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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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zitterten. Sie wagte kaum, sich zu bewegen, dann aber versuchte sie, auf einem anderen Weg an den Dragonern vorbeizukommen.
    Doch sie stellte fest, dass die ganze Anlage voll war mit den Kriegern. In den Gängen, die keinen Raum für Pferde boten, saßen die Soldaten. Swetja sah keine Möglichkeit, sich an ihnen vorbeizuschleichen.
    Dann hörte sie Stimmen. Eine Patrouille kam in der verwinkelten Halle auf sie zu. Auch aus der anderen Richtung vernahm Swetja nun Stiefeltritte. Sie drohte, in die Enge getrieben zu werden!
    Sie hastete auf einen Winkel zu, hielt ihr Kleid fest, presste die Lippen aufeinander und versuchte, die Füße so leise aufzusetzen, wie sie nur konnte. Sie packte einen Kolben, der aus einer der hausartigen Aufmauerungen herausragte, zog sich hinauf und kletterte über das flache Dach zu dem Gang auf der anderen Seite.
    Dort ließ sie sich hinab und lauschte.
    Verschwommene Stimmen drangen an ihr Ohr, aus der Richtung, aus der sie gekommen war. Aber es klang nicht so, als hätte jemand ihre Flucht bemerkt.
    Sie folgte dem neuen Gang. Ihr war immer noch ganz zittrig zumute. Wie lange würde das gut gehen? Swetja hielt inne und wusste mit einem Mal nicht mehr, wohin sie sich wenden sollte. Sie hatte völlig die Orientierung verloren!
    Sie schloss die Augen, beruhigte sich und stellte sich die Räume und Wege vor, die sie gesehen hatte. Es hatte keinen Sinn, länger hier draußen zu bleiben, bis zufällig jemand über sie stolperte. Es gab einfach zu viele Soldaten in diesem Gebäude, und Swetja kam nicht an ihnen vorbei. Also kehrte sie in die große, leere Halle mit dem Rohr zurück, aus der sie gekommen war.
    Noch leiser als auf dem Hinweg schlich sie an der Wand entlang und auf die Röhre zu. Sie hob die Klappe an. Ein letztes Mal spähte sie durch den weiten Raum, ob es nicht vielleicht doch einen Ausgang gäbe, den sie übersehen hatte. Sie sah zu den hohen Fenstern empor – und da bemerkte sie einen Umriss an der Wand!
    Auf einem Sims, auf halber Höhe zwischen dem Boden und der Decke, hockte ein Fledermausmann. Er sah aus, als ob er schliefe, zusammengekauert und die Flügel um den Körper gelegt.
    Jetzt, da sie den Fledermausmann entdeckt hatte, sah Swetja weitere dieser Ungeheuer, die überall in der Halle ruhten. Die grauen Gestalten waren fast unsichtbar im Zwielicht und vor dem Hintergrund der dunklen Wände.
    Hastig kletterte sie durch die Luke. Ihr war übel vor Angst, und sie war froh, dass sie so leise gewesen war und keines der Wesen geweckt hatte. Sie kauerte sich zusammen, in einem Winkel zwischen der leuchtenden Glashülle und der Rückwand.
    Vielleicht gab es einen anderen Ausgang aus ihrem Versteck. Vielleicht würden die Fledermausmänner und die Dragoner die Hallen irgendwann verlassen. Und vielleicht konnte Swetja einen weiteren Versuch unternehmen, aus diesem Rohr zu entkommen, das ihr Zuflucht und Kerker zugleich geworden war.
    Aber sie wusste nicht, ob sie noch einmal den Mut fände, aus ihrem Versteck zu kriechen, jetzt, da sie wusste, was dort draußen auf sie lauerte.
    Gontas ließ das Heer antreten, ohne auch nur zu den Zelten zu gehen oder sich auszuruhen. Er war überzeugt, dass die alten Götter nicht lange warten würden mit dem Angriff.
    Die Häuptlinge gaben die Befehle weiter. Die Krieger formierten sich am Fuß des Berges. Die berittenen Söldner aus den Städten nahmen ihren Platz am linken Flügel des Heeres ein. Sie sollten einschwenken und die Feinde in die Zange nehmen, sobald diese vom Schildwall der Buschläufer aufgehalten wurden.
    Über der rechten Flanke des Heeres erhoben sich die unteren Bauten der Zitadelle. Gontas wusste von dem Schutzkreis, der sie umschloss und der jede Bewegung der Truppen auf dieser Seite behindert hätte. Er achtete also darauf, dass sie genug Abstand zu den Bauwerken hielten.
    Als die Buschläufer antraten, sammelten sich ihre Gegner genau dort: Dragoner führten ihre Pferde aus den zyklopischen Bauten. Ihre Uniformen leuchteten rot und blau im Schein der Mittagssonne. Hinter ihnen, über dem Berggipfel, stand der Mond des Styx. Er überstrahlte die höchsten Türme der Zitadelle und verlor selbst im hellsten Sonnenlicht nichts von seiner Kraft. Er brannte in einem Rot, das kein Rot war, eine Farbe, die es in dieser Welt gar nicht geben sollte und deren Anblick kein lebendes Wesen ertragen konnte.
    Gontas versuchte, die feindliche Streitmacht genauer in Augenschein zu nehmen, aber selbst er hielt der Glut des Mondes nicht

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