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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Kraft, aber Tarukan strauchelte dennoch. Er kippte auf einen Fledermausmann zu, ruderte wild mit dem Säbel. Isme sprang ihm bei. Sie schlug die Klauen weg, die nach ihrem Hauptmann griffen.
    Gontas schob sich an den beiden vorbei durch die schmale Öffnung in das Innere der Röhre. Halime nahm seine Hand und drückte sie, eine Geste, auch wenn sie zu klein war, um ihm zu helfen.

29.
    Tarukan stieg als Letzter in das Rohr hinein. Er zog die Klappe hinter sich zu und verschloss den Zugang, den Halime entdeckt hatte. Die Fledermausungeheuer versuchten nicht, den Menschen zu folgen. Sie zögerten sogar, zu dicht an die Öffnung zu treten. Vielleicht war es das Licht dort drin, das sie abschreckte.
    Hinter dem Zugang gab es einen schmalen Steg aus Metall, zwischen der Außenhülle des zwölf Schritt starken Rohres und dem Kern. Dieser Kern maß fast zehn Schritt, und er war durch eine Glaswand von dem engen Raum getrennt, in dem die Menschen kauerten. Hinter dem Glas funkelte und strahlte es wie ein Meer von vielfarbigen Edelsteinen, das im Sonnenlicht lag oder im Licht eines sehr hellen und vollen Mondes. Es war mühsam, durch das Gleißen hindurch die Einzelheiten im Inneren der gläsernen Röhre wahrzunehmen. Gontas wusste nicht, wer ein so dickes und klares Glas herstellen konnte, und eines, das fugenlos eine solche Fläche überspannte. In den Städten hatte er dergleichen nie gesehen, und es übertraf selbst die Wunder von Modwinja, von denen er gehört hatte.
    In dem Tunnel aus Glas schien es eine weitere Maschine zu geben, aber keine Mechanik, sondern ein Gebilde aus purem Licht. Gontas sah keine Zahnräder, nur unzählige Kristalle, große und kleine Edelsteine in einer Fassung aus Gold oder Messing. Dazwischen verliefen Leitungen aus Metall und solche aus Glas, die aussahen wie Adern, in denen das Licht pulsierte. Das Funkeln in der Röhre war beständig in Bewegung, als wäre es lebendig. Die Farben tanzten über die Außenhülle.
    All das – das Rohr, der Steg, auf dem sie standen, der gläserne Kern mit seinen Lichtern und dem funkelnden Innenleben – schien kein Ende zu haben. Es stieg gemächlich an und verlor sich weit oben in der Ferne.
    »Wenigstens etwas«, sagte Uz. »Genug Klunker, um ein Königreich zu kaufen, wenn wir nur’s Glas aufbrechen. Kein Vertun, hier liegen die Schätze, von denen die Legenden erzählen!«
    »Du lässt die Finger davon, Uz«, sagte Tarukan. »Wir machen hier gar nichts kaputt, solange wir nicht wissen, ob wir es noch verwenden können.«
    Gontas lachte auf. »Glaubst du immer noch, du kannst die Zitadelle einnehmen, du Hund aus Khâl? Schon die ersten Wächter, auf die wir gestoßen sind, haben deine Krieger aufgemischt.«
    Tarukan funkelte ihn an, über die Köpfe der Männer dazwischen hinweg. »Ich weiß nicht, wie ausgerechnet du da draußen überlebt hast, du Krüppel. Aber das wird nicht mehr lange so bleiben. Du wirst keine Gelegenheit bekommen, mir noch mal ein Bein zu stellen.«
    »Hauptmann.« Isme wies auf Halime, die neben Gontas kauerte. Das Mädchen barg den Kopf zwischen den Armen und wippte mit dem Gesicht zur Wand vor und zurück. Sie wimmerte leise. »Die Kleine wusste, wo die Klappe ist. Irgendwie kennt sie sich hier aus, und sie mag den Wilden. Glaubst du, nu ist der richtige Zeitpunkt, um sie aufzuregen?«
    Tarukan schnaubte, aber er sprach ruhiger weiter. »Wie dem auch sei. Wenn es sein muss, bringe ich mehr Männer rein, so lange, bis die Brut da draußen ausgerottet ist. Aber erst einmal hoffe ich, dass wir endlich eine anständige Waffe finden. Nur eine Waffe der Götter, und diese Wächter sind kein Problem mehr für uns! Also, wohin wenden wir uns als Nächstes?«
    »Oh, die Straße des Lichts führt geradewegs zum Gipfel«, sagte Makri der Zauberer. »In den höheren Teil der Zitadelle und darüber hinaus.«
    Alle erschraken. Niemand hatte bemerkt, dass der Zauberer mit ihnen durch die Klappe gestiegen war. Niemand hatte auf ihn gewartet, niemand hatte ihn vermisst, bevor er das Wort ergriffen hatte. Hatten sie ihn einfach übersehen, oder war er tatsächlich eben erst aus dem Nichts zwischen ihnen aufgetaucht, wie es den Anschein hatte?
    »Auf dem Gipfel«, stellte Tarukan fest, »habe ich irgendwelche Umrisse gesehen. Da könnten Türme sein. Werde ich dort die Waffen finden, die ihr Zauberer mir versprochen habt?«
    »Oh ja.« Makri kicherte. »Dort werdet Ihr Waffen finden. Ganz bestimmt. Möglicherweise.«
    Tarukan sah den Alten an.

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