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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Gontas an, und etwas von seiner spöttischen Leichtigkeit, die er bisher an den Tag gelegt hatte, war verschwunden. »Der Fürst hat in einem recht: Für einen Krieg gegen die Städte sollte man nicht weniger als zehntausend Schilde aufbieten. Für eine Schlacht gegen die Walaren, wenn es sie wirklich gibt, hätte ich gern zumindest dieselbe Zahl.
    Aber Nuatafib drängte uns alle zur Eile, sodass wir fast nur Cyriaten und Cefron in unseren Reihen haben. Ein paar Nachzügler konnten wir aufnehmen, als wir von Apis aus ins Steinland zogen. Dennoch sind es kaum zweitausend Krieger geworden, und Fürst Bârun hat noch einmal halb so viele Söldner aus den Städten dazugebracht. Was erwartet uns hier?«
    Gontas fasste kurz zusammen, was er und seine Gefährten erlebt hatten. Auch der Rest der kleinen Schar, zu der neben Beitan, Bârun und Nachab die Anführer der übrigen Buschläufergruppen gehörten, lauschte aufmerksam. Gontas beschränkte sich auf die Dinge, die wichtig waren für die bevorstehende Schlacht. Seine eigentümlichen Visionen verschwieg er ebenso wie die Begegnung mit den Ameisen.
    »Aber Sardik ist an unserer Seite«, schloss er nur. »Mit seiner Hilfe werden wir diesen Kampf gewinnen, so wie wir schon einmal diese Dämonen vertrieben haben.«
    »Das sollte nicht schwer sein«, befand Beitan. »Wenn diese fünfhundert Modwinjer und höchstens dreihundert Söldner alles sind, was der Feind derzeit aufbieten kann.«
    »Und ’ne Hand voll Graubärte aus der Zitadelle«, warf Mart ein.
    »Aye«, fügte Tori hinzu und wies auf Mart. »Den da ausgenommen.«
    »Unterschätzt die Gegner nicht«, sagte Gontas. »Wir haben erlebt, wie zäh sie sind. Es sind keine Menschen mehr.«
    »Da wären wir enttäuscht, wenn’s anders wäre!«, verkündete Nachab. »Wir sind gekommen, um Dämonen zurück in die Hölle zu prügeln. Nicht um kleine Kinder zu hüten, wie manch einer.«
    »Und unsere Feinde sind alle beritten«, sagte Gontas. Nachdenklich sah er sich um. »Auch wenn ich nicht weiß, wo sie ihre Pferde gelassen haben. Zur Zitadelle auf dem Gipfel können sie die kaum mitgenommen haben.«

36.
    Nachdem Swetja den Edelstein versteckt hatte, stieg sie durch die Luke in die riesige Röhre hinein. Sie hatte von außen gesehen, dass die Kristallwand am Ende Einblick ins Innere gewährte. Wie genau sich das Rohr einsehen ließ, konnte sie nicht abschätzen. Sie vermutete allerdings, dass sie umso leichter entdeckt werden würde, je näher sie am Turmzimmer war.
    Also folgte sie dem Weg so rasch wie möglich nach unten. Sie erklomm Leitern und kroch über Stege, vorbei an den thaumaturgischen Apparaturen und den in Glas gehüllten Konstruktionen. Die Geister des Styx schwebten um sie herum und durchdrangen sie. Lichter funkelten in den Leiterbahnen und gaben ihnen eine Tiefe, die weit über die Ausmaße des Rohrs hinausging.
    Swetjas Augen tränten. Wann immer sie blinzelte, änderte sich der Blick. Mal sah sie Schemen und Farben, dann Formen, dann wieder nur die mechanischen Bestandteile ihrer Umgebung, wie jeder andere sie wahrgenommen hätte, und das Funkeln und Gleißen der Edelsteine darin. Ein Flüstern mischte sich in das Vibrieren der Anlage, Stimmen, die Einlass begehrten in ihren Kopf.
    Swetja konnte sich kaum auf den Beinen halten. Auf allen vieren kämpfte sie sich weiter, bis ihr Kleid durchgescheuert war und die Beine erst blau, dann blutig waren. Sie wusste, dass der Weg sich meilenweit am Hang entlangzog, und obwohl die Röhre schnurgerade verlief und allen Spalten und Felsen am Berg auswich, wand der Tunnel im Inneren sich eng und mit ganz eigenen Hindernissen zwischen der Anlage hindurch.
    Allmählich wurde es ruhiger um sie. Swetja konnte sich aufrichten, und sie kam besser voran.
    Sie fragte sich, ob sie sich an das magische Inferno gewöhnte, ob sie ihre übernatürlichen Sinne inzwischen besser beherrschen konnte. Womöglich gelangten auch nur weniger Fragmente vom Styx in die Röhre, jetzt, da der Fokus oben im Turm fehlte, und die geisterhaften Erscheinungen, die sich darin sammelten, sickerten langsam heraus.
    Immer öfter sah Swetja die Anlage selbst, und sie konnte Teile davon entschlüsseln. Sie entdeckte Linsen, die arkane Kräfte bündelten, Felder von Prismen, die Essenzen trennten, Leitungen, Spulen, die einzelne Elemente verstärkten. Noch immer verstand sie nicht, was die Maschine überhaupt tat, aber sie gewann doch allmählich ein Gefühl für sie.
    Da war ein Muster in dieser

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