Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Städte plündern, eine nach der anderen, so wie unsere Vorfahren es gemacht haben. Jetzt, da alle Krieger des Buschlandes versammelt und kampferprobt waren.«
    »Aye«, sagte Tori. »Ich erinnere mich an die Zeit. Die Städte haben verdient am Krieg der Buschleute. Da ging schwere Löhnung durch viele Taschen. Sklaven gegen Waffen. Aber immer gab’s die Sorge, der Bogen könnte zurückschnellen. Dass die Buschleute ihre Waffen in die andere Richtung tragen. Doppelter Schutz für jede Karawane. Dreifache Wachen auf jedem Herrensitz. Und dann war’s vorbei.«
    »Aye«, bestätigte Gontas. »Dann war’s vorbei. Die Alten haben mir zugeredet. Sie wollten keinen Krieg mehr. Ich habe mich einlullen lassen von ihren Worten, und ich glaubte, man könnte die Früchte des Sieges in seinem Zelt genießen. Schließlich saß ich in meinem Zelt und war gefangen wie der Löwe in einer Grube. Und mit jedem Monat wurden die Krieger mehr zu Hirten, und die Worte der Alten gewannen an Gewicht, und die Gelegenheit war verstrichen.
    Bei Sardik! Ich wünschte wirklich, ich hätte den anderen Weg gewählt. Die Stämme vereint und den Westen gestürmt. Wir hätten Blut in Strömen vergossen, alle Reichtümer wären zurückgeflossen in unsere Zelte, und die Krieger hätten noch mal zwanzig Jahre feiern können, den Akir genießen zwischen den brennenden Häusern der Khâl und neue Frauen in jeder Nacht …«
    Er sah Tori in die Augen. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich dachte, du kannst das verstehen«, sagte er. »Eine Frau, die sich auch gern die Hände blutig macht, wie dein alter Wolf immer behauptet. Aber ich glaube … nein.«
    »Manchmal verstehe ich es«, sagte sie leise. »Ich kenne den Rausch, aber der Kater am Morgen tut weh. Vor allem, wenn man neben so ’nem einäugigen Krüppel aufwacht, hm, Mart?«
    Sie wandte sich zu ihrem Gefährten hin. Der war während des Gesprächs zu ihnen gekommen und trottete missmutig neben ihnen her. Sie gingen jetzt fast in einer Reihe nebeneinander. Marts Auge funkelte unter der Kapuze, als er aufblickte.
    »Das sagst du ausgerechnet zu dem Mann, der immer neben ’ner Schlampe aufwacht, bei der er Angst haben muss, dass sie aus Versehen mal die falsche Hand nimmt, wenn sie ihm einen runterholt?«
    Er sah Gontas an und fügte hinzu: »Und du, Kamerad, du träumst. Die Stämme gegen die Städte führen? Ich kann dir sagen, wie das ausgeht. Wie es immer ausgeht. Ihr hättet euch vor den Mauern den Arsch platt gesessen und zwischendurch die kleineren Weiler auf dem Land niedergebrannt, so lange, bis es den Kiers in ihren gut geschützten Palästen zu unbequem geworden wär.
    Dann hätten die’s Landvolk noch mehr ausgepresst und euch ’n Tribut angeboten, bis deine eigenen Krieger zu dem Schluss gekommen wär’n, dass sie jetzt so viel Beute haben, wie sie nur heimtragen können, und dass es sich nicht mehr lohnt, länger mit ’m Kopf gegen ’n Stadtwall anzurennen. So wär er versickert, Briske, dein großer Angriff auf die Städte der Khâl, wie ’n Fluss in der Wüste.
    Keine brennenden Städte, keine zwanzig Jahre Kampf. Nur ’n paar arme Schweine auf dem Land, die die Zeche zahlen, ein paar Söldner, die volle Geldkröten heimtragen, ein paar Söldner, die tot liegen bleiben. Und ein Haufen Wilde, die fett und zufrieden ein paar magere Kühe ins Buschland treiben. Und sich da in ihren Zelten verkriechen, damit sie später ihren Enkeln erzählen können, wie sie die reichen Städte im Westen überfallen und den Reisnasen hinter ihren Mauern mal gezeigt haben, wo der Buschmann die Axt hängen hat.
    Du hättest nur ein Jahr später genauso unzufrieden bei deiner Sippe gehockt, wie du’s jetzt auch getan hast. Wenn du wirklich dein Leben lang kämpfen willst, musst du Söldner werden. Oder früher sterben. Oder vermutlich beides.«
    Gontas sah den alten Söldner an. Er dachte über die lange Rede nach und versuchte zu verstehen, was Mart damit sagen wollte. Die übliche Klage der Alten über die sinnlose Kampfeslust der Jugend? Prahlerei über seinen Stand? Oder eine Herausforderung und eine Beleidigung der Stämme der Buschläufer?
    Die Tiere wurden unruhig. Toris Dromedar brach zur Seite aus.
    »Zur Hölle, halt endlich dein Vieh ruhig!«, fuhr Mart sie an.
    Im selben Augenblick bewegte sich eine Reihe von Steinen vor ihnen und wurden zu den höckrigen Panzerplatten auf dem Rücken eines Tieres. Ein Schwanz mit einer Giftklaue schoss aus dem Boden empor.

11.
    Der große Ball in

Weitere Kostenlose Bücher