Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
beäugte ihn missmutig. Sie fuhr mit dem Haken über das Mauerwerk, fand aber mit der abgebrochenen Spitze keinen Halt in den Ritzen. Sie stemmte sich mit den Armen gegen den Wall, leicht vorgebeugt, und Mart kletterte auf ihre Schultern. Sie ächzte. »Fetter alter Fiesel, du.«
    Mart grinste und setzte einen Stiefel auf ihren Kopf. Dann zog er zwei Dolche und schob sie als Kletterhilfen in die Mauerritzen. Oft musste er sich Hand über Hand daran hochziehen, weil seine Füße in den schmalen Spalten keinen Halt fanden.
    »Wie ’ne schleimige Schnecke an der Wand«, bemerkte Tori.
    Borija sah dem Söldner stirnrunzelnd hinterher. »Selbst wenn er es bis nach oben schafft, was tun wir dann? Wir hätten ein Seil mitnehmen sollen.«
    »Vielleicht findet er oben etwas«, sagte Swetja. Keiner traf Anstalten, dem Söldner an der vereisten Wand nachzusteigen. Mart verschwand über die Mauerkrone.
    Anisja schmiegte sich eng an Swetja auf der Suche nach Schutz und Wärme. Auch Swetja fühlte sich unbehaglich. Das lag nicht nur daran, dass sie hier am Fuß einer feindlichen Festung und auf dem Gipfel eines Berges besonders angreifbar waren. Ihr Unbehagen galt vor allem dem Turm in der Mitte des Bauwerks. Sie glaubte das Licht des Styx um die Turmspitze wabern zu sehen wie eine Wolke, auch wenn sie wusste, dass sie das nicht mit den Augen wahrnahm.
    »Irgendetwas geht hier vor«, flüsterte sie. »Wie lange wollen wir warten?«
    »Tja …« Borija verstummte. Er klang unsicher. Was auch immer er wusste und ihnen verschwieg, mit diesem Hindernis hatte er offenbar nicht gerechnet.
    Lewo nickte in Toris Richtung. Die Söldnerin lehnte an der Mauer und hauchte in ihre Hände. »Die beiden Südländer haben andere Pläne als wir«, wisperte er. »Was, wenn der Einäugige die Schätze findet, die er sucht, und gar nicht wiederkommt?«
    »Aber seine Gefährtin ist noch hier!«, flüsterte Swetja empört.
    »Ja«, erwiderte Lewo. »Aber hört doch mal, wie die beiden streiten. Das klingt für mich nicht so, als würde er wiederkommen, um sein Gold mit der Frau zu teilen.«
    Borija lachte leise. »Du bist jung, Lewo. Ich sage dir, die beiden trennt erst der Tod.«
    »Eh, wer ist tot?« Mart kam um die Ecke.
    Die drei aus Modwinja zuckten zusammen.
    »Wo kommt Ihr denn her?«, fragte Swetja. Verwirrt sah sie an der Mauer hoch.
    »Durch die Pforte an dem kleinen Turm.« Mart wies über die Schulter zurück. »Die Zitadelle sieht leer aus, aber unbewohnt ist sie nicht. Wir sollten ’nen Schlag zulegen, bevor jemand vorbeikommt und die Tür abschließt und ich die Runde noch mal von vorn machen muss.«
    »Was hast du da drin gesehen?«, fragte Lewo eifrig.
    »Kein Gold, keine Wachen«, sagte Mart. »Aber Zimmer und Gänge, die benutzt aussehen. Keine Ahnung, wo die Fiesel sich alle rumtreiben, aber wir sollten achtgeben.«
    Sie traten zu dem nächsten Eckturm; die Pforte darin war kaum mehr als ein Spalt in einer Nische. Die Tür war eine Steinplatte aus demselben leuchtenden Material wie das Mauerwerk. Von außen hätten sie den Eingang gar nicht gesehen.
    Sie schlüpften hindurch, und Mart zog die Platte von innen wieder zu und verriegelte sie.
    Sie standen in einem schmalen Gang, der zu einem Treppenaufgang führte. Die Wände im Inneren des Bauwerks strahlten und schimmerten. Sie waren nicht durchsichtig, aber das Tageslicht fand doch einen Weg hinein. Auf diese Weise blieb es hell in der Zitadelle, ohne dass Fenster zu sehen waren oder Lampen brannten.
    Borija setzte sich ganz selbstverständlich an die Spitze. Er führte sie aus dem Eckturm durch breite Gänge tiefer in das Bauwerk hinein.
    »Eh«, sagte Mart. »Wo bringste uns hin?«
    »Der große Turm in der Mitte«, sagte Borija. »Dort müssen wir hinauf.«
    »Und du weißt, wo’s langgeht?« Mart runzelte die Stirn.
    »Nicht genau«, räumte Borija ein. »Aber der Turm ist das Herz dieser Anlage, die oberste Halle muss der bedeutsamste Raum darin sein. Ich gehe also davon aus, dass die Hauptkorridore darauf zulaufen.«
    »Is ja üppig«, beschwerte sich Tori. »Ich nehm mal an, da im Turm versammeln sich auch alle Wachen, hm?«
    »Ich würd hier auch lieber zur Kammer mit den Goldfüchsen pirschen und wieder verschwinden, bevor uns jemand bemerkt«, sagte Mart.
    »Ich glaube nicht, dass es an diesem Ort Münzen und Schatzkammern gibt«, erwiderte Borija. »Aber edle Metalle und Steine findet ihr genug im Turm. So viel kann ich euch versprechen.«
    Mart zog das Schwert und

Weitere Kostenlose Bücher