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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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dem Spiegel in der Diele und sah sich selbst in die Augen, die fast ohne Lidschlag starrten. Derm-Ilein war ein Wesen ohne Fragen, ohne Unsicherheiten, aber einem Auftrag. Alle Zweifel, die seinen Vorgänger Dermatt geplagt hatten, alle Skrupel, die ihn behindert hatten, waren wie weggeblasen.
     
    *****
     
    Es war vier Uhr morgens, als Kern die schummerige Kneipe verließ. Die Nacht empfing ihn mit der Helligkeit eines Augustmondes. Die Wände der dichtgedrängt stehenden Stadthäuser atmeten die Wärme des Tages aus. Kern roch die Nähe des nahen Flusses. Er trat leise auf, schließlich wollte er die schwarzen Reiter nicht wecken. Er empfand keine Angst. Er bildete sich ein, seine einzigen Feinde säßen in seiner Seele.
    An der nächsten Straßenecke wurde er von einem Wesen umgerannt, das ihn eines Besseren belehrte. Mindestens zwei Köpfe größer als Kern, schien es nur aus stahlharten Muskeln zu bestehen und rammte Kern glatt gegen die Wand. Aus seinem übergroßen, fast dreieckigen Kopf zischte es Kern böse entgegen.
    Aber Kern ließ sich nicht einschüchtern und fauchte zurück: "Kannst du nicht aufpassen, du dämliches Aas?"
    Kern sah keinen Ansatz eines Schlages. Plötzlich traf es ihn mitten ins Gesicht. Er hörte sein Nasenbein brechen. Heißes Blut stürzte aus der Nase über seine Lippen, sein Kinn und tropfte auf die Straße. Tränen schossen ihm in die Augen. Verschwommen nahm er wahr, wie die rechte Hand seines gefährlichen Gegners hinter die linke Schulter tauchte. Ohne es je im wirklichen Leben gesehen zu haben, erkannte Kern die Absicht dieser Bewegung sofort und rammte dem Scheusal einen blitzschnellen und beinharten Tritt in den Unterleib. Sein Gegner unterbrach den Griff nach dem Schwert und schlug Kern seine eisenharte Faust von oben wie einen Hammer auf den Schädel. Kern schwanden die Sinne, aber vorher stieß er sich noch von der Hauswand ab und rollte von seinem Gegner weg. Wie in Zeitlupe sah er die Rechte der furchtbaren Gestalt abermals hinter die Schulter tauchen und diesmal das Schwert ziehen. Sein Gegner hob die schreckliche Waffe weit über den Kopf.
    Als Kern sich schon verloren sah, sprang plötzlich die Mauer zwischen ihnen auf. Ein Garagentor öffnete sich. Ein Nachtschwärmer ließ den Motor seiner dicken, schwarzen Limousine aufheulen und rollte aus seiner Garage auf die Straße. Er trennte Kern von seinem Feind. Blitzschnell beschloss Kern, diese glückliche Unterbrechung des tödlichen Spiels für sich zu nutzen, sprang auf die Bei ne und raste in die Nacht hinein, als wäre der Teufel hinter ihm her.
     
    *****
     
    Janett, die dunkelhaarige und dunkelhäutige Schöne, saß vor ihrem dreiteiligen Spiegel und richtete missmutig ihr Haar.
    Dermatt! Selbst, wenn sie mit sich selbst sprach, klang dieser Name verächtlich. Und sie verachtete sich gleichzeitig selbst, dass sie von Männern wie Dermatt abhängig war, selbst wenn sie unter ihren geübten Fingern schwach wurden und viel Geld bereit waren zu zahlen. Aber dass sie diesen ekelhaften Typen gefällig sein musste, damit ihr Robin, der Zuhälter, nicht die Aufenthaltsgenehmigung sperren ließ, das machte ihr zu schaffen.
    Sie musste ihren Ekel oft zurück drängen. Er verwandelte sich dabei in reinen Zynismus oder sogar in Schadenfreude. Sollte sie sich nicht darüber freuen, dass sie diese Männer zwang, für etwas zu zahlen, was sie letztlich nicht bekamen? Aber in ehrlichen Augenblicken, insbesondere, wenn sie wieder an der Flasche hing, war sie bereit, sich einzugestehen, dass sie es war, die bei dem Ganzen draufzahlte.
    Auch jetzt stand zwischen den ganzen Kosmetiktöpfchen und -fläschchen eine halbgeleerte Flasche Bourbon-Whisky. Ihre Hand war wieder unterwegs zur Flasche, als der Gong ertönte.
    Dermatt! Immerhin einer von denen, die pünktlich kamen und wenigstens pünktlich zahlten.
    Sie rauschte zur Türe, eine starke, aber bewegliche Gestalt, die Dunkelheit ihres ebenmäßigen Körpers noch durch schwarz durchbrochene Wäsche betont.
    Janett öffnete die Sicherheitskette, zog die Türe auf und erstarrte.
    Was da vor der Türe stand , erinnerte nur noch sehr entfernt an Dermatt.
    "Wer sind Sie?"
    Eine scharfe Stimme, pfeifend wie der Wind der Wüste, antwortete: "Ich bin gekommen, Schrecken und Entsetzen zu bringen." Er lachte sein neues Lachen, das Janett das Gefühl gab, in ein Schlangennest getreten zu sein.
    "Oh, ja, das machen Sie wirklich gut. Ich bin jetzt voller Schrecken und Entsetzen. Sie können

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