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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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dumpfes, langgezogenes "Aaaaaaahhhhh" den Raum erfüllen. Verwundert erkannte er seine eigene Stimme. Sie war ihm völlig fremd.
    Wieder dieses Rascheln und Schleifen. Rattenschwänze! Da schliffen Rattenschwänze über den Steinboden ! Sie hatten Ratten hereingelassen. An dem großen Baggerloch, wo er manchmal surfte, sah Elmar oft Ratten. So groß wie Kaninchen. Wanderratten, hatte mal jemand gesagt, wären immer hungrig. Und sie würden jede Menge schrecklicher Krankheiten übertragen. Sie jagten einzeln oder im Rudel. Jedenfalls waren sie ständig auf Jagd. Elmar stand jetzt auf dem Bett, hatte seinen Rücken gegen die Wand gepresst und sich daran empor geschoben, so weit er es konnte. Ein scharfer Schmerz schwoll in seinem Zeh auf. Elmars Hände wollten zugreifen. Voller Panik waren seine Griffe in die Finsternis völlig ungezielt. Die mörderische Flamme des Schmerzes sprang vom Fuß auf den ganzen Körper über. Elmar fühlte, wie etwas an seinem anderen Bein hochsprang. Er begann mit den Beinen auf dem Bett herumzustampfen, sprang sogar die Wand an in dem aussichtslosen Versuch, an ihr empor zu fliehen, raus aus dem tödlichen Bereich der vielen kleinen messerscharfen Fangzähne. Angst, Angst, Angst. Die Dunkelheit machte ihn völlig hilflos. Aber sie konnten ihn sehen. Er spürte, wie er sich durch das Herumtrampeln erschöpfte. Da sprang es wieder aus der Dunkelheit heraus und krallte sich in seinem Oberschenkel fest. Elmar fasste blind in das haarige Bündel hungrigen Lebens hinein und wurde prompt mit einem halben Dutzend brennender Bisse in die Hand belohnt. Die Ratte ließ nicht los, sie biss sich in seinem Schenkel fest. Gleichzeitig spürte Elmar, wie weitere Ratten um seine Füße wimmelten. Ihre durchdringenden Laute, ihr Quietschen und ihr aufgeregtes Pfeifen, gellten immer lauter an sein Ohr. Seine Knie begannen nachzugeben. Weitere Ratten sprangen an seinen Schenkeln empor. Elmar rutschte an der Wand entlang auf das Bett. Irgendwie wurde er jetzt ganz gelassen. Die Erschöpfung überschwemmte ihn und entzog ihm alle Kraft. Er spürte die Ratten auf seiner Brust. Dann plötzlich harte Krallen in seinem Gesicht. Elmar roch ihre scharfen Ausdünstungen. In diesem Augenblick erwachte etwas völlig Neues, bis dahin Unbekanntes, in ihm.
    Noch nie hatte er gefühlt, was er jetzt fühlte. Es kam tief aus seinem Inneren und entfaltete eine ihm unbekannte Kraft. Es besaß eine schillernde Farbe, leuchtete lila und weiß. Es überzog seine Haut mit einer undurchdringlichen Schutzhülle. Elmar begann zu leuchten. Auf seiner hellen Haut konnte Elmar die Ratten deutlich erkennen. Mit nunmehr traumsicheren Händen griff er zu, fasste die Gefräßigen beinahe zärtlich im Genick, löste behutsam ihre Zähne aus seinem Fleisch und warf sie mit unglaublicher Kraft gegen die Wand, eine nach der anderen. Sie zerplatzten wie faule Apfelsinen. Was von ihnen auf dem Boden ankam, wurde von ihren hungrigen Artgenossen als willkommene Nahrung angenommen und gefressen Elmar sprang auf den Boden. Die Kette klirrte. Er fasste die Kette mit beiden Händen und verfolgte sie bis zu der Stelle, wo sie in einem Wandring endete. Dort setzte sich Elmar auf den Boden, spreizte die Beine und stemmte beide Füße gegen die Wand und zog. Wilde Energieströme überschwemmten seine Körperzellen. Die nicht eingeschaltete Glühlampe an der Decke flackerte in seltsamem Licht auf und zerplatzte mit einem scharfen Knall.
    Sie hatten den Ring in die Wand eingemauert. Die Mauer hielt, aber der fingerdicke Eisenring verformte sich immer mehr. Elmar wurde gnadenlos wütend. Der Ring riss glatt durch. Elmar schoss, von der eigenen Kraft katapultiert, hinten über. Er ließ seinen Schwung in eine Rückwärtsrolle übergehen, die ihn wieder auf die Füße brachte. Elmar richtete sich ganz auf.
    Das Andere in Elmar hörte "Arnold" über den Flur kommen. Und es wusste auch, dass alles glänzend gelingen würde. Es wusste, dass "Arnold" gerade in diesem Augenblick die Türe öffnete und einen Schritt in die dunkle Zelle hinein tat. Elmar führte seinen Schwung mit den Armen weiter, die immer noch die Kette hielten. Er riss die Kette in einer Halbkreisdrehung auf "Arnold" zu. Der sah plötzlich aus der Dunkelheit heraus einen lilafarbenen Blitz mit durchdringendem Pfeifen auf sich zurasen. Dann zerschmetterten ihm die eisernen Kettenglieder das Gesicht. "Arnold" wurde krachend gegen den Türrahmen geworfen. Und während er noch an ihm herunterrutschte,

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