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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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mit der stumpfen Seite ihrer Sichel über den Verband an seinem Bauch. »Und die Krücken, hm – als ich zuletzt eine in deiner Hand gesehen hab, hast du se ’nem Graubart sauber in die Fresse geplotzt. Siehst nicht halb so verkrüppelt aus, wieste erzählst, du. Und glaub mir, ich kenn mich da aus …« Sie hielt die Hakenhand hoch und grinste. »… denn ich muss mich schon seit Jahren um so ’n Einäugigen kümmern!«
    »Das reicht, Tori.« Mart packte sie und zog sie weg. »Ich hab dich an deinem verkrüppelten Arm aus dem Dreck gezogen, vergiss das nicht!«
    Tori lächelte, den Kopf im Gehen zu Gontas umgewandt, bis ihre Gestalt zu einem formlosen Schatten wurde. Es war schnell dunkel geworden in dem riesigen Kerker. Gontas blieb nachdenklich bei der Türe stehen, allein. Auch das Mädchen aus Modwinja hatte sich davongeschlichen und war in irgendeinen finsteren Winkel gekrochen.
    Im ersten Augenblick hatte er Tori widersprechen wollen, weil sie die Wunden so leichtnahm, die Tarukan ihm zugefügt hatte. Doch er fühlte sich inzwischen besser, als er je für möglich gehalten hätte.
    Schon beim Kampf gegen die Graubärte war ihm das aufgefallen. Er hatte es nur für ein Gefühl gehalten, für eine Einbildung, eine weitere trügerische Empfindung, genau wie die merkwürdigen Träume und seine Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, seit er in der Zitadelle war.
    Aber jetzt war er ohne seine Krücken, ohne jede Stütze durch den Raum gegangen. Am Morgen, als sie Tarukans Lager verlassen hatten, war er dazu nicht in der Lage gewesen.
    Gontas rieb sich die Stirn. Wie konnte das sein?
    Seine Wunden heilten rasch, das war schon immer so gewesen. Aber das hier war nicht zu erklären. Nach allem, was Tarukan ihm angetan hatte, war Gontas sicher gewesen, dass er sich niemals davon erholen würde. Und selbst wenn diese Wunden hätten heilen können, dann bestimmt nicht innerhalb eines Tages!
    Ganz hinten in seinem Verstand wartete eine Erklärung darauf, dass er ihr Einlass gewährte. Ein Flüstern von insektenhafter Kälte. Die Stimme der Königin.
    Gontas wollte sie nicht hören. Er suchte sich eine Ecke und fiel in einen traumlosen Schlaf.
    Die Zitadelle war kahl und kalt und sah nicht so aus, als wäre sie je für Menschen gemacht gewesen. Borija suchte nach den Wohnräumen der Graubärte, doch er fand nichts, was seinen Erwartungen entsprach. Kaum ein Möbelstück, nur ein paar karge Lager mit Decken.
    Er wies seine beiden Begleiterinnen an, alles mitzunehmen, was zu gebrauchen war, und in einen einzigen kleinen Raum zu bringen, der ein Mindestmaß an Behaglichkeit versprach. Es gab keinen Kamin und kein Fenster darin, aber das gab es nirgendwo in der Zitadelle, außer im zugigen Mittelturm, und dort wollte er sich erst recht nicht niederlassen.
    Er befahl den Frauen, ihm aus den Decken ein Bett zu bereiten. Dann fasste er Anisja am Arm und schickte Isme fort. Weit, weit fort , dachte er bei sich. »Und mach die Tür hinter dir zu«, sagte er laut.
    Isme winkte ihm zum Abschied. Sie hatte die Klauenhand, die an eine Vogelkralle erinnerte, nicht wieder zurückverwandelt, und sie nutzte jede Gelegenheit, jede Geste, um Borija diese Hand zu zeigen, mit einem bedeutungsvollen Lächeln auf den Lippen. Ich warte , las Borija aus dieser Geste. Ich warte auf deinen Fehler, und dann …
    Die Tür, eine Platte aus demselben schimmernden Kristall, aus dem auch die Wände bestanden, schlug zu. Borija war mit seiner zweiten zugewiesenen Untergebenen allein. Er atmete auf. Auch Anisja, die Magd, hatte sich verändert, seit der Geist der alten Götter Besitz von ihr ergriffen hatte. Aber sie war fast zwei Köpfe kleiner als er und sehr zierlich.
    Zudem hatte sie sich gefügig gezeigt, seitdem Isme sie in Borijas winzige Schar geholt hatte. Schweigsam und fast zurückhaltend. Keine Drohungen von ihr, kein Aufbegehren, nicht einmal ein trotziger Blick. Fügsam hatte sie sich ihnen angeschlossen und kaum die Augen gehoben.
    Anisja war eine Magd gewesen und Isme schon zu Lebzeiten eine grobe Söldnerin. Borija fragte sich, ob diese Götter den Körper ihrer Opfer wirklich vollständig übernahmen oder ob nicht doch etwas vom ursprünglichen Persönlichkeit der Menschen erhalten blieb. Vielleicht überschätzten diese Geister ihre Macht und sahen gar nicht, wie sehr sie selbst durch die von ihnen ausgewählten Menschen beeinflusst wurden.
    Der Gedanke, die Nacht mit der sanften Anisja zu verbringen, hatte jedenfalls etwas

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