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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Gefühl, dass ihre Blicke sich trafen, dass das Wesen ihn aus seinen kleinen Knopfaugen kurz anfunkelte, dass es ihn angrinste mit dieser schmalen Hautfalte, hinter der sich der albtraumhafte Mund verbarg.
    Dann winkelte das Geschöpf sein Bein an und hievte Nurdh damit hoch. Es packte den Söldner mit den kleinen Klauenhänden, die an den Flügeln saßen, und presste ihn an die Brust. Der Geflügelte schloss die Schwingen ganz um sein Opfer, als würde er den Söldner umarmen. Nur Nurdhs Kopf schaute noch oben heraus.
    Das Wesen riss das Maul auf und schob den Oberkiefer vor. Es schloss die Lippen oben um den Kopf seines Gefangenen. Der Söldner schrie lauter; seine Fußspitzen, die unter dem Flügel herausschauten, zuckten. Gontas hörte ein Krachen wie von einem Nussknacker. Dann löste die Kreatur schmatzend ihre Lippen von Nurdhs Stirn und spie die Splitter der Schädeldecke in die Halle hinab. Nurdhs Kopf lag oben offen, das Gehirn schaute unversehrt heraus. Die Fledermauskreatur schob ein ganzes Bündel langer Zungen in die graue Masse hinein.
    Als Nächstes erklang ein Geräusch wie von einem Heer Termiten, die an einem Baum nagten. Etwas rieselte zwischen Nurdhs strampelnden Füßen heraus und fiel vor Gontas zu Boden. Gontas starrte hinauf und konnte sich nicht abwenden von dem grausigen Schauspiel. Vereinzelte Flocken landeten in seinem Gesicht: winzige Lederfetzen, Stoff und Späne von Eisenholz – es waren Teile von Nurdhs Rüstung, getränkt mit Blut!
    Während das Ungeheuer sich langsam hindurchfraß, schwoll Nurdhs Gebrüll noch einmal an.
    Angewidert wischte sich Gontas die klebrigen Fetzen aus dem Gesicht. Die feuchten Überreste brachten ihn wieder zur Besinnung. Er robbte von der Wand fort und blickte sich in der Halle um.
    Die Söldner verloren den Kampf. Auch wenn zwei weitere der Fledermausbestien am Boden lagen, auch wenn Tarukan sich die Biester erfolgreich vom Leib hielt, so gewannen die Geflügelten doch allmählich die Oberhand. Sie hatten zwei von Tarukans Männern niedergestreckt und balgten sich um die Gefallenen. Drei Söldner waren verschwunden, und damit hatte Tarukan die Hälfte der Männer verloren, die er mitgebracht hatte. Aus dem Schatten der Maschine, von der Oberseite der riesigen Röhre, von den hohen Simsen an der Wand – von überall her erklangen die Schreie der Männer, die von den Ungeheuern in Stücke gerissen wurden. Tarukan war von drei Gegnern umringt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Übermacht ihn überwältigte.
    »Hauptmann, hierher!«, gellte Ismes Stimme durch den Raum. »Das Schrapf hat ’n Ausgang.«
    Die vierschrötige Söldnerin winkte vom unteren Ende des gewaltigen Rohrs, dort, wo es in der Maschine verschwand und fast den Boden berührte. Ein Stück der Verkleidung fehlte, und durch die Lücke blickte Halime aus der Röhre heraus. Hinter ihr strahlte und funkelte es wie von einem Bergkristall.
    Gontas kroch auf sie zu. Eine seiner Krücken nahm er unterwegs wieder mit und schob sie neben sich her. Auch Tarukan kämpfte sich in Richtung der Luke, und die übrigen Söldner schlossen sich zusammen und kämpften sich zu ihrem Fluchtweg durch.
    Gontas war am nächsten dran, doch er war langsam. Da fiel eine Leiche von dem Rohr und prallte vor ihm auf den Boden: der ausgeweidete Leib eines Söldners. Brustkorb, Bauch und die Gliedmaßen waren bis auf die Knochen abgenagt, die Rippen teilweise zersplittert und angefressen. Die Kleidung, Haut und Fleisch hingen in Fetzen an dem Toten.
    Und, wie bei Nurdh, fehlte die Schädeldecke, und das blutige Gehirn quoll heraus.
    Gontas stieß einen Fluch aus und zuckte zurück, er spähte misstrauisch nach oben und kroch weiter.
    Da tauchte plötzlich Makri bei dem Toten auf, als wäre er aus dem Boden herausgewachsen. Er streckte seine langen dürren Arme aus und wühlte in der Leiche herum, er zog glitschige, durchtrennte Darmschlingen heraus.
    »Zerstört! Alles zerstört!«, rief der wahnsinnige Hexenmeister durch die Halle. »Wie soll ich aus den Eingeweiden lesen, wenn nur noch Reste übrig sind? Wenn ich Euch die Zukunft vorhersagen soll, Hauptmann Tarukan, dann gebt mir eine unversehrte Leiche!«
    Gontas kroch schneller. Er kam im selben Augenblick zu der Luke wie Tarukan. Halime streckte ihm die Hand entgegen.
    Tarukan stellte einen Fuß auf Gontas’ Schulter. »Du kommst hier nicht vor meinen Männern raus.«
    Gontas verdrehte seinen Arm und packte Tarukan am Knöchel. Er riss daran. Es fehlte ihm an

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