart.
    Lewo war blass geworden und schaute seinem Kameraden nach.
    Die Geflügelten stiegen höher auf, weit über die Röhre hinaus. Da schob sich die Sonne über die Berge im Osten. Ein warmer roter Schimmer streifte kurz den obersten der Fledermausmänner. Der stieß ein hohles Piepsen aus und ließ sich einen Flügelschlag tiefer sinken. Die Wesen kreisten einen Augenblick, sie klackerten und tschilpten, dann schossen sie den Berg hinab und auf die turmhohen Bauwerke in der Ferne zu. Sie flogen im Schatten der Berge, und die Sonne erreichte sie nicht.
    »Sie mögen kein Licht«, sagte Swetja. »Der Sonnenaufgang hat uns gerettet.«
    »Vielleicht han se einfach, was sie haben wollten«, antwortete Tori.
    »Aye.« Mart spähte nachdenklich in Richtung des Morgens. »Ein Frühstück wär jetzt nicht schlecht.«
    Lewo hob wütend die Waffe, aber Borija schüttelte den Kopf. Er legte die Stirn in Falten und schaute ins Tal, dorthin, wo die Ungeheuer verschwunden waren.
    »Wir ändern den Plan«, sagte er. »Wir versuchen unser Glück oben auf dem Berg. Da gibt es ja wohl ein weiteres Bauwerk am anderen Ende dieser Röhre. Wir werden dort in die Zitadelle eindringen.«
    Swetja ließ skeptisch ihren Blick am Hang hinauf und hinunter wandern. Im Schatten der Gebäude unten waren die Ungeheuer verschwunden. Aber der Gipfel erhob sich hoch über ihnen, und Eis und Schneefelder bewachten den Weg dorthin.
    Die Türme ragten über ihnen auf wie Schatten in der Morgensonne. Die hausgroßen Quadersteine, aus denen das Mauerwerk bestand, hatten etwas Endgültiges an sich – unbeweglich, undurchdringlich. Es gab Fenster in den Gebäuden, weit oben, aber keine Türen.
    Tarukan legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Dachkante hinauf, die sechzig Schritt über ihren Köpfen lag. Die übrigen kantigen Türme – manche noch höher als der, vor dem sie standen, andere niedriger; manche schmaler, andere wuchtiger – reihten sich aneinander und gingen ineinander über. Es waren keine getrennten Bauwerke, sondern die Flügel eines einzigen zyklopischen Baus.
    »Wie kommen wir hinein?«, fragte Tarukan.
    »Es muss einen Eingang geben«, sagte Isme. »Wir sollten mal drum rumgehn.«
    Makri, der verrückte Hexenmeister, der Letzte der Zauberer von Kar Ombos, tanzte um sie herum. »Es gibt viele Eingänge, viele. Einer ist sogar von dieser Welt. Fast von dieser Welt. Wir können ihn benutzen. Ich kann ihn sehen. Die Kleine kennt ihn.«
    »Großartig«, erwiderte Tarukan gereizt. »Wenn einer von euch zwei Schlauen uns dann mal hinführen könnte …«
    Halime ging auf die Mauer zu … und verschwand darin. Isme starrte entsetzt auf ihre Hand. Sie hielt immer noch den Arm des Mädchens, nur dass der jetzt aus den Steinen herauszuwachsen schien. »Was … Was …«, stammelte sie. Hilfe suchend sah sie Tarukan an.
    Halime schob den Kopf aus der Wand. Die langen braunen Haare hingen ihr zerzaust in die Stirn. »Was ist?«, fragte sie. »Wollt Ihr hinein?«
    Tarukan ließ seine kleine Schar nachrücken. Gontas zögerte, aber Nurdh der Söldner schob ihn vorwärts. Gontas zuckte zurück vor der Berührung mit dem Stein – dann stand er unvermittelt in einem schmalen, verwinkelten Gang, der sich durch die Mauer in das Innere des Gebäudes wand.
    Gontas blinzelte über die Schulter zurück und fragte sich, ob irgendeine Magie dahintersteckte, oder ob sie den Eingang nur darum nicht gesehen hatten, weil er so geschickt verborgen war. Aber der Gang stand in einem so ungewöhnlichen Winkel zur Außenwand, dass er aus der Welt hinauszuführen schien, einem Winkel, den es eigentlich gar nicht geben durfte.
    Gontas bekam Kopfschmerzen bei dem Versuch, den Übergang zu erfassen. Das war eindeutig Hexerei! Und was hatte Halime damit zu schaffen? Wie kam es, dass sie so vertraut damit umging? Ihm wurde bewusst, dass er gar nichts wusste über das Mädchen.
    »Halime, warum hast du mir nie etwas gesagt«, flüsterte er, als sie auf der anderen Seite den Gang wieder verließen.
    Er wusste selbst nicht, ob er erwartete, dass Halime ihn verstand, oder ob er zu sich selbst gesprochen hatte. Aber das Mädchen drehte sich zu ihm um. Es war ein trauriger Blick aus ihren großen

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