Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

feurigen Welt. Einer der zähesten seines Volkes. Nach den Forschern und den Pionieren kam er, als Anführer, als Kämpfer. Seine Aufgabe war es, die Unterwerfung der neuen Welt vorzubereiten, als oberster Gefolgsmann seines Herrn, dem Fürsten von Gehenna, der nach ihm kommen sollte.
    So durchschritt das Wesen, das in einem anderen Traum Gontas sein mochte und auf Gehenna ein Geist ohne Namen, das Tor, das über den Feuern seiner Heimat schwebte und sich davon nährte.
    Er schwamm in den Lichtern, die in wirren Strudeln an ihm rissen. Er schwamm machtvoll und hielt seine Essenz zusammen, und er erreichte die neue Welt, die blau und kühl unter dem strahlenden Licht eines fremden Himmels lag.
    Ein Geist von Gehenna, einer von vielen, kam auf die Welt, um sie zu unterwerfen, und um Frieden zu finden und eine neue Heimat.
    »He!« Isme stach ihm die Schwertspitze nachdrücklich ins Hinterteil, und Gontas schreckte auf aus seinen Träumen.
    Der Weg war zu Ende. Gontas hockte vor einer Wand aus Kristall, die das ganze Rohr mit seinen zwölf Schritt Durchmesser abschloss und so hell erstrahlte, dass Gontas den Blick abwandte und ihm die Augen tränten.
    »Was ist?«, rief Isme. »Bist du im Gehen eingeschlafen, he? Mach mal Platz und lass den Zauberer schauen, wenn du nicht weiterkommst.«
    »Pah, ist schon im Fieberwahn, der Fiesel«, sagte Uz abfällig. »Der Hauptmann hat ihn zu heftig angeschnitten, und sein Geist will zur Hölle fahren.«
    Makri der Zauberer schlängelte sich an allen vorbei, bis er neben Gontas stand. Dabei lief er an den Wänden entlang und auf allen vieren fast unter der Decke wie eine Spinne. Er klopfte und fingerte an der Außenwand herum.
    »Ja. Jaaa … Die Zitadelle, die obere Zitadelle, da sind wir. Überall Löcher und Ausgänge, nur finden müssen wir sie …«
    Plötzlich klappte über ihm eine Luke auf und Tageslicht fiel in den Schacht. Blitzschnell stieß ein Schatten herein und berührte den Zauberer. Der fiel auf den Steg, er kreischte und zappelte. Blaue Blitze zuckten um seinen Leib. Im nächsten Augenblick fuhr eine lange Stange mit Haken durch die Öffnung. Makri wurde an der Schulter gepackt, mit einem zweiten Haken am Bein, und mit einem Ruck wurde er hochgezerrt und verschwand durch die Öffnung. Die Klappe schloss sich hinter ihm.
    »Was zum …«, stieß Tarukan hervor.
    Schon ging eine weitere Klappe an der Decke der Röhre auf. Ein Stab kam hindurch und küsste einen der Söldner im Nacken. Schreiend und zuckend brach der Mann zusammen, wie vorher der Hexer, und genau so wurde er mit Haken aus dem Rohr gefischt. Die Klappe fiel zu.
    »Verflucht.« Tarukan stürzte zu der Stelle, wo sein Mann verschwunden war. Die Decke lag dort gerade außerhalb seiner Reichweite. Verzweifelt sprang er auf und nieder und schlug mit dem Säbel gegen das Metall. Da flog der Deckel wieder auf, das Ende eines Stabes traf Tarukan an der Stirn.
    Der Söldnerführer stieß einen dumpfen Laut aus, ruckartig spreizte er Arme und Beine, der Säbel flog ihm aus der Hand. Tarukan fiel auf den Rücken und blieb benommen liegen.
    Gontas lachte.
    Da erwischte ihn das Ende eines Stabes an der Schulter. Überall in dem Rohr öffneten sich jetzt Luken unter der Decke, und Stangen stocherten hindurch. Die Söldner flohen. Nur Isme hielt stand. Sie wehrte die Stäbe mit dem Schwert ab und schützte Halime mit ihrem Leib. Dann wurde sie von der Spitze eines weiteren Stabes getroffen, Funken sprangen auf die Klinge über, Blitze wanden sich um den Stahl wie zustoßende Schlangen. Sie gruben sich in Ismes Hand, und die Söldnerin zuckte und zitterte und bleckte die Zähne. Sie brach zusammen.
    Die Stäbe erwischten sie alle, und mit den Haken wurden sie ans Licht gezerrt wie harpunierte Fische.
    Gontas lag auf dem Boden. Er schnappte nach Luft.
    Der Raum, in dem sie herausgekommen waren, sah aus wie ein hohes Turmgemach. Die Wände waren durchbrochen von großen Fenstern, und vor den Fenstern im Norden stand der Mond des Styx, so riesig und allbeherrschend, dass er sogar das Tageslicht zu überstrahlen schien. Das Rohr, aus dem man Gontas und seine Begleiter herausgezogen hatte, kam durch die südliche Wand, stieg noch ein Stück an und endete blind mitten im Raum. Das stumpfe Ende schien den Mond anzusaugen, der so dicht vor dem Fenster gegenüber hing.
    Um Gontas herum lagen Tarukans Söldner, ebenso benommen wie er. Ein Kreis alter Männer umringte sie. Diese hatten blassbraune Kittel an und hielten lange,