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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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halben Weg bis zu den Bauwerken. Dort warte auf uns. Wenn wir nicht alle wohlbehalten zu dir stoßen, erschlägst du den Wilden.«
    Tarukan sah Halime an und zog drohend die Augenbrauen zusammen.
    Nurdh grunzte zustimmend und ging weiter.
    Gontas spürte, wie sein Kopf prickelte, als sie an den versengten Leichen vorüberkamen. Er sah, dass die Körper in der gleichen Rüstung steckten, wie Tarukans Männer sie trugen. Sie schienen seit Wochen hier zu liegen, manche auch länger.
    Die quaderförmigen Türme der Zitadelle ragten vor ihnen auf. Dahinter führte eine Art Mauer oder irgendein lang gezogener Bau schnurgerade weiter hinauf zum Gipfel, wo er in der blutigen Scheibe des Styx verschwand. Gontas erwartete schon fast, dass ein zorniger Blitz von den Wällen sie niederstreckte, aber nichts geschah.
    Wenn dieser Ort bisher von einem undurchdringlichen Schutzkreis umgeben gewesen war, dann hatte die kleine Halime ihn tatsächlich geöffnet. Gontas war überrascht. Wenn er so darüber nachdachte, musste er zugeben, dass er im Grunde seines Herzens niemals daran geglaubt hatte. Er hatte in Halime nie etwas anderes sehen wollen als ein verrücktes kleines Mädchen und in Tarukan den noch verrückteren großen Söldnerhauptmann, der den kindischen Einfällen und den Einflüsterungen wahnsinniger Hexenmeister Glauben schenkte!
    Jetzt vermeinte Gontas, in dem düsteren Bau vor ihnen etwas anderes wahrzunehmen. Ein fremder Wille pulsierte in diesen Mauern und zog sie unaufhaltsam zu sich …
    Gontas schüttelte die Empfindung ab.
    Sie blieben stehen. Tarukan und der Rest seiner Schar schlossen auf. Der Hauptmann ging gleich hinter dem Mädchen und dessen Begleiterin. Er lächelte Gontas an, als die beiden Gruppen wieder aufeinanderstießen.
    »Du hast Glück, Buschmann. Du scheinst der Kleinen wirklich am Herzen zu liegen, Kikil weiß, warum. Also darfst du noch eine Weile weiterleben.«
    »Wenn ich lang genug lebe, um dich sterben zu sehen, war das alle Schmerzen wert«, knurrte Gontas.
    »Oh«, säuselte Tarukan. »Was für eine Enttäuschung wird es dann sein, wenn du siehst, wie ich lebe und triumphiere!«
    Die breit gebaute Kriegerin mit dem schiefen Gesicht tippte ihren Hauptmann an. »Warum schleppen wir sie überhaupt weiter mit, die beiden? Die Kleine hat’s Tor geöffnet oder so. Wir brauchen sie nicht mehr.«
    »Soll ich das Kind umbringen, Isme?« Tarukan hob spöttisch eine Braue.
    »Nein, nein, natürlich nicht.« Die Kriegerin geriet ins Stottern. Verlegen schaute sie auf das Mädchen hinab, das sie an der Hand hielt. Halime sah zu Boden und zeigte nicht, ob sie wahrnahm, dass über sie geredet wurde.
    Isme straffte sich und sagte dann: »Ich mein nur, ’s gibt keinen Grund, warum ich weiter Händchenhalten spielen soll. Warum muss überhaupt ich seit Wochen das Kindermädchen geben? ’s liegt doch nur da dran, dass ich in deinem Haufen die einzige Frau bin. Dabei bin ich eine ebenso fähige Kriegerin wie jeder deiner Männer!«
    »Ich weiß, Isme, ich weiß«, antwortete Tarukan sanft. Er tätschelte ihr den fleischigen, ledergepanzerten Arm. »Das Kind war einer unserer kostbarsten Schätze. Ich hätte es dir nicht anvertraut, wäre ich nicht überzeugt davon, dass du die beste und zuverlässigste Beschützerin bist.«
    »Toffe«, sagte Isme. »Aber was ist jetzt? Und warum nicht ein anderer deiner fähigen und altgedienten Veteranen? Ist es wirklich das, Hauptmann, was du aus all den Jahren mitgenommen hast, die wir zusammen reiten? Dass ich die geborene Mutter bin?« Sie klang bitter.
    »Geh, Isme«, sagte der Söldner Uz. »Lass ma. Er meint’s nur gut mit dir. Sollst es halt auch mal wissen, wie sich das anfühlt, ’ne Mutter zu sein, wo dich schon kein Mann anfassen tät mit deinem Gesicht.«
    Ein paar seiner Kameraden verbissen sich das Lachen. Isme drehte sich langsam zu ihm um. Sie war einen Kopf größer als der Söldner und doppelt so breit, und sie ließ Halime los und hob die Faust. »Ich fass dich gleich an, dass du Zähne abspritzt, du eitrige Sattelschwiele!«
    Tarukan hielt sie am Arm fest.
    »Später, Isme«, sagte er ruhig. »Was glaubst du, weshalb ich nur meine handverlesenen Getreuen auf diesen Vorstoß mitgenommen habe? Ich will, dass alles richtig läuft. Wir werden hier nicht untereinander streiten. Und das Mädchen und der Steppenkeiler, die nehmen wir weiter mit, weil keiner weiß, was in der Zitadelle auf uns wartet. Vielleicht braucht man irgendwo noch einmal einen

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