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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Modwinja. Um ihre Stirn nahm Gontas einen schmalen Streifen wahr, der im Schein der Mauersteine glühte wie Kupfer im Feuer. Gontas erinnerte sich daran, wo er solche Farbwechsel schon einmal gesehen hatte: bei den Dirnen in Apis. Aber wer, bei den Geistern, färbte sich die Haare weiß ?
    Er nahm ihre Hände und strich nachdenklich über die Innenflächen. Sie ließ es geschehen und sah aus großen Augen zu ihm auf.
    Gontas grinste. »Das waren also die Kampfgefährten, die euch im Stich gelassen haben? Und ihr konntet den Kampf nicht gewinnen, weil diese Frühlingsblüte euch nicht geholfen hat? Dieses …« Kind , hatte Gontas sagen wollen. Er schätzte das Mädchen auf vierzehn. Aber ihre Hände waren so glatt, und sie war gewiss so behütet aufgewachsen, in irgendeinem Haus , dass sie wahrscheinlich jünger aussah, als sie war. »Ihr seid noch dämlicher, als ich dachte«, sagte er. »Erbärmlich.«
    »He!« Mart begehrte auf. »Sie hatte auch ein paar Krieger dabei.«
    »Was sagst du dazu?«, fragte Gontas das Mädchen. Er hielt immer noch ihre Hände.
    Swetjana schluckte. Sie sah Mart an. »Hauptmann Borija hat uns alle hierher geführt. Er hatte seine eigenen Pläne. Was hätte ich tun sollen?«
    Sie erzählte alles, was geschehen war. Von dem Augenblick an, da Mart und Tori sie in dem Winkel unter der Treppe zurückgelassen hatten, bis zu der Rückkehr der alten Götter. Und sie erzählte noch mehr, vom Beginn ihrer Reise und von der Heimsuchung in Wajdaka, von Borijas Aufbruch bis zu den Geschehnissen unterwegs. Und beide Teile ihrer Geschichte endeten mit demselben Gedanken.
    »Anisja«, sagte sie, und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Sie ist jetzt eine von denen. Sie ist einfach fort, nach allem, was sie durchgemacht hat, nach allem, was sie für mich getan hat! Sie hat Kirus zu Fall gebracht und mich gerettet. Vielleicht können wir … ich möchte gern …«
    Swetjana verstummte, als wäre der Gedanke in ihrem Kopf zu groß und zu unwahrscheinlich, als dass sie ihn aussprechen könnte.
    Gontas ließ sie los. Er trat einen Schritt zurück und betrachtete die beiden Söldner. Mart hatte derweil die Tür gründlich untersucht, während Swetja erzählte. Er betastete den Rahmen und rüttelte an dem Metall.
    »Was meint ihr?«, fragte Gontas.
    »Glatt und kein Schloss zu sehen.« Mart stützte die Hände in die Seiten und ließ den Blick ein letztes Mal über den Ausgang wandern. »Da kommen wir nicht raus, solange von der anderen Seite keiner aufmacht.«
    »Nein«, sagte Gontas. »Zu der Geschichte von der Kleinen. Was wir jetzt tun sollen.«
    »Ich interessiere mich nicht für Geschichten«, antwortete Mart. »Wenn man den nächsten Kampf gewinnen will, schaut man sich das Schlachtfeld an, auf dem man steht. Man plaudert nicht über die verlorenen Schlachten der Vergangenheit.« Er legte den Kopf schräg, musterte Swetjana und wischte sich die Hände an der Hose ab. »Ich hätt allerdings schon einen Vorschlag, was wir als Nächstes anfangen. Dieser Hauptmann aus Modwinja hat uns verraten. Aber seine Jungfer hat er uns dagelassen. Ich sage also, wir halten uns heut Nacht an der schadlos und haben unseren Spaß. Raus kommen wir eh nicht, bevor morgen früh jemand nach uns schaut.«
    »Spaß willst du, hm?« Tori sprang mit blitzenden Augen vor und legte ihm die Spitze ihres Sichelhakens an die Kehle. »Hätt man dich beizeiten verschnitten, du lüsterner alter Eber!«
    Mart grinste ungerührt. »Keine Sorge. Für dich reicht’s auch noch.«
    Gontas legte die Hand auf Toris Arm. »Du hast deinen Haken noch?«, fragte er. »Mir haben sie sogar die Krücken abgenommen!«
    Tori ließ die Waffe sinken und zuckte die Achseln. »Hm, seltsame Geschichte, das«, sagte sie.
    »Sie hat der fetten Musche sogar in den Arm gestochen, als die sie festhalten wollte«, berichtete Mart. »Aber die hat nur den Stumpf gepackt, sich die Klinge aus’m Fleisch gezogen und gemeint, dass sie Tori die Hand abreißt, wenn sie noch mal so was versucht. Die sind ziemlich hart, diese Dämonen oder Götter oder was auch immer.«
    »Bekloppt sind die«, fügte Tori hinzu. »Ich glaub, die haben das hier einfach für ’ne Hand gehalten.«
    »Ja«, sagte Mart. »Hart drauf, aber weich im Kopf. Verrückt.«
    »Verstehn nicht viel vonner Welt, du, oder von uns«, sagte Tori. »Vielleicht können wir das ausnutzen?«
    Gontas fand den Gedanken an Wesen, die Haken nicht von Händen unterscheiden konnten, eher beunruhigend.
    Tori fuhr

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