Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
stand und musste den Blick bald senken. Viele seiner Männer sahen zu Boden, sie blinzelten und wagten erst gar nicht, in die Richtung zu schauen, aus der der Angriff erfolgen würde.
Beitan bemerkte Gontas’ Sorge. »Keine Angst, Cefron. Es sind Buschläufer. Ihre Augen mögen zurückweichen, ihr Arm und ihre Füße werden das nicht tun. Wenn der Feind über uns ist und wenn der Staub der Schlacht dieses unheilige Leuchten verhüllt, dann werden unsere Männer auch den Kopf heben und tapfer kämpfen.«
»Hmpf.« Gontas schnaubte. »Mitunter ist es nützlich, vorher den Kopf zu heben und zu sehen, was auf einen zukommt. Ich sehe derzeit nur diese bunten Papageien aus dem Norden. Keine Spur von Tarukans Söldnern, obwohl die Geister von Gehenna genug davon in ihren Reihen haben. Wo stecken sie? Ich habe viele von ihnen am Berg gesehen, wie sie herabstiegen.«
»Wir haben ein paar Trupps beobachtet, die von oben her zu den Reitern gestoßen sind«, wandte Beitan ein. »Vielleicht hast du nicht genau genug hingesehen und sie unter den Modwinjern nicht bemerkt.«
»Sag du es mir doch, Cyriat, wenn deine Augen so viel besser sind«, knurrte Gontas. »Siehst du irgendwelche Städter in dunkler Rüstung zwischen unseren Feinden?«
Beitan kniff die Lider zusammen gegen das Leuchten über dem Gipfel. »Nein«, räumte er ein.
»Ich schicke einen Läufer zu Bârun«, sagte Gontas. »Er soll darauf vorbereitet sein, dass die Feinde, die wir hier vermissen, plötzlich von irgendwo anders her auftauchen.«
Die Modwinjer setzten sich in Bewegung. Sie rückten von der rechten Seite vor, und damit wurde der linke Flügel unter Bârun fast zu einer Nachhut. Es würde eine Weile dauern, bis die Khâl in das Gefecht eingreifen konnten.
Beitan und Gontas hatten das Schlachtfeld bisher von einer zurückgenommenen Position aus betrachtet. Über die Köpfe ihrer Krieger hinweg konnten sie weiter sehen als mitten aus dem Getümmel. Jetzt gingen sie nach vorn, zu ihren Stämmen, denn bei den Buschläufern war es nicht üblich, dass die Männer kämpften, während die Anführer sich hinter ihnen versteckten.
»Viel Glück, Cyriat«, sagte Gontas.
»Verlass du dich auf Glück und Geister.« Beitan grinste. »Ich vertrau auf meine Arme. Wer da die stärkeren hat, das müssen wir immer noch herausfinden.«
»Deine Arme mögen stark sein«, gab Gontas zurück. »Leider wirst du nur von Cyriaten umgeben sein. Da wirst du Glück und Geister brauchen, um die Schlacht zu überstehen.«
Sie gaben einander die Hand. »Beitan oder Gontas«, sagte Beitan. »Cyriaten oder Cefron. Wir werden bald erfahren, von wem die Lieder in Zukunft künden werden und wer nach Sardik die Walaren ein zweites Mal schlägt.«
»Die Legenden wissen nichts von Sardik.« Gontas seufzte. »Wen kümmert es also, welche Namen darin besungen werden? Ich werde froh sein, wenn es überhaupt ein Lied über diese Schlacht geben wird, denn das bedeutet, dass wir gesiegt haben.
Und der Name ist nichts, aber der Sieg ist alles.«
Die beiden Kriegshäuptlinge gingen auseinander, ein jeder zu seinem Stamm.
Gontas trat hinter die vorderste Reihe der Schilde. Er munterte die Krieger auf. Er forderte sie heraus, stolz den Blick zu heben. Gontas hatte keinen Schild und keine von den langen Lanzen, aber jemand hatte ihm zwei gut ausgewogene Buschläuferäxte besorgt, und damit würde er kämpfen, wenn der Schildwall seine Schuldigkeit getan hatte und die Krieger Mann gegen Mann miteinander rangen.
Hufschläge kamen heran. Gontas konnte sie durch den Boden spüren. Eine angespannte Erwartung ging durch die Reihen seiner Krieger. Schilde klapperten gegeneinander, Speere wurden gehoben.
Die Reiter aus Modwinja ritten verhalten an. Sie bewegten sich in leichtem Trab, und gut fünfzig Schritt vor den Reihen der Buschläufer drehten sie ab. Armbrustbolzen schwirrten über den Hang. Die Männer um Gontas herum hoben die Schilde und kauerten sich darunter. Auch Gontas zog den Kopf ein und suchte Deckung.
Die Geschosse prasselten gegen das Holz wie Hagel. Kleine Spitzen und Splitter zeigten sich auf der Innenseite der runden Schilde, und mancher Bolzen fand eine Lücke in der Wehr. Flüche und Schmerzenslaute stiegen auf, und dann summten die Bögen der Buschläufer. Mit einem wütenden Schwirren sausten die Pfeile über die Köpfe der Verteidiger hinweg auf die Modwinjer zu. Der Gesang der Bögen hielt an. Gontas hatte mehr Schützen in seiner Streitmacht, als die feindliche Schar
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