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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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der Kombinationen, aber auch jenes intuitive Etwas, das erst der Körper im Augenblick des Stoßes in die Tat umsetzt, die Unwiderruflichkeit des Geschehens. Eine kleine Welt für sich, dieses Billardspielen: Das von innen gewärmte Brett, das stumpfe Wachstuch, das harte Licht darauf. Eine kleine Welt, in der er König war.
    Dass er gerade dabei war, sein Mathematikstudium zu versauen, belastete ihn schwer. Aber jetzt war er in dieser miesen Kneipe und gewann diese verdammte Partie.
     
    *****
     
    Es war nicht mehr bekannt, wie dieses spezielle Schwert an die Wand über dem Kamin gekommen war. Die Familienchronik der Bilumés verlor sich diesbezüglich in undurchdringlicher Dunkelheit. Generationen waren im Glanze dieses Schwertes mit den goldenen Beschlägen auf seiner Scheide geboren worden, wurden erwachsen und zogen schließlich aus den dunklen Räumen dieses Hauses am Ufer des Rheins aus. Schließlich blieb Alfons Bilumé über. Alfons fühlte sich von dem Schwert inspiriert, eine Waffensammlung anzulegen: Schwerter, Dolche, Morgensterne, Hellebarden. Er begann systematisch todbringende Waffen zu sammeln. Besonders wichtig war ihm, dass diese Waffen tatsächlich Tod gebracht hatten. Ihm ging es um diese besondere Stimmung, die sie an den Raum, an ihn selbst und alle seine Besucher abzugeben in der Lage waren. In gewisser Weise wurde der Tod sein Lebenselixier. Aber auch er war immer älter und immer stiller geworden, bis ihn in seinen letzten Tagen düstere Trübsal gänzlich umfing. Er starb in einer relativ kalten Sommernacht völlig allein.
    Es war ein Freitag, als ein sehr vornehmes Beerdigungsinstitut den Toten entfernte und diskret zu seiner letzten Ruhestatt brachte. Das Rechtsanwaltsbüro des Verstorbenen, Enkel & Gloger, beauftragte einen Makler namens Hans Dermatt, das Regiment im Haus zu übernehmen, etwaige Schäden aufzuspüren, sie reparieren zu lassen und den Verkauf des Hauses zügig voranzutreiben. Hans Dermatt war etwa fünfzig Jahre alt, sehr kurzatmig, sehr klein, sehr erfolgreich und sehr selten bei seiner Familie, für die er so viel arbeitete, wie er vorgab.
    Hätte man sich die Mühe gemacht, den Strom des Geldes, der durch Dermatts Hände floss, einer genauen Betrachtung zu unterziehen, wäre man allerdings zu anderen Ergebnissen gekommen. Und die hätten an seinem vorgetragenen reinen Altruismus und seinem Familiensinn berechtigte Zweifel aufkommen lassen.
    Etliche dieser drängenden Termine, die ihn immer wieder davon abhielten, die Abende mit seiner Frau und seinen Kindern zu verbringen, führten ihn in unauffälligen Abständen zu zwei sehr unterschiedlichen Damen des dienstleistenden Gewerbes. Die eine, Janett, war schwarz wie die Nacht und hatte sich auf jegliche Arten umschlingender Techniken des Liebesaktes spezialisiert.
    Die andere, Efraine, hatte Haut und Haar in der Farbe frisch gefallenen Schnees. Sie wirkte unschuldig wie eine Kirschblüte, aber sie war auf Demütigung und Unterwerfung aus und beherrschte das ganze Repertoire der Dominanz von subtilen Augenbewegungen bis zu handgreiflichen Grausamkeiten. Bei allen Unterschieden waren diesen beiden Frauen zwei Eigenschaften gemein: Sie waren schön, und sie waren teuer.
    Keuchend stand Dermatt auf dem Treppenabsatz im ersten Stock des Biluméschen Hauses. Treppensteigen war nicht seine Sache, Laufen überhaupt nicht. Er fuhr zu gerne in viel zu großen Autos. Er schaute über das Geländer, das ringsum lief, in den Kaminraum hinunter.
    Seine Phantasie lud sich auf. Vor seinem inneren Auge begann Feuer im Kamin zu flackern. Der jetzt still und dunkel daliegende Raum mit seinen fremdartigen Skulpturen, den alten Möbeln und den staubigen Fellen auf dem Fußboden belebte sich in Dermatts Phantasie mit drei sehr unterschiedlichen Personen. Zwei davon waren die eben schon erwähnten Damen, die Dritte er selbst. Dermatt begann eine ménage à trois vorzuschweben. Ein Traum begann sich auszuformen, den er selbst schon oft geträumt, sich aber mangels Gelegenheit bis jetzt noch nicht erfüllt hatte.
    Obwohl das Haus der Bilumés augenblicklich nicht geheizt war und somit eher einer großen Kühltruhe ähnelte, stand Dermatt plötzlich der Schweiß auf der Stirne. Die Feuchtigkeit seiner Achselhöhlen schlug sich in übelriechenden dunklen Flecken auf seinem grauen Anzug nieder.
    Man brauchte sich ja nicht so furchtbar zu beeilen mit dem Verkauf des Hauses. Enkel & Gloger gegenüber konnte er die gespannte Marktlage für

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