Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
Söldner aus dem Buschland, die fremdartig aussahen unter den städtischen Helmen. Sie grüßten Gontas ehrerbietig.
Marts Gesicht hellte sich auf.
Als sie den dunklen Torgang hinter sich hatten, sagte er zu Gontas: »Gut zu sehen, dass du auch Freunde bei den Stadtputzern hast.«
Gontas schüttelte den Kopf. »Die gehören nicht einmal zu meinem Stamm. Sie kennen und sie achten mich, aber sie würden gegen mich kämpfen, wenn ihr Kriegshäuptling es ihnen befiehlt. Auch wenn sie wissen, dass sie dabei sterben würden.«
»Na, freun wir uns, dass sie keinen Befehl von ihrem Häuptling hatten«, brummelte Mart.
Sie zogen mit ihren Tieren durch die erbärmlichen Vorstädte. Mart hatte die Führung übernommen, ohne dass sie darüber sprachen, Gontas folgte ihm und Tori kam als Letzte. Sie kämpfte sehr mit ihrem störrischen Dromedar, das sie an einer langen Leine hinter sich herführte.
»Komm schon, stinkender Sohn eines Esels und einer Schlange«, hörten die beiden Männer sie fluchen.
Mart hielt sein Tier zurück, bis Gontas neben ihm ging. Leise sagte er: »Wir bleiben auf der Straße nach Süden, bis die Stadt außer Sicht ist. Muss nicht jeder gleich wissen, wohin wir gehn.«
Die Besiedlung wurde dünner. Apis lag am Rand der Steppe, wo das Land schon trocken wurde, und sie kamen nur an wenigen kargen Hirsefeldern vorbei.
Mart verließ die Straße und bog auf Seitenwegen nach Osten ab. In einem großen Bogen schwenkten sie dann nordwärts und auf das Steinland zu. Mart suchte nach Abzweigen, wo kein Beobachter in der Nähe war.
An diesem ersten Nachmittag kamen sie nicht weit, und sie übernachteten unter freiem Himmel in einer öden Senke, wo Kriechgras und Ölbäume um die Vorherrschaft stritten. Mart bestand darauf, dass immer einer Wache hielt. Tori beschwerte sich, dass sie auch ein Gasthaus suchen könnten, solange sie nicht in der Wildnis waren.
»Halb Khâl ist hinter uns her«, schimpfte Mart. »Du bist so ’ne weiche Musche, das wird uns noch ’n Kopf kosten.«
»Und du bist so ’n feiger Fiesel, dass ’s mich wundert, wie du dich überhaupt noch hinterm Herd vortraust, du«, gab sie zurück.
Als sie die Wege rings um Apis hinter sich ließen, übernahm Gontas die Führung. Es dauerte noch einen weiteren Tag, und sie waren im Steinland angelangt. Der hart gebackene Boden erstreckte sich bis zum Horizont, übersät von Steinen wie eine Haut voll knotiger Warzen. Die Sonne schien gleich viel heißer zu brennen als noch wenige Wegstunden weiter südlich, und das Licht gleißte vom hellen Boden so grell wider wie vom Himmel.
Tori löste die Schnallen an ihrer Lederkleidung, eine nach der anderen. Mart fiel zurück und schleppte sich in seiner schweren Lederrüstung ächzend dahin, bis er sogar noch hinter Tori ging.
Gontas holte einen leichten weißen Burnus von seinem Dromedar und streifte ihn sich über. Dann befestigte er ihn mit einem Lederriemen um seinen Kopf.
Mart nutzte die Pause. Er schöpfte Wasser aus dem Fass an seinem Packtier und ließ es über sein krebsrotes Gesicht rinnen. »Ich glaub’s nicht«, stieß er hervor. »Wir gehn kaputt, und der Schniegel zieht sich ’n Mantel über.«
»Es hilft gegen die Sonne«, sagte Gontas. Er wies auf Tori, die ihr schwarzes Lederwams inzwischen geöffnet hatte und die immer noch schwitzte und keuchte. »Solltest du auch überwerfen.«
Die beiden Söldner folgten seinem Rat. Mart schälte sich vorher aus seinem Brustpanzer und legte ihn auf das Dromedar. Tori löste ihren Haken. Die Haut unter dem Geschirr war geschwollen und entzündet.
Gontas schüttelte den Kopf. »Keine gute Idee, hier abzurüsten.«
»Warum?«, fragte Mart. Er wies zum weiten Horizont. »Wenn hier jemand auf uns zukommt, sehn wir den ’ne Wegstunde weit.«
Gontas trug unter seiner Kleidung eins der Amulette, die er aus Tarukans Turm mitgenommen hatte. Bei Marts Worten fuhr seine Hand an das Schmuckstück, aber er sagte nichts mehr.
Sie zogen weiter. Das Steinland war trocken, und es war still. Nur der Wind pfiff zwischen den Felsen, sonst hörten sie nichts als ihren eigenen Atem, das Knirschen der Taschen und Riemen, die gelegentlichen Laute der Dromedare. Ihre Augen tränten.
Als der Abend dämmerte, wurde Gontas unruhig. Er dachte an die Hunde und spielte immer wieder mit der Mondmünze, so auffällig, dass auch die Söldner darauf aufmerksam wurden.
»He, du«, spottete Tori. »Haste Angst, das so ’n Jammer im Steinland umgeht und dich
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