Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
leer wirkte. Nur an einer Seite ragte ein Stück der zahnradgesäumten Konstruktion in den Raum. Auf der anderen Seite kam ein Rohr aus der Mauer und lief quer durch die Halle, schräg von oben nach unten bis in den verkleideten Teil der Maschine. Das Rohr war titanenhaft, mit einem Durchmesser von mindestens zwölf Schritt, aber weil die Halle selbst so gewaltig war und weil das Rohr weit oben aus der Wand kam und hoch über dem Boden verlief, war der Raum darunter frei.
Eine dunkle Schicht Dreck bedeckte den Boden, sodass sie nicht erkennen konnten, ob darunter ein fester Steinbelag war.
Tarukans Söldner murrten. Auch der Hauptmann sah nicht zufrieden aus.
»Keine göttlichen Waffen«, knurrte Nurdh. »Pah! Diese Finckler haben uns von Anfang an mit Lügengeschichten hergelockt. Ich seh nicht mal was von den Schätzen, von denen man bei uns daheim erzählt.«
»’ne Menge von dem Metall sieht wertvoll aus«, wandte Uz ein. »Wenn wir die Maschine zerlegen, können wir ’nen Haufen einschmelzen.«
Halime blickte auf. »Das könnt ihr tun. Dafür bin ich gekommen. Noch ist es nicht zu spät, um das Herz der Zitadelle zu zerstören und die Welt zu retten!«
Das Kind sprach so eindringlich, als habe ein fremder Geist von dem kleinen Leib Besitz ergriffen, mit einem Ernst, der weit über sein Alter hinausging. Und doch – im Schatten der gewaltigen Maschine, neben der die ganze Söldnerschar wirkte wie ein Haufen Mäuse, klangen die Worte lachhaft und vermessen. Gontas konnte sich kaum vorstellen, was für Werkzeuge, wie viele Männer und wie viel Zeit es erforderte, um auch nur eines der großen Zahnräder herauszulösen.
Tarukan schob sich den geckenhaften Hut zurück und wischte sich über die Stirn. »Nein, wir dürfen die Hinterlassenschaft der Götter nicht vernichten. Wir werden einen Weg finden, sie zu nutzen. Wenn wir nichts mitnehmen können, dann muss uns der Zauberer …«
Ein Schrei schnitt ihm das Wort ab. Sie fuhren herum und sahen eben noch, wie zwei zappelnde Füße hoch oben in der Luft hinter dem Rohr verschwanden. Mit einem Mal war die Halle voller Schwingen. Fliegende Wesen stürzten sich auf die Söldner, menschenähnliche Gestalten mit Fledermausflügeln und Krallenfüßen. Sie kamen aus der Deckung der Röhre hervor, und noch bevor die Männer sich von ihrem Schrecken erholt hatten, packten zwei Geflügelte einen weiteren Söldner und zerrten ihn empor.
»Das gefällt ihnen wohl nicht«, sagte Tarukan, »dass wir darüber geredet haben, ihre Maschine zu zerlegen.« Er hob den Säbel und beobachtete die Angreifer.
Ein paar seiner Männer hatten Armbrüste bei sich. Die Bolzen prallten von den Flughäuten ab. Einige der Kreaturen landeten zwischen den Menschen und griffen sie am Boden an. Weitere Wesen kreisten über ihren Köpfen und stießen auf die Kämpfer herunter.
Tarukans Krieger zogen die Klingen. Sie suchten Deckung an der Hallenwand oder im Schatten der Maschine. Makri der Zauberer kauerte sich nieder. Er wand sich am Boden. Die Dornentätowierung auf seiner Haut erwachte zum Leben, die Ranken schienen zu wachsen. Sie verschlangen den Hexenmeister, und es sah aus, als würde das Fleisch entlang der Muster aufreißen, als würde sein Leib in Fetzen gehen, bis nur ein Gewirr von Schatten zurückblieb, das sich geschickt über den Boden der düsteren Halle schlängelte und die Umrisse des Hexenmeisters verbarg.
Ein Fledermauswesen griff Tarukan an. Der hieb mit dem Säbel zu, und die Kreatur parierte mit der Flügelkante. Die Klinge prallte ab, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ein zweites Geschöpf sauste im Gleitflug von hinten heran.
Tarukan riss den Säbel hoch und stieß ihn über die Schulter zurück. Er setzte den Stoß nur mit einem flüchtigen Blick an der Klinge entlang, und die Spitze traf genau in das winzige Auge des Angreifers. Tarukan wich zur Seite. Er drehte sich um die eigene Achse und zog die Klinge wieder heraus, während das Geschöpf dicht an ihm vorbeirauschte. Er duckte sich unter dem Flügel hindurch, die Fledermauskreatur krachte auf den Boden, rutschte ein Stück weit und blieb reglos liegen.
Tarukan stand schon wieder seinem ersten Gegner gegenüber und schlug erneut zu. Der Fledermausmann war zu langsam, der Säbel traf ihn an der Stirn und schnitt eine Kerbe in das Gesicht. Das Wesen stand da wie erstarrt. Es zwinkerte einmal überrascht. Schwarzer Schleim lief aus der Wunde.
Dann hob das Geschöpf abwehrend die Flügel und wich zurück. Es
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